Ausgeschalteter Krisenmodus „Spekulanten wetten gegen Gold wie noch nie“

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Märkte nicht rational

Warren Buffet verweist zu recht immer wieder darauf, dass die Kapitalmärkte eben nicht rational sind. Vielmehr gibt es Herdenverhalten, Über- und Unterschießen von Bewertungen. Bei Gold wird derzeit an den Terminmärkten auf fallende Preise gesetzt. Spekulanten sind so deutlich gegen Gold positioniert, wie schon lange nicht mehr.

Fundamental wird diese Schwäche von der abnehmenden Nachfrage aus Indien und China gefördert. Der Verfall der Rohstoffpreise tut ein weiteres, um die Stimmung gegen Gold zu fördern. Schon kursieren Kursziele von weit unter 1.000 Euro; die Deutsche Bank prognostizierte bereits im Juli eine Marke von 750 US-Dollar.

Schon allein aus markttechnischen Gründen bin ich versucht, dagegenzuhalten.  Immer wenn alle das Gleiche denken, kommt an den Finanzmärkten ziemlich sicher das Gegenteil – siehe die kürzliche Gegenbewegung des Euro während alle noch auf steigenden Dollar setzten.

Doch auch aus einer langfristigen Perspektive sollte ein rationaler Investor an Gold festhalten. Wohin man auch blickt, drohen erhebliche Vermögensverluste. Gefangen in Überschuldung und Stagnation und mit Blick auf die erheblichen ungedeckten Versprechen für Renten und Gesundheitsleistungen einer überalternden Gesellschaft werden die Politiker garantiert den Weg des geringsten Widerstandes gehen: die Notenpresse.

Ob dann nicht das schon oft zitierte Bild von der Ketchup-Inflation wahr wird? Ketchup, weil wie bei der Ketchup-Flasche lange nichts, und dann alles auf einmal mit großem Schwung kommt.

Ich jedenfalls möchte in einem solchen Szenario der schnell ansteigenden Inflation nicht ohne eine Alternative zu unserem Geldsystem dastehen. Und so wie die Goldskeptiker in Warren Buffet ihren prominenten Herold haben, möchte ich nicht verschweigen, dass Ray Dalio, einer der erfolgreichsten Hedgefondsmanager der Geschichte, immer auch einen Anteil seines Vermögens in Gold hält.


Über den Autor:
Daniel Stelter ist Gründer des auf Strategie und Makroökonomie spezialisierten Forums „Beyond the Obvious“. Er war von 1990 bis 2013 Unternehmensberater bei der Strategieberatung The Boston Consulting Group (BCG), zuletzt als Senior-Partner und Geschäftsführer. Seit 2007 berät er internationale Unternehmen im Umgang mit den Herausforderungen der fortschreitenden Finanzkrise.

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