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AXA-Fondsmanager Jeremy Gleeson „Gewinne der Digital Economy dürften deutlich steigen“

Jeremy Gleeson, Fondsmanager des AXA WF Framlington Longevity Economy bei AXA IM

Herr Gleeson, verraten Sie uns Ihre Digital-Economy-Strategie?

Jeremy Gleeson: Bislang werden nur 9 Prozent aller Einzelhandelsumsätze online erzielt. Das erscheint uns sehr wenig, sodass noch viele Jahre zweistellige Wachstumsraten möglich sein dürften. Die gesamte Wertschöpfungskette entwickelt sich ständig weiter. Deshalb ist von einem weiterhin sehr starken Umsatzwachstum auszugehen. Auch die Gewinne dürften deutlich steigen. Unterstützt wird dieses Wachstum nicht zuletzt vom technischen Fortschritt und der Entwicklung neuer Geschäftsfelder wie künstliche Intelligenz und virtuelle Realität.

Worauf konzentrieren Sie sich bei Ihren strategischen Überlegungen?

Gleeson: Bei unserer Digital-Economy-Strategie interessieren wir uns für Unternehmen aus unterschiedlichen Bereichen des Online-Kaufprozesses – von der Suche nach Produkten und Dienstleistungen bis zu Bestellung, Zahlung und Lieferung. Außerdem investiert die Strategie in „Data-Enabler“, also in Unternehmen, die Technologie und Dienstleistungen entwickeln, um andere Unternehmen bei der Digitalisierung zu unterstützen.

Können Sie uns Ihren Ansatz näher erläutern?

Gleeson: Um Mehrwert zu erzielen, investieren wir in vier Themenbereiche der digitalen Wirtschaft; die 4 D‘s: Discovery (Suche), Decision (Entscheidung), Delivery (Lieferung) sowie Data & Enablers (Daten & Ermöglicher). Zum Thema Suche zählen die wichtigsten Kanäle, über die Unternehmen Kunden mit gezielter und personalisierter Werbung auf sich aufmerksam machen. Hier sind wir in Internetriesen investiert, aber auch in Small und Mid Caps wie Hubspot und Yext. Hubspot ist eine Marketing- und Vertriebsplattform für kleinere und mittlere Unternehmen. Yext bietet eine Cloud-Software, mit der Unternehmen alle lokalen Daten mit nur einem Programm managen können. Aus unserer Sicht wird es für Unternehmen immer wichtiger, lokale Daten auszuwerten, um die Kundenerfahrungen zu individualisieren.

Was für Unternehmen verbergen sich hinter dem Begriff „Decision“?

Gleeson: Unternehmen, die die Kaufentscheidung unterstützen, sind meist innovative Firmen, die traditionellen Unternehmen Marktanteile abnehmen. Ein Beispiel hierfür ist Booking.com, ein globaler Online-Reiseanbieter. Oder auch Rightmove, das größte britische Immobilienportal.

Was hat es mit dem Bereich „Delivery“ auf sich?

Gleeson: Der Bereich Lieferung ist deshalb wichtig, weil die Kunden sichere Bezahlmethoden und eine schnelle Zustellung wünschen. Der Sektor Online-Bezahlsysteme wächst im mittleren bis hohen zweistelligen Bereich. Hier sind wir zum Beispiel in das Bezahlsystem PayPal investiert. Im Bereich Logistik ist die Nachfrage bei Dienstleistern wie Prologis stark gestiegen. Das Unternehmen verfügt über günstig gelegene Lagerhäuser, die von immer mehr Einzelhändlern und anderen Logistikanbietern als Auslieferungslager genutzt werden, um die Lieferkette zu optimieren.

Fehlen noch die „Data & Enabler“-Unternehmen …

Gleeson: Diese Unternehmen bieten technische Unterstützung und Dienstleistungen für den Online-Auftritt von Firmen auf unterschiedlichen Kanälen und Endgeräten. Damit helfen sie nicht nur reinen Online-Unternehmen, sondern auch traditionellen Firmen, die im Netz präsenter werden wollen, um den Anschluss nicht zu verlieren. Ein solcher Enabler ist Salesforce.com mit Cloud-Lösungen für die Bereiche Onlinehandel, Kundendienst und den Markt für Cloud-Plattformen. Ein weiteres Beispiel ist Atlassian, ein australischer Anbieter von Programmen für Projektmanagement und Zusammenarbeit. Das Unternehmen hilft Softwareentwicklerteams, IT-Managern und Wissensarbeitern, ihre Effizienz zu steigern.

Wie stark sind die FAANGs (Facebook, Amazon, Netflix und Google) in Ihrer Strategie vertreten? Wie schätzen Sie deren Bewertungen ein?

Gleeson: Die FAANG-Aktien sind recht stark im Portfolio vertreten. Aus unserer Sicht sind die Bewertungen, vor allem die der FAANGs, im Vergleich zum Aktienmarkt insgesamt seit einigen Monaten attraktiv. Aktuell erscheint der Bewertungsaufschlag gerechtfertigt, insbesondere wenn man bedenkt, dass diese Unternehmen langfristig weiter überdurchschnittlich stark wachsen dürften.

Was unterscheidet Ihre Strategie von einer traditionellen Technologiestrategie?

Gleeson: Unser Portfolio ist in Branchen investiert, die in der Regel in keinem Technologieindex enthalten sind. Beispielsweise sind wir in Logistikunternehmen, Lagerhausbetreiber- und -ausrüstern sowie Frachtunternehmen investiert.

Was sind die größten Risiken für Ihre Strategie?

Gleeson: In allen Branchen finden rasche unternehmensrelevante Veränderungen statt. Deshalb ist es wichtig, die langfristigen Gewinner zu erkennen. Auch in Bereichen, die langfristig sehr stark wachsen, gibt es Verlierer. Das ist ein Risiko, aber auch eine Chance für aktive Manager. Unser wachstumsorientierter Ansatz und die Vorliebe für Small und Mid Caps bedeutet, dass einige unserer Positionen anfangs nicht sehr rentabel sind.

Ihre Erklärung dafür?

Gleeson: Das liegt daran, dass die Unternehmen in den ersten Jahren in ihr Geschäft investieren müssen, um die Zukunft vorzubereiten. Anfangs ist das Geschäftsmodell möglicherweise weniger rentabel, weil der Fokus auf Produktentwicklung, Vertrieb und Kundengewinnung liegt. Wichtig ist, dass wir nicht in ganz junge Start-ups investieren. Wir beteiligen uns erst dann, wenn ein Unternehmen ein nachweislich gutes Produkt hat und auf dem Weg zu einer erfolgreichen Vermarktung ist. Die allermeisten unserer Portfoliounternehmen sind bereits rentabel.

Ihr Ausblick: Welche Bereiche der digitalen Wirtschaft halten Sie 2019 für interessant?

Gleeson: Aus unserer Sicht dürfte die hohe Nachfrage nach Dienstleistungen für die digitale Wirtschaft weiter anhalten. Das gilt für alle unsere vier Themen im AXA World Funds – Framlington Digital Economy. Der stete technische Fortschritt wird unser Leben weiter beeinflussen. Das digitale Zeitalter hat gerade erst begonnen. Wir stehen am Anfang der digitalen Revolution der Wirtschaft und es entstehen ständig neue Geschäftsmodelle.

Letzte Frage: Wie würden Sie Ihren Investmentstil beschreiben?

Gleeson: Unser Investmentstil ist einfach. Wir interessieren uns für Qualitätsunternehmen, die in langfristigen Wachstumsbranchen tätig sind.

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