Kleine und mittelgroße Banken und Sparkassen gehen gestärkt aus der Zinswende hervor. Sie konnten ihre Ertragslage verbessern und ihre Kapitalausstattung erhöhen. Auch für ein hartes Krisenszenario sind sie gewappnet.
Das sind Ergebnisse des LSI-Stresstests und der parallel durchgeführten Umfrage der Finanzaufsicht Bafin und der Deutschen Bundesbank. LSI steht für Less Significant Institutions, also kleine und mittlere Finanzinstitute.
Im Stresstest wird untersucht, wie sich wirtschaftliche Schocks auf die Kapitalausstattung und Ertragslage von Banken und Sparkassen für die Jahre 2024 bis 2026 auswirken. Dafür werden von der Bankenaufsicht ein Basis- und ein Stress-Szenario vorgegeben. Mithilfe des Tests soll die zukünftige Eigenmittelempfehlung bestimmt, und geprüft werden, ob die Eigenmittel der Institute auch während eines Stressszenarios ausreichend sind.
Bessere Ausgangslage für Banken und Sparkassen
„Die Ausgangslage der Banken ist besser geworden. Die meisten Institute sind gut kapitalisiert und können die sehr anspruchsvollen Herausforderungen des diesjährigen Stresstests meistern“, sagte Raimund Röseler, Bafin-Exekutivdirektor Bankenaufsicht, bei der Vorstellung der Ergebnisse in Frankfurt.
Das Schockszenario, das den Banken für die Simulation vorgegeben wurde, war dieses Jahr deutlich herausfordernder als für den vorangegangenen Test von vor zwei Jahren. So steigerte sich beispielsweise der BIP-Schock (reales Bruttoinlandsprodukt) von minus 4,7 auf minus 6,3 Prozent. Der harmonisierte Verbraucherpreisindex legt im vorgegebenen Szenario auf 13,6 Prozent zu, während es im 2022-Szenario noch 6,6 Prozent waren und der Dax bricht um 54,6 Prozent ein, statt um 40,5 Prozent.
Strengeres Szenario lässt doppelt so viele Banken straucheln
Der Schock führte im Aggregat zu einer Verschlechterung der harten Kernkapitalquote um 3,7 Prozentpunkte auf 14,5 Prozent. Der Stresseffekt wurde dabei durch Adress- und Marktrisiken getrieben.
Während 14,5 Prozent zwar eine solide Kapitalbasis sind, ist dies nur ein aggregiertes Ergebnis über alle geprüften Institute hinweg. Im Stresstest-Szenario zeigten sich bei einer mittleren zweistelligen Zahl von Banken und Sparkassen Probleme, sie lagen unterhalb der aufsichtlichen Kapitalforderung. Betroffen waren rund doppelt so viele Institute wie noch 2022. Grund dafür ist nach Angaben der Bafin hauptsächlich das strengere Szenario.
„Die Institute sollten ihre Kapitalausstattung weiter stärken und ihre solide Ausgangslage nicht ohne Not aufgeben. Die wirtschaftliche Situation ist nach wie vor unsicher. Die Ausreißer werden wir sehr eng begleiten. Wenn nötig werden wir mit aufsichtlichen Maßnahmen frühzeitig gegensteuern“, so Röseler.
Die drei größten Hürden
Nach Erkenntnissen aus der Umfrage planen die Institute auch mit zunehmenden Wertberichtigungen. Die Banken und Sparkassen sind weiterhin dazu bereit, zusätzliche Risiken aufzunehmen und weitere Kredite zu vergeben. Doch planen sie, das harte Kernkapital stärker als die risikogewichteten Aktiva zu erhöhen. Dadurch steigt die harte Kernkapitalquote und gleicht die höheren Risiken aus.
Als größte Herausforderungen sehen Institute laut der Umfrage mit 76 Prozent der Angaben die Personalgewinnung, die verschärfte Konkurrenz um Einlagen (60 Prozent) sowie die Eintrübung des wirtschaftlichen Umfelds (37 Prozent). Zudem können sich mit 54 Prozent mehr als die Hälfte der Banken und Sparkassen in den nächsten fünf Jahren eine Fusion vorstellen, oder sie befinden sich bereits in einem Zusammenschluss.
Am Stresstest der Deutschen Bundesbank und der Bafin nahmen 1.200 kleine und mittelgroße deutsche Kreditinstitute teil. Die teilnehmenden Institute umfassen rund 91 Prozent aller Kreditinstitute in Deutschland und machen rund 40 Prozent der aggregierten Bilanzsummen aus. Die Ergebnisse des Stresstests fließen in die Aufsichtstätigkeit von Bundesbank und Bafin ein.