Bafin zu Private Debt & Private Equity Versicherungsunternehmen verlassen sich zu häufig auf Expertise externer Asset Manager

Seite 2 / 2

 

Bei der Vereinbarung von variablen Zinssätzen besteht zwar die Chance, dass steigende Zinssätze den Investoren zugutekommen, gleichzeitig steigt jedoch auch das Kreditrisiko des Zielunternehmens, da anziehende Kreditzinsen und somit höhere Finanzierungskosten dessen Liquidität belasten. Erwähnenswert sind darüber hinaus Währungsrisiken, gegen das üblicherweise Absicherungsgeschäfte getätigt werden, und rechtliche Risiken bei internationalen Anlagen.

Eine besondere Herausforderung bei der Anlage in Private Equity ist die Bewertung des Zielunternehmens. Da diese Firmen nicht an der Börse notiert sind, liegen häufig nur wenige Marktdaten vor, sodass eine genaue Abschätzung des tatsächlichen Unternehmenswerts schwierig ist. Die Bafin rät, dass die Versicherer deshalb die von den Asset Managern bereitgestellten Informationen kritisch hinterfragen und bei der Bewertung dem Vorsichtsprinzip hinreichend Rechnung tragen sollten. Die Finanzaufsicht will in Überprüfungsprozessen im Einzelfall ein besonderes Augenmerk auf das Thema Bewertung von illiquiden Kapitalanlagen legen.

Die Gefahr für Kreditausfälle steigt

Die aktuellen wirtschaftlichen Widrigkeiten wie die Inflation, die hohen Energiepreise, die Lieferkettenprobleme, die steigende Zinsen oder die drohende Rezession wirken sich unmittelbaren auf die Geschäftstätigkeit vieler Unternehmen aus – und damit auf deren Umsätze, (Finanzierungs-) Kosten und Erträge sowie, letztendlich, den Wert des Unternehmens. In der Vergangenheit bewegten sich die Ausfallraten der Investitionen auf einem niedrigen Niveau. Nunmehr ist jedoch davon auszugehen, dass die Gefahren für Kreditausfälle und Insolvenzen steigen und damit das Risiko für Abschreibungen sowohl für Anlagen in Private Debt als auch in Private Equity erhöhen.

 

 

 

Durch den Zinsanstieg sind zudem die Zeitwerte verzinslicher Wertpapiere, und damit die Zeitwerte der gesamten Kapitalanlagen von Versicherern, gesunken. Dies führt automatisch zu einer Erhöhung des Anteils von Kapitalanlagen wie Private Equity am Gesamtportfolio, da deren Marktwerte vom Zinsanstieg nicht unmittelbar betroffen sind. Der Effekt kann durch vereinbarte Commitments, also künftige Abnahmeverpflichtungen, in der Folgezeit verstärkt werden. Dann würde die tatsächliche Asset Allocation unerwünschter Weise deutlich von der ursprünglich geplanten SAA abweichen. Damit würde sich zudem auch die Risikosituation ändern.

Versicherern bleibt bei Dachfonds-Konstruktionen häufig verborgen, in welche Zielunternehmen letztlich investiert wird

Die Anforderungen an das Risikomanagement gelten analog auch für illiquide Kapitalanlagen – insbesondere der Grundsatz der unternehmerischen Vorsicht nach Paragraf 124 Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) beziehungsweise die Eiopa Leitlinien 28 und 33 zum Governance-System. Für eine fundierte Risikobeurteilung ist ein vertieftes Verständnis des Geschäftsmodells der Zielunternehmen notwendig, das durch regelmäßiges Monitoring über die Laufzeit der Investition hinweg ergänzt werden muss.

Die Versicherungsunternehmen verlassen sich aber zu häufig auf die alleinige Expertise der externen Assetmanager und deren regelmäßige Berichte und Analysen. Zudem bleibt Versicherern bei Dachfonds-Konstruktionen häufig verborgen, in welche Zielunternehmen letztlich investiert wird. Die Bafin sieht hier ein deutliches Defizit und empfiehlt Versicherern, sich nicht ausschließlich auf die Berichte und Analysen der Assetmanager zu verlassen.

Bafin verfolgt weitere Entwicklung

Die Bafin will die Entwicklung des Private-Equity- und Private-Debt- Marktes sowie das Investitionsverhalten der Versicherer weiter sehr genau beobachten. Insbesondere will sie denjenigen Versicherern auf den Zahn fühlen, deren Exposure auffällig ist, beziehungsweise die überdurchschnittliche Risiken eingehen.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen