Bafin-Chef zieht Krisen-Fazit Banken und Versicherer nicht existenziell bedroht

Felix Hufeld: Der Bafin-Chef schätzte jetzt die Krisenauswirkungen für die Finanzbranche ein.

Felix Hufeld: Der Bafin-Chef schätzte jetzt die Krisenauswirkungen für die Finanzbranche ein. Foto: Bernd Roselieb / Bafin

Die  Corona-Krise und ihre Folgen für den Finanz- und Versicherungssektor waren das bestimmende Thema auf der diesjährigen Jahrespressekonferenz der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). Die Konferenz fand 2020 erstmals telefonisch statt.

Banken besonders betroffen

Bafin-Präsident Felix Hufeld ging in einer Stellungnahme auf die durch die Pandemie geprägte Lage ein. Sein Fazit zur Situation von Banken, Investmentgesellschaften und Versicherern lässt sich trotz einiger Warnungen und Mahnungen insgesamt als „verhalten optimistisch“ bezeichnen.

Banken seien von der aktuellen Krise besonders betroffen, räumte Hufeld ein. Denn trotz milliardenschwerer öffentlicher Hilfspakete dürften viele Kreditnehmer aus dem Unternehmensbereich in der kommenden Zeit in Zahlungsnot geraten. Die Institute sollten mit ihren Mitteln haushalten und auf Dividenenzahlungen und Gewinnausschüttungen verzichten, mahnte Hufeld. Der Bankensektor könnte in der Krise zwar Blessuren davontragen, die Situation jedoch insgesamt meistern.

Ein besonderes Augenmerk richtete Hufeld auf Lebensversicherungsunternehmen. Die ohnehin unter den Niedrigzinsen leidende Branche habe mit der Corona-Krise eine weitere harte Nuss zu knacken. Für existenzbedrohend hält Hufeld die Situation für die Unternehmen aktuell jedoch nicht. „Zwar werden die Solvenzquoten wohl sinken. Das hat unsere Abfrage bei ausgewählten Lebensversicherern ergeben. Aber bei keinem dieser Unternehmen kommt es zu einer Unterdeckung.“ Zukünftige Engpässe bei der Liquidität – sollte umfangreich das Neugeschäft einbrechen, Policen gekündigt und Beiträge gestundet werden – will Hufeld jedoch nicht ausschließen. Die Finanzaufseher wollen die Akteure genau im Blick behalten.

„Mit blauem Auge davongekommen“

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Da Versicherer als institutionelle Anleger auch am Kapitalanlagemarkt aktiv seien, hingen sie auch an dessen weiterer Entwicklung: „Noch wissen wir nicht, ob sich die Verwerfungen verstetigen, die wir gerade auf der Asset-Seite sehen“, so Hufeld. Falls man es nicht nur mit kurzfristigen Marktschwankungen, sondern mit grundlegend veränderten Bewertungen und Ausfallrisiken zu tun bekäme, träfe das mithin auch die Versicherer.

Die Fondsbranche sei bis dato mit einem blauen Auge davongekommen, resümiert Hufeld. „Anleger konnten ihre Anteile in aller Regel problemlos veräußern.“ Sollte in den kommenden Monaten umfangreich Geld aus Fonds abfließen, hätten die Gesellschaften aktuell neue Möglichkeiten, um Fonds liquide zu halten. Hufeld spielt auf eine Novelle im Kapitalanlagegesetzbuchs (KAGB) vom Februar dieses Jahres an: Fondsgesellschaften können jetzt Preisanpassungen („Swing Pricing“), Rücknahmefristen und -beschränkungen („Redemption Gates“) setzen, um zu verhindern, dass Fonds wegen Liquiditätsmangels ungewollt schließen müssen. Die Aufsicht erwartet, „dass die Kapitalverwaltungsgesellschaften zügig prüfen, ob und welche neuen Tools sie nutzen werden“.

In seiner Rede warb Hufeld auch um einen Verständnisvorschuss für das Handeln seiner Behörde. Die Corona-Krise sei bislang nicht ausgestanden. Die Herausforderung im aktuellen Umfeld liege darin, „unter Zeitdruck und auf einer nicht immer perfekten Faktenbasis tragfähige Entscheidungen zu treffen“, so der Bafin-Chef.

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