Auf dem Prüfstand Das bewegt den Markt für Portfoliomanagement-Software

Seite 2 / 3

Stephan Simon, Partner und Leiter des Portfoliomanagements beim Münchner Vermögensverwalter Vermögenskultur, sieht in der Diskussion um die 6er-Version eher ein Vertriebs- als ein Preisthema: „VWD hat nicht richtig vermittelt, worin der Mehrwert der neuen Version liegt.“ Die Vermögenskultur, gegründet 2010, setzt seit 2011 den VWD Portfolio Manager als Software in ihrer Finanzportfolioverwaltung ein. Update-Versionen kommen etwa alle zwei bis drei Jahre, so Simon.

Aber Version 6 im Sommer 2018 sei schon ein deutlich größerer Kostensprung gewesen. Der Münchner Vermögensverwalter besitzt eine Lizenz der VWD-Software, mit der zwei Portfoliomanager im Haus die Kundenportfolios steuern. Gehandelt wird nach dem Vier-Augen-Prinzip, so Simon, daher reiche eine Lizenz.

Trotz höherer Kosten bleibt die Vermögenskultur VWD-Kunde und wird im Lauf des Jahres 2019 auf die 6er-Version um-stellen, berichtet Simon. Für ihn spielt vor allem das Reporting-System der Software eine wichtige Rolle. Bei dieser Funktion ist VWD nach Simons Einschätzung sehr gut konzipiert. Zudem biete die 6er-Version künftig einen Online-Zugang für Kunden. Diese Möglichkeit werde immer wichtiger, da der digitale Wandel zu mehr Vernetzung führe. „Aktuell verschicken wir das Reporting noch oft per Post“, sagt Simon. „Aber der Bedarf an digitalen Lösungen steigt, und die Kunden wollen selbstverständlich ihr Depot auf dem Smartphone oder Tablet abrufen können.“

Zu einem anderen Urteil kam indes die BRW Finanz. Der Vermögensverwalter aus dem Niedersächsischen hat seine Portfoliomanagement-Software  ausgetauscht.  Seit 1. Oktober 2018 nutzt die BRW Finanz das Angebot Vermögensmanager aus dem Haus PS Plus als Kernsystem. Die VWD-Software läuft mit noch einer Lizenz als Backup-System weiter – vor allem aufgrund der Funktion Chart-Analyse, die der-zeit im Markt unschlagbar sei, erklärt Sven Mertens, Senior-Kundenberater der BRW Finanz. „Die grundsätzliche Überlegung, unsere Vermögensmanagement-Software auszutauschen, ist nicht in der Qualität von VWD begründet. Wir wollten uns vielmehr unabhängiger aufstellen.“

Hinzu kam, dass mit Einführung von Mifid II die Update-Versorgung für die Version 5 punktuell eingestellt wurde, etwa Order-Schnittstellen zu Depotbanken. „Uns blieb folglich nichts anderes übrig, als auf die Version 6 zu wechseln und das Preisdiktat anzunehmen“, sagt Mertens. „An dieser Stelle hätten wir uns einen verbindlicheren Umgang mit einem langjährigen Geschäftspartner gewünscht.“

Ein Markt in Bewegung

VWD bestreitet das Einstellen der Updates für die Vorgängerversion. Es habe bei Depotbanken Schnittstellen-Updates im Rahmen der Mifid-II-Umstellung gegeben. Diese umfangreichen Änderungen habe man in der Version 6 umgesetzt. „Im Zuge der ständig wachsenden und teilweise wechselnden Anforderungen haben wir unser Lizenzmodell von einer Einmal- in eine laufende Lizenz umgestellt“, erklärt VWD-Produktchef Döhrer. Dies sei mittlerweile Marktstandard und komme auch den Kunden zugute, indem Erweiterungen in Form von neuen Funktionen oder Produkt-Updates sofort und ohne Aufpreis verfügbar seien. „Kunden, die bereits einen automatischen Zugriff auf die neueste Software-Version mit monatlicher Zahlung gebucht haben, erlebten entsprechend gar keine Preiserhöhung. Allein Kunden mit Einmallizenz wurden in ein laufendes Lizenzmodell überführt“, so Döhrer weiter. Höhere Kosten seien darüber hinaus nur bei der Buchung zusätzlicher Module entstanden, etwa für die Nutzung der Mifid-II-Module, deren Entwicklung und Betrieb kostspielig sei.