Globale Bain-Studie Diese vier Wachstumssegmente im Wealth Management ragen heraus

Fußgänger überqueren eine Straßenkreuzung im Stadtteil Shibuya in Tokio

Fußgänger überqueren eine Straßenkreuzung im Stadtteil Shibuya in Tokio: Eine globale Bain-Studie prognostiziert, wie sich das Wealth Management bis 2030 entwickeln wird. Foto: imago images/Panthermedia

Trotz gestörter Lieferketten, steigender Energiepreise und einer schwächelnden Konjunktur infolge der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs: Das Wachstum der Vermögen auf der ganzen Welt dürfte sich mittelfristig fortsetzen. Die Unternehmensberatung Bain & Company erwartet in ihrer Studie „In a New World: Time for Wealth Management Firms to Shift Course“ bis 2030 einen weltweiten Anstieg der liquiden Vermögen um gut 90 Billionen US-Dollar auf dann 229 Billionen US-Dollar.

Damit wird das Wealth Management mit seinem hohen Anteil wiederkehrender Erträge und seiner großen Kapitaleffizienz für Finanzdienstleister noch attraktiver. Bis zum Ende der Dekade werden sich die Umsätze im Wealth Management der Bain-Prognose zufolge auf 509 Milliarden US-Dollar verdoppeln.

Nur hybrider Ansatz kann Erwartungen der Kunden erfüllen

Jedoch müssen Private Banking, Vermögensverwaltungen und Family Offices ihr Angebot, Vertrieb und Geschäftsmodell zunehmend an den veränderten Bedürfnissen der nach 1981 geborenen Generationen Y und Z ausrichten, wollen sie auch in den kommenden Jahren im Wealth Management erfolgreich sein. Schätzungsweise 250 Millionen von ihnen würden 2030 ein jährliches Einkommen von mehr als 100.000 US-Dollar haben und damit zur potenziellen Kundschaft gehören.

test
© Studie „In a New World: Time for Wealth Management Firms to Shift Course“, 2022, Bain & Company

„Die Generationen Y und Z beschäftigen sich mit dem Thema Kapitalanlage deutlich mehr als ihre Eltern und agieren selbstständiger“, sagt Dr. Christine Weber-Vossen, Co-Autorin der Studie. Finanzdienstleister müssten daher mit Hochdruck ihr digitales Angebot ausbauen. „In entscheidenden Situationen ist aber jüngeren Wohlhabenden eine individuelle persönliche Beratung ebenfalls wichtig“, so Weber-Vossen. „Entsprechend lassen sich in Zukunft auch in der Vermögensverwaltung die Erwartungen der Klientel nur mit einem hybriden Ansatz erfüllen.“

Vier Zukunftsmärkte im Wealth Management

Bei den Kapitalanlagen bahnen sich ebenfalls weitreichende Veränderungen an. Vier Zukunftsmärkte hebt die Studie hervor:

  • Nachhaltigkeit: Für drei von vier Mitgliedern der Generation Y ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Anlagekriterium. Der Anteil ESG-konformer Produkte wird nach Bain-Schätzungen bis 2030 auf 46 Prozent des verwalteten Vermögens steigen.
  • Private Equity und Private Debt: Die Überrenditen gerade großer Private-Equity-Anbieter führen zu einer vermehrten Nachfrage nach Anlagelösungen jenseits der öffentlich regulierten Märkte.
  • Digital Assets: Mit zunehmender Professionalisierung werden rein digitale Anlagemöglichkeiten wie Kryptowährungen zu einem festen Bestandteil im Portfolio. Ihr Anteil erhöht sich in den kommenden fünf Jahren auf 1 bis 5 Prozent des verwalteten Vermögens.
  • Lösungen für den Ruhestand: Ein weiteres Wachstumssegment ergibt sich aus dem Renteneintritt der Babyboomer. Gefragt sind Lösungen, die weiblichen wie männlichen Pensionären einen sicheren und komfortablen Lebensabend ermöglichen.

Insbesondere drei Geschäftsmodelle versetzen Private-Wealth-Anbieter in die Lage, die vielfältigen Wachstumschancen zu nutzen: als integrierter Komplettanbieter, Kundenmagnet oder als Nischenplayer. Gerade große Finanzdienstleister können, je nach Ausgangslage auch über gezielte Übernahmen, das gesamte Leistungsspektrum in der Vermögensverwaltung abdecken. Zugleich decken sie mit einer konsequenten Digitalisierung die Bedürfnisse jüngerer Gutverdiener ab und erschließen so eine neue Kundengruppe.

 

 

Die Kundenmagneten dagegen konzentrieren sich auf die Beratung einer möglichst großen Zahl von Vermögenden und setzen bei nachgelagerten Prozessen auf die Leistungen Dritter. Nischenplayer legen ihren Fokus hingegen auf ein spezielles Kundensegment und spielen hier ihre Stärken entlang der Wertschöpfungskette aus.

Auch DACH-Region ist ein gutes Pflaster

Finanzdienstleistern mit klarer Positionierung bieten sich in den kommenden Jahren auch in der DACH-Region erhebliche Wachstumsmöglichkeiten in der Vermögensverwaltung: „Die neue Generation Wohlhabender und Gutverdienender löst sich aus der traditionellen Hausbankbeziehung und entscheidet sich bewusst für einen Wealth-Manager ihrer Wahl“, betont Bain-Partner Markus Habbel. Und er ergänzt: „Wer sich im Wettbewerb durchsetzt, wird nicht nur steigende Umsätze und Gewinne realisieren. Vielmehr wird sich auch die Marktkapitalisierung börsennotierter Vertreter verdoppeln.“

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen