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Renditebringer am Anleihemarkt Auf diese 5 Faktoren kommt es bei Hochzinsanleihen an

Elektrischer Ford Mustang

Elektrischer Ford Mustang: Der US-Autohersteller gehört zu den Unternehmen, die aufgrund der Corona-Pandemie in den Hochzinsbereich gerutscht sind. Foto: imago images / ZUMA Wire

Justin Jewell (l.) und Andrzey Skiba

Wie geht es weiter am Markt für Hochzinsanleihen (High-Yield, HY)? Aus Sicht der Experten von BlueBay Asset Management werden fünf Faktoren die Rendite im weiteren Jahresverlauf 2021 entscheidend beeinflussen.

Fundamentaldaten: Hochzinsanleihen verfügen derzeit insgesamt über ein so gutes Rating wie schon lange nicht mehr. Im Vergleich zu den Niveaus vor der Pandemie ist die Kreditqualität sowohl in Europa als auch in den USA gestiegen: Der Anteil von Anleihen mit BB-Rating hat zugelegt, während der von Papieren mit CCC oder schwächer insgesamt unverändert geblieben ist (siehe Grafik).

Grafik: Verbesserte Kreditqualität am Markt für Hochzinsanleihen

Quelle: BofA Global Markets, Bloomberg. Stand: 31. März 2021. Links: US-Hochzinsanleihen basierend auf dem ICE BofA US High Yield Index. Rechts: Europäische Hochzinsanleihen basierend auf dem ICE BofA European Currency High Yield Constrained Index.

Dass sich die Kreditqualität im HY-Universum seit Ausbruch der Corona-Pandemie verbessert hat, mag auf den ersten Blick überraschen, lässt sich aber erklären: Erstens gab es in den USA eine beträchtliche Anzahl von Ausfällen – etwa 7 Prozent. Dadurch fielen die schwächsten Emittenten aus dem HY-Universum, während höher bewertete übrigblieben. Dazu kommen zweitens zahlreiche Fallen Angels, also Emittenten, die ihr Investment-Grade-Rating im Zuge der Krise verloren haben und in den Hochzinsbereich gerutscht sind. Dabei handelt es sich oft um große Konzerne mit vielfältigen Absatzmärkten. Sie verfügen über das Potenzial, um sich im Einklang mit dem wirtschaftlichen Aufschwung zu erholen und wieder in den Investment-Grade-Bereich zu klettern. Diese Rising Stars (aufgehende Sterne) können sich als fruchtbare Renditequelle für Hochzinsanleger erweisen.

Geldpolitik: Die Marktteilnehmer rechnen mit einem stabilen konjunkturellen Aufschwung. Gleichzeitig beginnen die Diskussionen über ein Zurückfahren der geldpolitischen Unterstützung. Eine mögliche Normalisierung des geldpolitischen Umfelds scheint für Hochzinsanleger aber eine eher geringe Sorge und kein strukturelles Problem zu sein. Innerhalb der festverzinslichen Anlagemöglichkeiten bieten Hochzinsanleihen eine relativ kurze Duration und eine hohe Rendite. Daher sind sie aus unserer Sicht relativ gut in der Lage, eine in den kommenden 24 Monaten möglicherweise eintretende Normalisierung der Zinskurve in den USA wegzustecken. Unserer Meinung nach ist die Geldpolitik weniger als eine Quelle negativer Renditen zu befürchten, sondern dürfte eher zu größeren Schwankungen führen – die wiederum die Portfoliopositionierung beeinflussen könnten.

Kapitalzuflüsse: Das aktuelle Marktumfeld stützt die Investitionen in Hochzinsanleihen. Denn Anleger müssen Wege finden, um „sichere Erträge“ in einer Welt zu liefern, in der es keine wirklich sicheren Vermögenswerte gibt. Aufgrund voraussichtlich niedriger Ausfallraten hat das HY-Segment das Potenzial, positive Realrenditen zu generieren. Wir erwarten, dass sich die Erholung der Kapitalzuflüsse fortsetzen wird, zumal die Duration im Bereich von 3,5 bis 3,75 Jahren liegt. Das bedeutet: HY-Anleihen reagieren relativ unempfindlich auf steigende Zinsen.

Politik: Die politischen Aussichten trennen die US-amerikanischen und europäischen HY-Märkte. 2020 sahen wir die USA aufgrund einer früheren konjunkturellen Erholung und einem robusten Impfprogramm als führend an. Diese Einschätzung bewahrheitete sich mit dem Wiederhochfahren weiter Teile der Wirtschaft im Frühjahr 2021 und einem beschleunigten Aufschwung. Nun tendieren wir zu Europa, da hier politische Unsicherheiten und inflationäre Tendenzen unwahrscheinlicher und daher die Spreads und Renditen interessanter sind als in den USA. Wir rechnen mit einer nur langsamen Normalisierung der Geldpolitik, weshalb von dieser Seite aus 2021 keine großen Schwierigkeiten für den HY-Markt ausgehen dürften.

Konjunktur: Wir sehen Potenzial in Sektoren, die vom konjunkturellen Aufschwung profitieren können. Unser Fokus liegt auf Unternehmen, die 2020 zu kämpfen hatten, aber in diesem Jahr aufgrund der vielversprechenden wirtschaftlichen Erholung geringere Spreads und ein höheres Renditepotenzial aufweisen. Generell spielen im HY-Segment Branchen, die vor strukturellen Herausforderungen stehen (zum Beispiel Einkaufszentren), eine geringere Rolle als solche, die lediglich eine vorübergehende Schwächephase erlebt haben. Daher sehen wir Performance-Potenzial aufgrund der wirtschaftlichen Wiedereröffnung in Kombination mit einer aufgestauten Nachfrage.

Insgesamt stehen wir Hochzinsanleihen aktuell neutral gegenüber. Zwar sind die Bewertungen nicht sehr überzeugend. Wir sehen aber Potenzial für ordentliche Renditen, gute Spreads und eine allmähliche Verbesserung im Laufe des Jahres. Vor den Hintergrund eines sehr herausfordernden Renditeumfelds mit begrenzten realen Renditechancen sind wir der Meinung, dass sich HY positiv von anderen festverzinslichen Anlagesegmenten abhebt.

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