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Wer am 15. Januar 2024 nachzählte, wie viele Wertpapierinstitute die Bafin beaufsichtigt, der war nach 719 Unternehmensnamen fertig. So viele Wertpapierinstitute verfügten zum Stichdatum über die Bafin-Lizenz nach Paragraf 15 des Wertpapierinstitutsgesetzes. Das heißt auch: 719 Institute sind in der Lage, mit Erlaubnis auch die klassischen Dienstleistungen eines Vermögensverwalters anzubieten: Anlageberatung, Anlagevermittlung und Finanzportfolioverwaltung.
Eine Auswertung dieser Redaktion zeigt: Damit ist die Zahl der Wertpapierinstitute im Vergleich zu Anfang 2023 um netto 19 Unternehmen gesunken. Denn: 38 Wertpapierinstitute verschwanden aus der Bafin-Aufsicht, nur 19 neue kamen dazu. Bereinigt wurde die Liste der Unternehmen der Lizenz-Aufgaben und -Neuerteilungen um Umfirmierungen, bei denen sich nur der Unternehmensname oder Geschäftssitz geändert haben, aber nicht der Unternehmensgegenstand.
Ein Beispiel ist etwa die deutsche Einheit der Milliardärsbank BDT & Company: Als die US-amerikanische Muttergesellschaft mit MSD Partners fusionierte, änderte sich zwar der Name des Unternehmens zu BDT & MSD Partners, der Geschäftsgegenstand und die ursprüngliche Lizenz blieben aber bestehen – schließlich war MSD Partners in Deutschland nicht mit einer eigenen Lizenz tätig.
Die Liste mit den Unternehmen, die 2023 eine Bafin-Lizenz erhielten oder aber zurückgaben, finden Sie auf den folgenden Seiten.
Commerzbank-Boutique und Wealth Joint Venture erhalten Lizenz
Unter den Wertpapierinstituts-Neuzugängen finden sich einige prominente Namen: So gründete die Commerzbank gemeinsam mit einem von Fondsmanager Andreas Neumann geführten Team die Investmentboutique Yellowfin Asset Management, die aktives Anlagemanagement für institutionelle und Firmenkunden sowie hochvermögende Privatkunden anbieten soll.
Bemerkenswert ist auch die neu gegründete WPV Advisory & Asset Management: Die Tochter des Versorgungswerks der Wirtschaftsprüfer und vereidigten Buchprüfer (WPV) soll Beratungs- und Asset-Management-Tätigkeiten übernehmen.
Neben einigen Trading- und Brokerage-Unternehmen (Hyphe Markets, Sagora Capital, Lemon Markets Brokerage oder Deutsche Börse Digital Exchange) trat 2023 auch ein Family Office als Wertpapierinstitut den deutschen Markt: D-Tail kommt eigentlich aus der Schweiz, nahm im Sommer aber auch hierzulande das Geschäft auf. Die Auswertung zeigt aber auch, dass nur wenige klassische Vermögensverwalter 2023 an den Markt traten.
| Diesen Wertpapierinstituten hat die Bafin 2023 eine Lizenz erteilt |
| Axia Asset Management, Complementa, Deutsche Börse Digital Exchange, Dodge & Cox Europe, Donaucapital Financial Services, D-Tail Investment Advisory, HRK Lunis, Hyphe Markets, Lemon Markets Brokerage, Meine Bayerische Vermögen, NAS Financial Services, P3 finance, Sagora Capital, S-International Rhein-Ruhr, S-International Saar Pfalz, Traders Place, Victoriapartners, WPV Advisory & Asset Management, Yellowfin Asset Management |
Vielmehr sind die neuen Vermögensverwalter eher Sonderfälle: Die Meine Bayerische Vermögen ist etwa ein Joint Venture der BV Bayerische Vermögen mit der Meine Volksbank Raiffeisenbank, HRK Lunis entstand erst durch die schon 2022 angekündigte Fusion von Huber, Reuss & Kollegen mit Lunis Vermögensmanagement.
Die Lizenzen von Huber, Reuss & Kollegen sowie Lunis tauchen dementsprechend auch in der Liste der Unternehmen auf, die 2023 ihre Bafin-Lizenz zurückgaben. Auch Profitabel Kapitalanlagen tritt nicht mehr als Wertpapierinstitut auf, stattdessen gab das Unternehmen im Herbst 2023 eine Zusammenarbeit mit Alpha Beta Asset Management bekannt. Smart-Invest wurde dagegen in die Muttergesellschaft Sand & Schott integriert.
Tresono fokussiert Geschäft, kleinere Vermögensverwalter verschwinden
Solch fusionierte und zusammenarbeitende Häuser sind aber nicht die einzigen Vermögensverwalter, die nun nicht mehr von der Bafin beaufsichtigt werden müssen: Die Bestadvice Vermögenstreuhand, Ecoblue, JB Vermittlungskontor, die OFG-Gruppe, Moltrecht & Partner oder das Niklas Berliner Vermittlungskontor bieten Dienstleistungen etwa nur noch als Vermittler mit Erlaubnissen nach Paragraf 34 der Gewerbeordnung an, während Vermögensverwalter wie Trendconcept, Volando Asset Management oder Heyer & Hübner ganz vom Markt verschwunden sind. Ähnliches gilt auch für das Wealthtech Elinvar, das 2023 Insolvenz angemeldet hat.
Bemerkenswert ist auch die Bafin-Lizenz-Rückgabe zweier Family Offices: Das Tresono Family Office aus Köln wird seit dem Herbst nicht mehr von der Bafin beaufsichtigt. Man wolle sich auf das Family-Office-Geschäft selbst fokussieren und die Kosten für die Lizenz, hieß es von Seite Tresonos. Deshalb sind auch die eigenen Fonds und die Vermögensverwaltung nicht mehr Bestandteil des Angebots. Neben Tresono hat auch das Family Office Zobel Values seine Bafin-Lizenz zurückgegeben – gegenüber der Redaktion äußerte sich das Unternehmen aber bisher nicht zu den Gründen.
| Diese Wertpapierinstitute haben ihre Bafin-Lizenz 2023 zurückgegeben |
| Algo Capital Management, Axovision Capital, Bestadvice Vermögenstreuhand, Capverian, Cepres Capital Solutions, Corestate Bank, Credx, Deter & Rasche Investmentberatung, Ecoblue Asset Management, Elinvar, Enmacc, Geno Broker, Hansa Terminhandel, Heyer & Hübner Finanzdienstleistung, HKR Vermögensverwaltung, Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung, JB Vermittlungskontor, Lehner Investments Management, Loom Impact, Lunis Vermögensmanagement, MF-Capital, Moltrecht & Partner Asset Management, Niklas Berliner Honorarberater, OFG Vermögensverwaltung, Profitabel Kapitalanlagen, Qtrade, Real Exchange, Schilo, Sera Global Real Estate Group, Smart-Invest, Tobias Hörl Vermögensverwaltung, Trade Republic Bank, Trendconcept Vermögensverwaltung, Tresono Family Office, Volando Asset Management, Wavetrack International, WMK Finanz, Zobel Values |
Mit Real Exchange verzichtet seit 2023 zudem ein Immobilien-Investmentberater aus der institutionellen Kapitalanlage auf seine Bafin-Lizenz, während die Bafin dem Schweizer Investmentberater Complementa für sein deutsches Tochterunternehmen die Anlagevermittlung und -beratung erlaubt hat. Der prominenteste Name in der Liste ist wohl Trade Republic: Weil das Unternehmen inzwischen über eine eigene Vollbank-Lizenz verfügt, braucht der Neo Broker nicht mehr die Erlaubnis nach Paragraf 15 des Wertpapierinstitutgesetzes.
