In einer Zeit, die von geopolitischen Spannungen, Handelskonflikten und anhaltenden Inflationssorgen geprägt ist, suchen institutionelle Anleger nach verlässlichen Einschätzungen für das kommende Jahr. In einem großen Marktausblick zu Alternativen Investments bündelt der Bundesverband Alternative Investments (BAI) die Prognosen von über 30 Finanzinstitutionen – darunter Blackrock, KKR, Goldman Sachs und JP Morgan.
„Wir fassen die wichtigsten Erkenntnisse zusammen, damit Sie nicht alle Berichte lesen müssen“, beschreiben die Autoren Philipp Bunnenberg und Amir Hedayat pragmatisch die Herangehensweise ihrer Analyse. Die Studie liefert sowohl übergreifende Markttrends als auch detaillierte Prognosen zu allen wichtigen alternativen Anlageklassen.
Makroökonomischer Ausblick: Anhaltende Unsicherheit
Als Rahmen für die Anlageklassen-Prognosen dienen die makroökonomischen Erwartungen führender Häuser. Diese zeichnen ein gemischtes Bild: Der allgemeine Konsens sieht für die Weltwirtschaft ein Wachstum von rund 2,1 Prozent bei einer Inflationsrate von etwa 2,3 Prozent vor.
Besondere Unsicherheit schaffen die Zollpläne der Trump-Administration. „Die Maßnahmen und Gegenmaßnahmen waren zum Zeitpunkt der Erstellung noch nicht vollständig absehbar“, räumen die BAI-Autoren ein.
Private Equity: gute Konditionen bei kleineren Transaktionen
Für Private Equity zeichnet sich ein positives Bild: Nach einem längeren Dealstau steigen M&A- und IPO-Aktivitäten wieder an. Erstmals seit acht Jahren fließt mehr Geld an Investoren zurück, als neu eingefordert wird – ein wichtiger Liquiditätsfaktor und ein Signal für eine Trendwende im Markt.
Besonders das Mittelstandsgeschäft überzeugt laut der Studie. „Beim Kauf mittelständischer Unternehmen zahlen Investoren durchschnittlich deutlich weniger als bei großen Buyouts“, so die Analysten. Für Anleger bedeutet dies laut Studie: Wer in kleinere Transaktionen investiert, erhält oft bessere Konditionen als bei Large Caps.
KKR prognostiziert allerdings, dass sich die Renditeunterschiede zwischen den verschiedenen alternativen Anlageklassen verringern werden. Gleichzeitig werde sich jedoch die Leistungsschere zwischen Top-Performern und Nachzüglern innerhalb jeder Anlageklasse weiter öffnen. Dies macht eine sorgfältige Manager-Auswahl bedeutender.
Private Debt: Vom Ergänzungsprodukt zum Portfolioanker
Im Bereich Private Debt identifiziert die Studie konkrete Wachstumschancen: Private Kreditgeber halten bislang nur etwa 5 Prozent Marktanteil bei assetbasierten Finanzierungen – und genau hier liege erhebliches Wachstumspotenzial.
Als vielversprechende Segmente für 2025 werden gewerbliche Immobilienkredite, Infrastrukturschulden, Spezialfinanzierungen und CLOs (Collateralized Loan Obligations) hervorgehoben. Zudem dürfte die europäische Eltif-2.0-Regulierung den Private-Debt-Markt durch besseren Zugang für Privatanleger weiter beflügeln.
Auffällig ist die zunehmende Globalisierung: Während Nordamerika noch über 60 Prozent der Private-Debt-Assets verwaltet, holen die Regionen Europa und Asien-Pazifik auf. Der Trend zu spezialisierten Kreditfonds, die die traditionelle Kreditvergabefunktion von Banken übernehmen, beschleunigt diese Entwicklung weltweit.
Infrastruktur: KI treibt Nachfrage nach Energie und Datenzentren
Besondere Aufmerksamkeit verdient der Infrastruktursektor, wo die KI-Revolution massive Investitionen erfordert. Nach einem Bewertungsrückgang bieten gerade erneuerbare Energien aktuell attraktive Renditen.
Beeindruckend sind die prognostizierten Wachstumszahlen: US-Datenzentren könnten laut McKinsey bis 2030 etwa 600 Terrawattstunden Strom benötigen – das Dreifache des Verbrauchs von 2023. Diese Entwicklung schafft umfangreiche Investitionsmöglichkeiten an der Schnittstelle von Digitalisierung und Energieversorgung.
Immobilien: Fundamentaldaten sprechen für 2025
Bei Immobilien sieht die Studie eine Bodenbildung bei den Bewertungen, wobei erhebliche Unterschiede zwischen den Sektoren bestehen. Die Analysten prognostizieren 2025 als „starken Jahrgang“ für Immobilienkapitalanlagen.
Dabei fallen die sektoralen Unterschiede ins Auge: Büroimmobilien erlebten mit minus 55 Prozent in den USA und minus 37 Prozent in Europa die stärksten Preisrückgänge von früheren Rekordpreisen. Logistik, Wohnimmobilien und Datenzentren profitieren hingegen von struktureller Nachfrage und zeigen sich widerstandsfähiger.
Handlungsimplikationen für institutionelle Anleger
Für institutionelle Anleger ergeben sich aus der Studie mehrere konkrete Handlungsempfehlungen: Die Diversifikation über alternative Anlageklassen gewinnt in volatileren Märkten an Bedeutung. Sekundärmärkte bieten zunehmend wichtige Liquiditätslösungen. Thematische Investments – besonders in den Bereichen KI, Energiewende und Neugestaltung von Lieferketten – versprechen überdurchschnittliche Renditen.
Insgesamt rechnet die Studie mit einem weiteren Wachstum alternativer Anlagen: Von derzeit 13 Billionen US-Dollar dürfte das verwaltete Vermögen bis 2030 auf über 20 Billionen US-Dollar steigen. Institutionelle Anleger, die sich frühzeitig positionieren, können von dieser Entwicklung profitieren.