Die Versicherungsaufseher der Bafin wollen im kommenden Jahr verstärkt das Risikomanagement der Branche prüfen. Besonders im Fokus stehen dabei alternative Kapitalanlagen und Cyberversicherungen, wie Julia Wiens, Exekutivdirektorin für Versicherungsaufsicht, ankündigte.
„Die deutschen Versicherer sind aktuell wirtschaftlich stabil. Auch wenn die Rahmenbedingungen nicht einfach sind“, betonte Wiens auf der Jahreskonferenz der Behörde. Sie verwies dabei auf die unsichere wirtschaftliche Entwicklung, hohe geopolitische Risiken und zunehmende Bedrohungen aus dem Cyber-Raum.
Verschärfte Kontrolle bei alternativen Investments
Die Bafin will 2025 besonders Versicherer mit hohen Beständen an alternativen Kapitalanlagen wie Private Equity und Private Debt unter die Lupe nehmen. „Wir werden die Limit- und Überwachungssysteme sowie die strategische Asset-Allokation genau prüfen“, kündigte Wiens an. Die Behörde will sicherstellen, dass die Unternehmen über ein angemessenes Risikomanagement und ausreichend qualifiziertes Personal verfügen.
IT-Modernisierung wird zur Pflicht
Bei der IT-Sicherheit sieht die Aufsicht noch erheblichen Verbesserungsbedarf. „Manch einer schreckt vor den hohen Kosten und langwierigen Projekten zurück. Aber das ist fahrlässig“, warnte Wiens. „Unternehmen, die nicht in moderne IT-Systeme investieren, gefährden ihre Wettbewerbsfähigkeit – und damit ihre eigene Zukunft.“ Die Bafin will verstärkt veraltete Systeme, IT-Risikomanagement und Auslagerungen kontrollieren.
Im schnell wachsenden Segment der Cyberversicherungen plant die Aufsicht weitere Datenerhebungen. Ziel ist es, die Zeichnungspolitik, Tarifierung und das Risikomanagement der Anbieter in diesem volatilen Markt zu überwachen.
Ausweitung der Wohlverhaltensaufsicht geplant
Nachdem die Bafin bereits den Kundennutzen von Lebensversicherungsprodukten überprüft hat, will sie die Wohlverhaltensaufsicht 2025 auf weitere Sparten ausdehnen. „Der Grundsatz, dass Produkte Kundinnen und Kunden nutzen müssen, gilt universell“, unterstrich Wiens. Besonders im Blick sind daher zunächst Anbieter mit hohen Stornoquoten.
Bürokratieabbau und neue Regulierung im Blick
Gleichzeitig setzt sich die Behörde für Bürokratieabbau ein. „Die Branche verändert sich rasant. Wir wollen die Versicherungsaufsicht modernisieren und effizienter gestalten“, sagte Wiens. Die Bafin unterstützt dabei das Ziel der EU-Kommission, die Berichtspflichten um 25 Prozent zu reduzieren.
Weitere regulatorische Schwerpunkte sind die Umsetzung der überarbeiteten Solvency-II-Richtlinie, neue EU-Regeln zur Sanierung und Abwicklung von Versicherern (Insurance Recovery and Resolution Directive – IRRD) sowie die Vorbereitung auf die europäische KI-Verordnung, die ab August 2026 greift.
Wiens rückt in EIOPA-Spitzengremium auf
Die EIOPA hat Wiens in ihren Verwaltungsrat berufen. Als eines von sechs Mitgliedern des Gremiums wird die Exekutivdirektorin bis Mitte 2027 das Arbeitsprogramm der EU-Behörde mitgestalten und Entscheidungen in administrativen und strategischen Fragen treffen. Die Wahl unterstreicht den Einfluss der deutschen Finanzaufsicht bei der Weiterentwicklung der europäischen Versicherungsregulierung.