Ein Quasi-Monopolist gibt sich die Blöße und zwei andere drängen in den Markt. Die Rede ist vom hiesigen Marktführer VWD Vereinigte Wirtschaftsdienste (VWD), bei dem es zu einer Preisdiskussion um eine leistungs-stärkere Software-Version kam. Zudem brachten sich mit PS Plus Portfolio Software + Consulting (PS Plus) und Expersoft Systems mit AM One zwei Wettbewerber in Stellung. Seither befindet sich der Markt in Deutschland im Umbruch, denn für einige Vermögensverwalter und Family Offices war das der Auslöser, sich mal mit ihrer so dringend benötigten Portfoliomanagement-Software auseinanderzusetzen.
Anbieter von Finanzportfolioverwaltung benötigen Portfoliomanagement-Software, um ihre Vermögensverwaltung gesetzeskonform umzusetzen und die Kundenportfolios zu steuern. Allein die Überwachung der Portfolios ist noch aufwendiger, geschuldet der höheren Anforderungen der EU-Richtlinie Mifid II. Zu wichtigen Funktionen der Software-Tools gehören etwa die Kontrolle über das Einhalten der Anlagerichtlinien, das Überwachen von Verlustschwellengrenzen oder das Reporting an den Kunden.
Pflicht und Kür von Portfoliomanagement-Software
Der konkrete Bedarf hängt von der Geschäftsstrategie des Vermögensverwalters ab. „Unser Portfoliomanagement-Tool liefert weder Unter-stützung bei Kauf- oder Verkaufsentscheidungen noch Research-Daten, sondern hilft beim Umsetzen der Entscheidungen aus dem Anlageausschuss“, sagt Mario Drotschmann, Vermögensberater bei der Value Experts Vermögensverwaltung aus Hannover. Doch warum kam 2018 Bewegung in diesen speziellen Software-Markt?
Der Finanzdatendienstleister VWD brachte für sein Produkt VWD Portfolio Manager – eigenen Angaben zufolge das marktführende System bei Vermögensverwaltern in Deutschland – die neue Version 6 heraus. Diese beinhalte unzählige Neuerungen, teilt VWD auf Anfrage mit. Besonders hervorzuheben seien die Anpassungen im Rahmen der Mifid-II- und Priips-Regulierungen, die 2018 in Kraft traten. „Wir haben uns im Gegensatz zu dem einen oder anderen Wettbewerber entschlossen, die umfangreichen Anforderungen eigenständig abzubilden, auch wenn das höheren Aufwand in der Umsetzung und im laufenden Betrieb bedeutete“, erklärt Björn Döhrer, der in der VWD-Geschäftsführung die Produktentwicklung verantwortet.
Mehr Leistung bedeutet aber eben auch mehr Kosten. Das Umstellen auf die 6er-Version vom VWD Portfolio Manager ging einher mit einer massiven Preiserhöhung. Die höheren Kosten verärgerte die Vermögensverwalter-Branche ein Stück weit. Der Verband unabhängiger Vermögensverwalter (VUV) habe Unmutsbekundungen einiger Mitglieder entgegengenommen, berichtet dessen Vorsitzender Andreas Grünewald, und hat sich als Vermittler eingeschaltet. Man einigte sich Ende 2017 mit VWD auf eine Bestandsschutz-Regelung für VUV-Mitglieder, die noch vergleichsweise kostengünstige Altverträge hatten.
Dadurch habe man die höheren Neu-Preise etwas abgemildert und eine für alle Seiten zufriedenstellende Lösung erzielt, so Grünewald. Man müsse auch Verständnis aufbringen: VWD habe durchaus berechtigte Gründe für höhere Preise gehabt. „Es muss immer umfassender berichtet werden und bedarf neuer Funktionen, vor allem für Mifid-II-Vorgaben. Die 6er-Version ist daher deutlich leistungsstärker“, urteilt der VUV-Vorsitzende.