Auf dem Prüfstand, Teil 1 Die große Bilanz-Analyse der deutschen Privatbankenbranche

Seite 2 / 3

Insgesamt erreichen die untersuchten Banken somit nicht das langfristig notwendige Performance-Niveau, trotz durchaus vorhandenen Rückenwinds wie der guten gesamtwirtschaftlichen Lage bis 2019, dem einmaligen Bullenmarkt und damit automatischem Erlöswachstum seit 2009 sowie dem hohen Wachstum der privaten Vermögen. Manche Institute können ihre auf Dauer unzureichende Profitabilität auch nur durch außerordentliche und nicht dauerhaft wiederholbare Einmaleffekte erreichen, wie die Analysen der Bankhäuser Metzler und Lampe zeigen. Bemerkenswert ist die gute Positionierung von Hauck & Aufhäuser in beiden Geschäftsjahren. Diese Stärke ermöglicht es dem Haus, durch die Übernahme des Bankhauses Lampe die Konsolidierung der Branche voranzutreiben.

Ausgewählte Kennzahlen aus dem Geschäftsjahr 2019 (2018)

Quirin Privatbank Bankhaus Metzler Fürst Fugger Privatbank Bethmann Bank Weberbank Bankhaus Lampe
Jahresüberschuss (Millionen Euro) 5,9 (3,9) 2,3 (2,3) 4,6 (4,6) (1,2) 11,6 (12,8) 13,9 (14,9)
Bilanzsumme
(Millionen Euro)
608,7 (486,0) 3.605,8 (3.863,0) 492,8 (484,5) 8.770,3 2.155,2 (2.220,1) 3.331 (2.938)
Aufwand-Ertrag-Verhältnis (Prozent)
86,6 (100,0) 93,3 (90,3) 68,2 (75,8) (86,5) 86,4 (80,6) 93 (97,3)
Relation Provisions- zu Zinsüberschuss 133,3 (30,5) 61,7 (65,3) 4,7 (4,4) (1,7) 1,8 (1,5) 2,2 (2,1)
Berenberg Bank Fürstlich Castell`sche Bank Hauck & Aufhäuser M.M. Warburg & CO Donner & Reuschel Merck Finck
Jahresüberschuss (Millionen Euro) 60,5 (23,2) 3,5 (2,8) 27,9 (31,4) -24,6 (7,1) 7,4 (2,1) 0,2 (0,1)
Bilanzsumme
(Millionen Euro)
5.059,0 (4.693,7) 973,2 (1.053,0) 5.702,3 (5.715,9) 4.488 (5.491) 4.466,1 (4.312,6) 1.097,2 (1.216,5)
Aufwand-Ertrag-Verhältnis (Prozent) 79,7 (88,9) 87,0 (90,0) 91,0 (100,0) 98,8 (101,6) 94,3 (89,8) 129,0 (120,0)
Relation Provisions- zu Zinsüberschuss 5,61 (5,3) 1,2 (1,2) 5,8 (6,4) 2,0 (2,2) 1,1 (1,1) 13,0 (11,7)

 

Eine tiefere Analyse der Strategien der einzelnen Institute und ihrer Zahlenwerke (Tabelle 1 mit detaillierten Angaben zu den einzelnen Instituten) ergibt eine Reihe von relevanten Erkenntnissen:

1. Klar fokussierte Geschäftsmodelle zahlen sich aus

Beispiele hierfür sind Quirin und Berenberg, die beide sowohl eine hohe Eigenkapitalrendite als auch ein gutes Erlöswachstum erreichen. Die Quirin Privatbank setzt aufbauend auf der Philosophie der Honorarberatung ausschließlich auf einfache, transparente und regelbasierte Vermögensverwaltungslösungen. Die verfolgen im Sinne passiver Anlageansätze das Ziel, die allgemeine Marktrendite zu niedrigen Kosten zu erwirtschaften, ergänzt um wissenschaftlich erwiesene Faktorprämien. Nur in geringem Umfang spielen individuelle Marktmeinungen sowie die Berücksichtigung von Spezialwissen in engen Marktsegmenten eine Rolle. Das Bankhaus Berenberg wiederum steht klar fokussiert für das aktive Management von Aktienportfolios.

2. Größe ist nicht hinreichend für Erfolg

Mit Bilanzsummen von weniger als einer Milliarde Euro gehören die beiden sehr erfolgreichen Institute Quirin und Fürst Fugger zu den kleineren Instituten. Große Banken mit Bilanzsummen von mehreren Milliarden Euro wie Metzler, Bethmann, Lampe oder Donner & Reuschel zählen eher zu den weniger erfolgreichen Playern in der betrachteten Gruppe. Offenbar ist es möglich, mangelnde Skaleneffekte wettzumachen, durch eine klaren Fokus auf Wertschöpfungsaktivitäten, in denen ein klar definierter Wettbewerbsvorteil besteht.

3. Erlöswachstum hängt von der Kapitalmarktentwicklung ab

Das durchschnittliche Wachstum der Erlöse betrug minus 3,66 Prozent im Jahr 2018 im Vergleich zu plus 5,23 Prozent im Jahr 2019. Hier zeigt sich die hohe Abhängigkeit der Erlöse der Branche von der allgemeinen Kapitalmarktentwicklung (Seitwärtsbewegung 2018, Anstieg der Bewertungen 2019), da man die Provisionsmodelle meistens auf die verwalteten Assets under Management (AuM) berechnet.