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Deutsche Nebenwerte „Auf Dauer kommt der Markt an den Gewinnen nicht vorbei“

Björn Glück, Portfolio Manager des Lupus alpha Smaller German Champions Foto: Lupus alpha

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Herr Glück, in Deutschland herrscht der Standort-Blues. Und wenn in deutsche Aktien investiert wird, dann in Large Caps, nicht Small und Mid Caps. Woran liegt das?

Ich höre aktuell meist drei Gründe, weshalb Nebenwerte gemieden werden: Sie seien erstens zyklischer, zweitens höher verschuldet und legten drittens den Fokus zu stark auf Deutschland und Europa. Das sind aber größtenteils Vorurteile. Zum ersten Punkt: Nebenwerte sind nicht per se Zykliker. Studien zeigen beispielsweise, dass Unternehmen, die in den MDAX oder SDAX aufsteigen, schneller wachsen als Large Caps und in der Regel ein strukturelles Wachstum aufweisen. Sie hängen nicht so stark an der Konjunktur wie etwa Großkonzerne oder Konglomerate.

Sie erwähnten auch die höhere Verschuldung. Stimmt das auch nicht?

Oft heißt es ja, dass Small- und Mid Caps höher verschuldet seien als Large Caps und daher mehr unter den gestiegenen Zinsen litten. MDAX-Unternehmen weisen tatsächlich im Schnitt eine höhere Verschuldung auf. Allerdings ist der Anteil der Unternehmen mit negativer Verschuldungsposition – die also „netto cash“ sind – im MDAX höher als im DAX. Man darf ohnehin nicht vergessen, dass die Heterogenität im Small und Mid Cap-Bereich groß ist. Es gibt genügend Unternehmen mit sehr solider Bilanz sowie viele, die überhaupt keine Probleme haben, an Finanzierungen zu kommen.

Nebenwerte gelten, wie Sie sagten, auch als stark deutschland- oder europalastig. Und hierzulande läuft die Konjunktur nicht gut, während sich die USA sehr robust zeigen...

In der Tat gibt es viele Nebenwerte mit Deutschland- oder Europa-Fokus, der Punkt wird aber überbewertet. Deutschland ist immer noch extrem exportstark, und das bezieht sich nicht nur auf die großen Konzerne. Der Exportüberschuss bleibt sehr hoch, mit 7 Prozent sogar zu hoch nach Maßgabe der EU-Kommission. Die hält schon einen dauerhaften Überschuss von 6 Prozent gemessen am BIP für potenziell schädlich.

Wir sollten also mit diesen Vorurteilen aufräumen und aufhören, alle Nebenwerte in eine Schublade zu stecken. Viele kleinere und mittelgroße Unternehmen stehen besser da, als behauptet wird. Es gibt im MDAX Unternehmen, die sich hinter DAX-Unternehmen überhaupt nicht verstecken müssen. Bei vielen sind Umsätze und Margen in den vergangenen zwei Jahren deutlich gestiegen, der Kurs hat sich aber halbiert.

Können Sie Ihre These der drei Vorurteile mit konkreten Unternehmensbeispielen erläutern?

Krones ist ein Beispiel, der Hersteller von Anlagen und Maschinen für die Getränkeindustrie. Krones gehört von der Branche her zum Maschinenbau, ist aber kein Zykliker. Die Kunden sind Getränkeanbieter, und Getränke werden immer gekauft. Krones wächst seit 20 Jahren um im Schnitt 6 Prozent pro Jahr. Auftragsbestand und -eingang befinden sich auf Rekordniveaus. Die Margen steigen. Der Gewinn lag 2023 so hoch wie noch nie. Von hoher Verschuldung kann auch keine Rede sein. 70 Prozent der Umsätze werden außerhalb Europas erwirtschaftet. Außerdem ist die Bewertung so niedrig wie schon lange nicht mehr: Früher lag das KGV typischerweise bei 15, jetzt sind es nur 11.

Hätten Sie noch andere Beispiel für verkannte Unternehmen?

Ein anderes Beispiel, der Verpackungshersteller Gerresheimer. Gerresheimer ist zwar relativ hoch verschuldet. Das ist aber völlig unproblematisch. Die Nachfrage nach den Produkten ist konjunkturunabhängig. Das Wachstum ist hoch. Das Ebitda steigt. Dadurch wird Gerresheimer die Schulden leicht abbauen können. Gerresheimer wurde an der Börse wegen der stark gestiegenen Energiepreise abgestraft. Dabei steht nur eins der sechs Werke in Deutschland.

Dennoch, das Comeback der Small und Mid Caps steht noch aus. Was könnte der Auslöser für eine tatsächliche Aufholjagd sein?

Es kann auf Dauer nicht unbemerkt bleiben, dass es vielen Nebenwerten so gut geht. Ein Auslöser könnten die anstehenden Leitzinssenkungen sein. Außerdem dürfte die Konjunktur auch in Europa und in China irgendwann in diesem Jahr wieder anziehen. Zum Teil ist dies schon erkennbar, etwa in der als frühzyklisch geltenden Chemiebranche. Auch bei den Stimmungsindikatoren gibt es erste Verbesserungen. Zudem scheint die Inflation weitestgehend im Griff, und die Löhne wachsen real.

So mancher verliert den Mut, in den Standort Deutschland zu investieren. Wie stehen Sie dazu?

Alle reden über antizyklisches Investieren, aber fast alle agieren zyklisch. Nebenwerte sollte man immer im Portfolio haben, gerade deutsche. Und um ein Portfolio mit Unternehmen zu bestücken, für die die Vorurteile nicht gelten, gibt es genügend Auswahl. Man muss nur die Richtigen finden – und genau das ist die Aufgabe eines Portfolio Managers.

Mehr zu deutschen Small & Mid Caps.

 

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