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Ausblick 2019 von AXA IM Abkühlung ja, Rezession nein

Laurent Clavel (l.), Head of Macro Ecomomic Research der Abteilung Research & Strategy und Maxime Alimi, Head of Strategy der Abteilung Research & Strategy bei AXA IM

USA: Die letzte Runde des Zyklus

2018 werden die USA voraussichtlich ein Wachstum von 2,9 Prozent verzeichnen – ihr bestes Ergebnis seit 2006. Ein Teil dieser durch eine spektakuläre prozyklische Expansion gestützten Dynamik dürfte noch eine Weile Bestand haben. Jedoch lassen sich auch zunehmende Herausforderungen erkennen: ein Nachlassen der Wirkung der fiskalischen Maßnahmen, eine restriktive Handelspolitik und, was aus unserer Sicht am wichtigsten ist, restriktivere Finanzbedingungen. Dies dürfte 2019 zu einer klassischen zyklischen Konjunkturverlangsamung auf 2,3 Prozent führen.

Für 2020 legen die aktuelle Konsensprognose und die Prognose des Offenmarktausschusses der US-Notenbank (Fed) eine weiche Landung nahe. Historisch gesehen, sind jedoch scharfe Wachstumseinbrüche häufiger. Tatsächlich kommt es in Volkswirtschaften, die sich einem Konjunkturabschwung ausgesetzt sehen, in der Regel zu einem Teufelskreis aus sinkendem Vertrauen, Ausgaben- und Investitionsverringerungen sowie einer steilen Rückführung der Lagerbestände. Während wir anerkennen, dass die Vorwegnahme des genauen Zeitablaufs von Rezessionen sehr schwierig ist, sieht unsere Prognose für 2020 das US-Wachstum unter dem potenziellen Wachstum bei 1,4 Prozent.

Wir erwarten daher, dass die Fed ihren Zinserhöhungszyklus der jüngsten Zinsanhebung im Dezember weitere Zinsschritte im Jahr 2019 folgen lässt und den Erhöhungszyklus dann abschließt. Für Ende 2020 gehen wir davon aus, dass die Fed eine Phase der Lockerung einleitet.

Europa: Glanzlose Erholung und politische Konflikte

Obwohl sie in ihrer zyklischen Expansion – überwiegend aufgrund politischer Fehler – etwa zwei Jahre hinterherhinkt, verlangsamt sich das Wachstum in der Eurozone bereits wieder. Vor einem Jahr legten Unternehmensumfragen eine Beschleunigung der Wirtschaftsaktivität nahe, doch nach einem unglaublich enttäuschenden Jahr 2018 dürfte das Wachstum in der Eurozone jetzt 1,9 Prozent betragen, gegenüber 2,5 Prozent im Jahr 2017. Was die weitere Zukunft angeht, so erwarten wir einen weiteren Rückgang beim Wachstum auf 1,4 Prozent in 2019, und dann auf 1,2 Prozent in 2020.

Während die Entwicklung beim privaten Konsum und im Bau relativ stabil bleiben dürfte, dürften sich die Unternehmensinvestitionen im Gefolge des nachlassenden Vertrauens der Unternehmen (die Kreditnachfrage der Unternehmen ist die niedrigste seit 2014) und sinkender Rentabilität verringern. Angesichts der rückläufigen Außennachfrage, insbesondere aus den USA und China, sowie sinkender Wettbewerbsfähigkeit und relativ robusten Importen dürfte am wichtigsten sein, dass der Außenbeitrag das Wachstum negativ beeinflussen dürfte.

Diese glanzlose Erholung dürfte für die Europäische Zentralbank (EZB) ausreichen, um den Einlagenzins bis zum Frühjahr 2020 auf 0 Prozent anzuheben. Auch wenn die Inflation noch ein ganzes Stück von ihrem Zielwert entfernt liegt, erwarten wir, dass dieser Schritt als eine Normalisierung dargestellt wird und nicht als eine Straffung der Geldpolitik, wobei die Bank argumentieren dürfte, dass die Nebenwirkungen der Negativzinsen ihren Nutzen zunehmend ausgleichen. Wir erwarten darüber hinaus für die erste Jahreshälfte 2019 gezielte längerfristige Refinanzierungsoperationen.

China: Strukturelle Reformen und Liberalisierung der Finanzmärkte

Das Jahr 2018 war zudem durch die sich wandelnden Auswirkungen des US-chinesischen Handelskonflikts von einer Markterschütterung hin zu einem Wachstumsschock gekennzeichnet. Unser Basisszenario sieht vor, dass der Zollsatz im kommenden Jahr von 10 auf 25 Prozent ansteigt und chinesische Waren im Wert von 250 Milliarden US-Dollar betrifft. Diese protektionistische Eskalation ist der wesentliche Grund für den wirtschaftlichen Abschwung, den wir in 2019 für China erwarten (6,1 Prozent Wachstum, nach 6,5 bis 6,6 Prozent in 2018). Die Auswirkungen auf den Handel dürfte Peking teilweise durch eine „vorsichtige“ Lockerung der Politik durch ausgleichen, die sich auf fiskalische Hilfen für die privaten Haushalte und die Unternehmen des privaten Sektors konzentrieren wird.

Angesichts der strukturellen Veränderungen innerhalb des externen Umfelds erwarten wir, dass die politischen Entscheidungsträger in China ihren Worten Taten folgen lassen und Strukturreformen umsetzen, den Schutz des geistigen Eigentums stärken, die Finanzmärkte liberalisieren, die Leistungsbilanz öffnen und den Unternehmenssektor reformieren werden. Diese Änderungen (die nach unserer Prognose das erste jährliche Leistungsbilanzdefizit in China seit 1993 zur Folge haben werden) werden sich langfristig als vorteilhaft erweisen und könnten zudem dazu beitragen, die Spannungen mit den USA abzumildern.