Investitionsbedarf schafft große Nachfrage
Der Bereich Basis-Infrastruktur profitiert derzeit von einer Ausnahmesituation, weil hier die substanzielle Sicherheit und die Chancen eines strukturellen Wachstumstrends zusammentreffen. Dazu zählen vor allem der hohe Investitionsbedarf in Industriestaaten und Schwellenländern sowie die Bedeutung als globaler Wettbewerbsfaktor im Zuge des digitalen und demografischen Wandels. Jährlich müssen etwa 4 Prozent des globalen Bruttoinlandsproduktes investiert werden. Dies entspricht insgesamt etwa 70 Billionen US-Dollar für die Jahre 2017 bis 2035.
Auch um die UN-Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, muss viel Geld in die globale Infrastruktur investiert werden: Thematisch gehören dazu im Bereich Infrastruktur zum Beispiel die folgenden Ziele: sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen, bezahlbare und saubere Energie, Industrie, Innovation und Infrastruktur sowie nachhaltige Städte und Gemeinden. Um diese Ziele zu erreichen, müssten jährlich weltweit zusätzlich mehrere Billionen USD investiert werden.
Finanzierungslücke ist groß
Viele Länder können ihre Ziele für Investitionen in Ausbau und Modernisierung nur schwer oder gar nicht erfüllen. So hat sich zum Beispiel die Qualität der deutschen Infrastruktur seit der Finanzkrise stetig verschlechtert. Sie ist seit September 2009 weltweit von Rang 1 auf Rang 7 zurückgefallen, heißt es im World Economic Forum Competitiveness Report. Und Deutschland ist eines der Länder, die für den Zeitraum 2017 – 2035 eine Finanzierungslücke für Infrastrukturinvestitionen haben. Weltweit beträgt die aktuelle Finanzierungslücke für Infrastrukturinvestitionen geschätzt 14 Billionen US-Dollar bis zum Jahr 2035.
Zusätzliche Chancen durch Wandel des Infrastrukturmarktes
In einem Umfeld von niedrigen Erträgen und geringem Wachstum bietet Basis-Infrastruktur zudem, durch den hohen Bedarf und die sich verändernden Geschäftsmodelle, neben Stabilität und Robustheit auch überdurchschnittliches Wachstum. Dies bedeutet Chancen und Herausforderungen für Unternehmen in allen Bereichen – von Transport über Stromnetze bis zu Telekommunikations-Infrastruktur. Beispiele sind Glasfasernetze, die Vernetzung der Energiemärkte, Mobilität und Shared Services. Diese neuen, schnell wachsenden und produktivitätssteigernden Märkte müssen künftig von Infrastrukturunternehmen bedient werden.
Gute Beispiele für eine erfolgreiche Anpassung an einen sich wandelnden Infrastrukturmarkt sind börsennotierte Netzwerkbetreiber wie Elia in Belgien und Terna in Italien. Diese Unternehmen investieren in Innovationsprojekte im Bereich Vernetzung der Energiemärkte. Dazu gehört unter anderem die Vernetzung des italienischen Energiemarktes mit dem französischen. Das Ergebnis ist eine höhere europaweite Netzwerkstabilität, während der CO2-Ausstoß und die Strompreise durch effektiveren Energiehandel sinken.
Im Bereich Transportinfrastruktur bereiten sich Mautstraßenbetreiber wie Ferrovial aus Spanien auf neue Mobilitäts- und Technologietrends vor: Autonomes Fahren und Carsharing müssen nicht weniger Autos oder weniger Bedarf an Straßeninfrastruktur bedeuten. Vernetzte Fahrzeugflotten können durch effiziente Interaktion die Auslastung der Straßen erhöhen. Außerdem bergen niedrigere Fahrzeug-Nutzungskosten auch das Risiko von mehr Verkehr und Staus in Großstädten. So oder so würden die Investitionen in Straßeninfrastruktur steigen.
In der Telekommunikation haben Unternehmen wie Cellnex aus Spanien Investitionen in das Glasfasernetz und den neuen Mobilfunkstandard 5G für sich als Wachstumsmärkte identifiziert – als Dienstleister der Telekomfirmen. So werden Telekomtürme als Shared Service angeboten: Weil sie von mehreren Telekommunikationsunternehmen gleichzeitig genutzt werden, können diese ihre Kosten senken und verstärkt in Wachstumsinnovationen investieren.