„Drohende Überschuldung“ Bafin schließt Bremer Greensill Bank

Bremer Altstadt

Bremer Altstadt: Dort hat die Greensill Bank ihren Sitz. Foto: Pixabay

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat gegenüber der Greensill Bank ein sogenanntes Moratorium erlassen. Damit sind weder Ein- noch Auszahlungen möglich. Zudem muss das Institut das Kundengeschäft einstellen. Als Grund nennen die Finanzaufseher eine „drohende Überschuldung“. Das Moratorium sei notwendig, „um die Vermögenswerte in einem geordneten Verfahren zu sichern“.

Die Greensill Bank habe aber keine systemische Relevanz, stellt die Bafin klar. „Ihre Notlage stellt daher keine Bedrohung für die Finanzstabilität dar“, heißt es in einer Mitteilung der Finanzaufsicht. Die Bilanzsumme des in Bremen ansässigen Instituts belief sich zum Stichtag 31. Dezember 2020 laut Bafin auf 4,5 Milliarden Euro.

Etwa eine Milliarde Euro soll einem Bericht der Ratingagentur Scope zufolge von Privatanlegern stammen. Festgeldangebote der Bank wurden über Portale wie Weltsparen und Zinspilot vertrieben. Auch Verbraucherseiten wie Stiftung Warentest und Finanztip führten das Institut in ihren Datenbanken. „test.de hat die Angebote der Greensill Bank aus dem Festgeldvergleich der Stiftung Warentest entfernt“, teilte das Portal nun mit.

Einlagen bis 100.000 Euro sind geschützt

Die Bafin weist darauf hin, dass die Einlagen der Kunden im Rahmen des Einlagensicherungsgesetzes geschützt sind. Das Institut gehört der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken an. Damit seien bis zu 100.000 Euro pro Anleger abgesichert.

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Laut dem Bundesverband deutscher Banken haben Sparer zudem für sechs Monate nach Einzahlung einen Rechtsanspruch auf die Entschädigung von Einlagen bis zu 500.000 Euro, wenn die Einzahlung mit bestimmten Lebensereignissen zusammenhing. Dazu zähle etwa der Verkauf einer privat genutzten Immobilie, Scheidung, Ruhestand oder Kündigung des Arbeitsverhältnisses.

Verdacht nach Sonderprüfung

Bei einer Sonderprüfung hatten die Finanzaufseher zuvor Ungereimtheiten in der Bilanz des Instituts entdeckt. „Die Bafin hat in einer forensischen Sonderprüfung festgestellt, dass die Greensill Bank nicht in der Lage ist, den Nachweis über die Existenz von bilanzierten Forderungen zu erbringen, die sie von der GFG Alliance Group angekauft hat“, erklärt die Aufsicht. Daher seien umfangreiche Maßnahmen zur Sicherung der Liquidität erlassen sowie ein Sonderbeauftragter eingesetzt worden.

Der Bafin zufolge versteht sich die Bremer Greensill Bank als Refinanzierer für die Greensill-Gruppe. Das Unternehmen bietet kurzfristige Finanzierungen zur sogenannten Lieferkettenfinanzierung von Industrieunternehmen an. Verbindlichkeiten gegenüber Lieferanten können damit durch eine Bank zwischenfinanziert werden.

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