Ausblick auf Post-Corona-Zeit Wie sich die Krise auf Immobilien-Investments auswirkt

Alexander Sablatnig ist Gründer und Geschäftsführer von Afom Advisors.

Alexander Sablatnig ist Gründer und Geschäftsführer von Afom Advisors. Foto: Afom Advisors

Die Corona-Krise ist noch in vollem Gange. Täglich hören wir – speziell auf internationaler Ebene – von Erkrankten- und Todeszahlen, die in die Hunderte gehen. Aber ein Blick zurück zeigt, dass auch die schlimmste Pandemie, der größte Krieg oder die tiefgreifendste Umweltkatastrophe einmal vorbei gehen. Das gibt Anlass zu einem möglichen Ausblick auf die Zeit nach Corona – im Speziellen auf den Immobilienmarkt – und ein paar Thesen dazu.

Welche Auswirkungen wird Corona hier zeigen? Auf den ersten Blick könnte man durchaus davon ausgehen, dass die derzeitige Krise dazu geeignet ist, dem Immobilienmarkt einen merklichen Dämpfer zu verpassen. Die ganze Welt befindet sich nach gängiger Definition in einer Rezession. Insolvenzen sind derzeit zwar rückläufig, das liegt laut Kreditschutzverband aber eher an den aufgelegten Hilfspaketen und dem Moratorium auf Konkursanträge, als dass es die Realität korrekt abbildet. Es lässt sich durchaus mit einem Aufholeffekt an Firmenpleiten ab der Mitte des Jahres bis ins Jahr 2021 hinein rechnen. Dies wird wohl Auswirkungen auf den Retail- und Büromarkt haben. Insbesondere muss man auch im Hinterkopf haben, dass viele Unternehmen im Zuge der Krise einen Onlinehandel aus dem Boden gestampft haben. Es wird zu beobachten sein, ob teure Retail-Flächen künftig zu Gunsten des weitaus billigeren Onlineauftrittes geopfert werden.

Heere an Arbeitslosen haben derzeit andere Sorgen als eine größere Wohnung oder den Ankauf einer Eigentumswohnung als Anlageobjekt. Die Panik und Stimmung der vergangenen Wochen könnte durchaus zu weniger Konsum und auch weniger Investitionsbereitschaft führen, nach dem Motto „brauche ich das wirklich zum Leben?“. Und wenn schon an Veranlagung und Investition gedacht wird, dann wird wohl die weitaus liquidere Asset-Klasse Aktien – da immer interessanter gepreist – vorgezogen. Verordnete Mietpreisstundungen, wie sie derzeit Usus sind, tragen auch nicht zur Attraktivität der Anlageform Mietwohnung bei. Vieles spricht also für einen Einbruch oder zumindest Abschwung am Markt.

Auch wenn es in der Immobilienbranche noch durchaus Zweifel gibt, ob der Markt erneut ein Gewinner der Krise sein wird – wie schon 2009 – so stehen all diesen Argumenten und Entwicklungen trotzdem auch Effekte entgegen, die durchaus das Potenzial dazu hätten, den Markt zu stützen.

Da wäre zum einen die Tatsache, dass derzeit – den Zentralbanken sei Dank – viel billiges Geld auf der Suche nach Rendite im Umlauf ist. Zusätzlich verpfänden momentan wohlhabende Personen und Familien rund um den Globus ihre bisher unbelasteten Anwesen, um an genügend freien und günstigen Cash für die Zeit danach zu kommen. Eine Personengruppe also, von der man denken würde, dass sie es nicht nötig hat, kratzt so viele Mittel wie möglich zusammen, um groß auf Einkaufstour zu gehen. Es wird wohl nicht alles davon in Immobilien fließen, wenn man aber einen durchschnittlichen Anteil bei HNWI und UHNWI von 8 bis 18 Prozent zu Grunde legt, sollte schon rein statistisch betrachtet ein Teil des frischen Geldes in Immobilien landen.

Außerdem wird sich zeigen, wie sehr die Erfahrungen aus dem Lockdown die „Kaufgewohnheiten“ der Immobilieninteressenten in Zukunft beeinflussen werden. Dabei können die folgenden Überlegungen eine Rolle spielen:

  • Wie sehr hat wochenlanges Homeoffice einen Eindruck hinterlassen? Wäre es gut ein eigenes Zimmer im Home-Office zu haben? Das spräche also für größere Wohnungen. Im Umkehrschluss könnte dieser Gedanke aber negativ auf den Büromarkt durchschlagen. Home-Office wurde bisher von heimischen Arbeitgebern eher stiefmütterlich behandelt, da der Mitarbeiter ja nur leistet, wenn die Führungskraft ihn im Auge hat. Nach Corona könnte sich das durchaus ändern.
  • Es ist gut, sich aus dem Weg gehen und hinter sich die Türe schließen zu können, was ebenfalls für größere private Einheiten, oder zumindest solche mit mehreren Zimmern, spricht.