Auch wenn niemand die Zukunft des Automobils genau vorhersehen kann, steht eines fest: Auch in Zukunft werden Fahrzeuge gebaut und gekauft. Die Geschichte des Autos ist eine Erfolgsgeschichte und es spricht heute nichts dagegen, dass Mobilität auch für die Menschen von morgen ein existenzielles Grundbedürfnis sein wird. Prognosen untermauern dies: So wird geschätzt, dass sich die Anzahl der Autos bis 2040 weltweit auf etwa 2 Milliarden verdoppeln wird. Doch 2 Milliarden Autos benötigen 2 Milliarden Parkplätze. Und wenn man gleichzeitig davon ausgeht, dass zu dieser Zeit etwa 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben und arbeiten werden*, drängt sich unweigerlich eine Frage auf: Wird der öffentliche Raum für die Mobilität der Zukunft ausreichen?
Doch nicht nur der enorme Platzbedarf oder das Bedürfnis nach dem Besitz eines persönlichen Fahrzeugs sind problematisch und treiben den rasanten Wandel im Mobilitätsverhalten voran. Schon heute gibt es vernünftige Alternativen zum eigenen Auto. Mit einer simplen Mitfahrgelegenheit-App auf dem Smartphone kann man in den meisten Großstädten dieser Welt ans gewünschte Ziel gelangen, anstatt selber fahren zu müssen. So ist man nicht vom eigenen, womöglich selten genutzten PKW abhängig, dessen Unterhalt ohnehin viel Geld kostet, sondern man kommt überdies noch in den Genuss eines besonderen, sozialen Erlebnisses, nämlich einer Fahrgemeinschaft.
Neue Technologien, neue Mentalität
Neben dem veränderten Mobilitätsverhalten gibt es noch eine zweite Kraft, die die Automobilindustrie dazu zwingt, sich zu verändern: neue Technologien. Durch die rapide Zunahme der Rechnerleistung, Konnektivität und Künstliche Intelligenz rückt eine Welt mit selbstfahrenden Autos neben (oder statt) Autos mit menschlichen Fahrern immer näher an unsere Gegenwart heran. Laut Goldman Sachs wird der weltweite Markt für Mitfahrgelegenheiten und Fahrgemeinschaften von gegenwärtig 5 Milliarden Dollar bis in Jahr 2030 auf etwa 285 Milliarden Dollar anwachsen.
Ein anderer Treiber des Fortschrittes ist das allgemein gestiegene Umweltbewusstsein. Die öffentliche Diskussion um den Klimawandel beschleunigt den Übergang von Kraftwagen, die mit fossilen Brennstoffen angetrieben werden, zu elektrischen Fahrzeugen. Dafür spricht die wachsende Zahl der Besitzer von E-Autos. 2016 wurden mehr als 2 Millionen elektrische PKWs verkauft. Laut der Internationalen Energieagentur (englisch International Energy Agency; IEA) wird es im Jahre 2030 mehr als 200 Millionen E-Autos auf den Straßen geben.
Mobilität als Dienstleistung
Die voranschreitenden Verbesserungen bei Batterien und anderen Neben-Technologien machen es wahrscheinlich, dass der Markt für „Mobility as a Service“ (Mobilität als Dienstleistung) weiterhin wachsen wird. Einer aktuellen Studie von McKinsey zufolge könnte 2030 jedes zehnte Auto ein „Shared Vehicle“ (gemeinsam genutztes Auto) sein.
Das bedeutet nicht, dass Autos nicht auch in Zukunft gekauft und verkauft werden. Jedoch wird sich die gesamte Branche wandeln. Auch die Lieferketten der Fahrzeugbauer werden sich grundlegend verändern, da das „Endprodukt Auto“ schon bald ein anderes sein dürfte als wir es heute kennen. Diejenigen Unternehmen, die umweltfreundliche, miteinander vernetzte und künstlich intelligente Autos bauen, werden am Automobilmarkt immer dominanter – und sie werden entsprechende Gewinnmargen realisieren. Folglich gehen mit diesem Wandel und Wachstum neue Chancen für Anleger einher.
In der neuen Welt des Automobils werden Investoren nicht nur vor die Wahl zwischen beispielsweise Ford oder Toyota gestellt. Sie werden sich auch nicht nur zwischen Tesla oder dem Nissan Leaf entscheiden müssen. Vielmehr werden Anlageentscheidungen vermehrt auch etwa App-Entwickler, Batteriehersteller und Chip-Produzenten berücksichtigen.
* Quelle: Bank of America Merrill Lynch, Februar 2017.