Ausblick auf Post-Corona-Zeit Wie sich die Krise auf Immobilien-Investments auswirkt

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Nach Corona wird sich zeigen, ob es zu einer Scheidungswelle oder einem Babyboom kommt. In den USA rüsten sich die Kanzleien schon für „Covidivorce“. Das würde vorerst für einen zusätzlichen Bedarf an Single-Wohneinheiten für die dann ausziehenden Partner sprechen. Ein Babyboom wiederum würde größere Einheiten begünstigen - Stichwort Kinderzimmer

Auch die geltenden Reisebeschränkungen könnten der österreichischen Immobilienwirtschaft zu Gute kommen. Die Hütte im Salzkammergut oder das Häuschen am Neufeldersee sind für die Zukunft ein Ausweg, um bei geschlossenen Grenzen und Flughäfen, nicht noch einen Sommer auf Balkonien in der Wiener-, Grazer- oder Salzburger Innenstadt verbringen zu müssen.

Während bei all dem erwähnten noch ein wenig Unsicherheit herrscht, so kann man an anderer Stelle aber jedenfalls mit steigender Nachfrage rechnen und damit wohl auch mit steigenden Preisen. Logistik- und Lagerkapazitäten: Wenn sich ein Land wie Österreich künftig ein wenig unabhängiger von Importen machen will - speziell im Hinblick auf Medizinprodukte, Schutzausrüstung und dergleichen -, so wird man nicht umhin kommen, dafür die nötigen Kapazitäten aufzubauen.

Noch etwas spricht für das Betongold und zwar die Frage nach den Alternativen.

  • Staatsanleihen rentieren entweder negativ – wenn sie guter Bonität sind – oder sind ausfallsgefährdet – wenn sie nennenswerte Zinsen abwerfen sollen
  • Gold hat eine Rallye hinter sich, muss gelagert und versichert werden und zahlt keine Zinsen oder Dividenden
  • Bargeld am Bankkonto könnte demnächst (zusätzlich zur Inflation) auch den Negativzinsen zum Opfer fallen. Außerdem sind Barvermögen nur bis 100.000 Euro abgesichert – der Rest kann durchaus von einem Haircut betroffen sein (siehe Zypern 2013).
  • Edelsteine, Kunst, Oldtimer und Uhren liefern zwar vereinzelt beeindruckende Renditen, sind aber für die Masse als Anlageobjekt nicht geeignet
  • Ähnliches gilt für Private Equity Fonds und Direktbeteiligungen an Unternehmen
  • Bleiben noch Aktien. Diese sind derzeit sehr interessant gepreist und zahlen meist zusätzlich eine nicht zu unterschätzende Dividende. Trotzdem könnten sich Indexrückschläge von 30 und mehr Prozent bei potentiellen Investoren eingeprägt haben. Es wird sich zeigen wie lange diese Eindrücke nachwirken.

Allzu groß sollte aber die Schadenfreude gegenüber den anderen Anlageklassen nicht werden, denn das Zinshaus in Wiener Innenstadtlage wirft eine Nettorendite von 2,5 bis 3 Prozent ab. Wenn das Gebäude dann noch halbwegs in Schuss gehalten werden soll, kann man gut und gerne noch 0,8 – 1,2 Prozent pro Jahr abziehen. Die Hoffnung des Anlegers ruht also weniger auf der laufenden Rendite als vielmehr der Wertsteigerung. Man könnte dann gleich eine Stufe vorher beginnen und sich unbebaute Grundstücke als Investment näher ansehen. Geringe Aufschließungskosten gepaart mit praktisch nicht vorhandenen Erhaltungskosten, treffen auf eine quasi in ganz Österreich flächendeckend gegebene Wertsteigerung, zumindest konstant über der Inflation. Und bis man verkauft, kann man ja noch das eine oder andere Familien-Picknick dort veranstalten.

Abschließend kann man getreu nach Churchill, Twain oder Valentin wohl sagen, dass Prognosen auch hier sehr schwierig sind, weil sie ja leider die Zukunft betreffen. Ganz grundsätzlich kann aber wohl davon ausgegangen werden, dass die Asset-Klasse Immobilien die Krise ganz gut überstehen wird. Wie gut, das wird sich allerdings erst zeigen.



Über den Autor:
Alexander Sablatnig ist Gründer und Geschäftsführer von Afom Advisors Ltd., einem auf Finanz-Consulting und Family-Office-Dienstleistungen spezialisierten Unternehmen.

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