Risikobericht 2025 Bafin warnt Finanzbranche vor Klimarisiken und Cyberattacken

Bafin-Präsident Mark Branson

Bafin-Präsident Mark Branson warnt vor vielschichtigen Risiken für die Finanzbranche 2025. Foto: Bafin / Matthias Sandmann

Die deutsche Finanzbranche steht 2025 vor komplexen Herausforderungen. „Es gibt zurzeit nicht das eine, zentrale Risiko. Die Lage ist vielschichtig“, warnt Bafin-Präsident Mark Branson bei der Vorstellung des Risikoberichts seiner Behörde. Ein besonderes Problem: Für viele der aktuellen Risikotreiber fehlen historische Erfahrungswerte.

Die Finanzaufsicht sieht vor allem die zunehmenden physischen Risiken des Klimawandels mit Sorge. Diese schlügen sich in den Kreditportfolios der Banken und den Schadenssummen der Versicherer nieder. „In Europa könnten mehr als 30 Prozent des jährlichen Schadenbudgets für Naturkatastrophen schon in den ersten Tagen des Jahres aufgebraucht werden“, so Branson. 

Die Bafin identifiziert in ihrem Ausblick sechs zentrale Risiken für den Finanzsektor:

  • Risiken aus Korrekturen an den Immobilienmärkten
  • Risiken aus signifikanten Korrekturen an den internationalen Finanzmärkten
  • Risiken aus dem Ausfall von Unternehmenskrediten
  • Risiken aus Cyber-Vorfällen mit gravierenden Auswirkungen
  • Risiken aus unzureichender Geldwäscheprävention
  • Risiken aus Konzentrationen bei der Auslagerung von IT-Dienstleistungen

Neben den Risiken sind auch drei sogenannte Trends im Blick der Bafin. Die physischen Risiken des Klimawandels werden dabei unter dem Begriff Nachhaltigkeitsprobleme zusammengefasst. Hinzu kommen Umbrüche in der Geopolitik und Digitalisierung. IT-Sicherheit bleibt für die Branche herausfordernd – nicht zuletzt wegen der zunehmenden Nutzung Künstlicher Intelligenz. Zudem könnten künftige Quantencomputer bestehende Verschlüsselungen knacken. „Die Zeit zu handeln ist jetzt. Wenn die ersten leistungsfähigen Quantencomputer zum Verkauf stehen, ist es zu spät“, mahnt der Bafin-Chef.

Die Bafin fordert die Finanzinstitute auf, ihre Risikovorsorge zu erhöhen. „Die Unternehmen müssen resilient sein – gegen finanzielle und operationelle Risiken“, betont Branson. Die guten Erträge aus 2024 sollten die Institute nutzen, um in ihre IT-Sicherheit zu investieren. Auch Versicherer will die Aufsicht in diesem Bereich 2025 schärfer überwachen.

Unternehmensinsolvenzen und Kreditausfälle steigen 

Die schwache Wirtschaftsentwicklung in Deutschland verschärft die Lage zusätzlich. Nach einem Rückgang des BIP um 0,2 Prozent im Vorjahr rechnet der Sachverständigenrat der Bafin 2025 nur mit einem Plus von 0,4 Prozent. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen stieg 2024 bereits um 16,8 Prozent.

 

Auch die Bundesbank teilt die Einschätzung der Bafin. Besonders der Gewerbeimmobilienmarkt bereitet den Aufsehern Sorgen: Die Quote notleidender Kredite in diesem Segment liegt mittlerweile bei 4,5 Prozent. „Weder dürfen wir hier schon von einem Ende des Preisverfalls ausgehen, noch dürften sich bereits alle Risiken in den Bankbilanzen niedergeschlagen haben“, so Bundesbank-Vorstand Michael Theurer.

Insgesamt ist die Quote gefährdeter Kredite bei deutschen Banken im dritten Quartal 2024 auf rund 1,8 Prozent gestiegen – ein Anstieg um mehr als ein Fünftel gegenüber dem Vorjahr.

Vierte Ausgabe der „Risiken im Fokus“  

In diesem Jahr hat die Bafin ihren jährlichen Risikoausblick bereits zum vierten Mal veröffentlicht.  Die Aufsicht zeigt in dem Bericht die aus ihrer Sicht relevanten Trends auf, mit denen sich die Unternehmen des Finanzsektors beschäftigen sollten. Der Bericht dient den Unternehmen als Richtschnur für das eigene Risikomanagement und gibt gleichzeitig einen Ausblick auf die Aufsichtsschwerpunkte der Bafin im laufenden Jahr. 

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