Nachhaltigkeit „Atomkraft ist nicht kompatibel mit unseren ESG-Ansätzen, aber...“

Colm O`Connor von KBI Global Investors

Colm O`Connor von KBI Global Investors: „Unterm Strich weiß die Menschheit seit mindestens 30 Jahren, dass es so nicht weitergehen kann.“ Foto: KBI Global Investors

private banking magazin: Herr O'Connor, Sie managen bei der Amundi-Tochter KBI Global Investors den Global Sustainable Fund Infrastructure, was ist für Sie das Spezielle an diesem Fonds?

Colm O`Connor: Wir haben die Strategie vor vier Jahren ins Leben gerufen und verfügen über mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung in der Verwaltung von Geldern in nachhaltigen Ressourcen also in Wasser, saubere Energie und Agrarkultur. Seit einigen Jahren wächst unser Universum an Aktien, in die wir investieren können, vor allem im Bereich der nachhaltigen Energie. Immer mehr Investoren wollen nachhaltig investieren und dabei Einfluss nehmen. Das hat unter anderem zur Folge, dass auch immer mehr Anbieter dazukommen, was es komplizierter machen kann, so zu investieren und Einfluss zu nehmen, wie man es wirklich möchte. Wir können dabei mit unsere Erfahrung helfen.

Welchen Reiz hat das Thema nachhaltige Infrastruktur für Sie?

O`Connor: Das Bevölkerungswachstum erfordert zunehmend Investitionen diesen Bereich. Bis 2050 werden wir rund zwei Milliarden mehr Menschen zu versorgen haben als heute. In Asien gibt es zudem eine aufstrebende Mittelschicht. Die Infrastruktur in den großen Wirtschaftsnationen veraltet. Die Herausforderungen, die sich aus der unzureichenden Versorgung mit natürlichen Ressourcen wie Lebensmitteln, Wasser und sauberer Energie und der ständig steigenden Nachfrage nach diesen Ressourcen ergeben, werden durch eine immer stärkere staatliche Regulierung noch verschärft. Der Schwerpunkt der Politik liegt auf einer ressourcenschonenden, klimafreundlichen Erneuerung.

Das ist doch gut...

O`Connor: Ja, staatliche Anreize sind häufig an strenge Nachhaltigkeitskriterien geknüpft, dazu treiben Innovation und technologischer Fortschritt das Anlageuniversum für nachhaltige Infrastruktur an. Die Welt will Net Zero bis spätestens 2050, ohne eine nachhaltige Infrastruktur ist das nicht möglich. Energie, Kommunikation, Wasser, Nahrung und Transport sind dabei die wichtigsten Felder für uns und nicht mehr Öl- und Gasinfrastruktur, Flughäfen oder Autobahnen.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Was bedeutet das für einen Investor?

O`Connor: Dass er Einfluss nehmen kann. Wir berücksichtigen neben der traditionellen finanziellen Bewertung auch die Umwelt- oder Sozialverträglichkeit unserer Investitionen, wobei wir ein überzeugendes Risiko-Ertrags-Profil anstreben. Wir achten aber selbstverständlich genauso auf langfristige, stabile Cashflows, Auszahlungen an Aktionäre und vieles mehr, was auch in klassischen Infrastrukturportfolios eine wichtige Rolle spielt. Zudem entfallen bestimmte Risiken.

Welche konkret?

O`Connor: Etwa für auslaufende Geschäftsmodelle, wie die der Öl- und Karbonwirtschaft. Die Schwerpunktlegung auf künftige Herausforderungen impliziert wie gesagt eine Wachstumschance, die wir auch durch viele Hilfsgelder und Subventionen für nachhaltige Lösungen gestützt sehen. McKinsey schätzte kürzlich, dass jährlich 800 Milliarden Euro an Investitionen erforderlich sind, um die Klimaziele von „Net Zero“ bis 2050 zu erreichen. Auch die Milliardenzusagen des EU-Green Deals sowie des Green Deals des US-Präsidenten Joe Biden zeigen, welche Chancen die Kombination der beiden Wachstumsthemen „Nachhaltigkeit“ und „Infrastruktur“ bieten können. Wir stehen erst am Anfang der Transformation hin zu einer Net-Zero-Gesellschaft, das eröffnet viele Möglichkeiten.

Sind Sie stolz darauf, dass sie versuchen dem Planeten zu helfen?

O`Connor: Unterm Strich weiß die Menschheit seit mindestens 30 Jahren, dass es so nicht weitergehen kann. Deshalb ja, ganz persönlich bin ich sehr glücklich mit dem was ich tue, fahre täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit, versuche meinen Kindern ein gutes Vorbild zu sein. Mit unserem Team investieren wir in spannende Firmen, die tolle Ideen haben, um dem Planeten zu helfen. Das ist sehr inspirierend. Auch ist es interessant zu sehen, wie diese neuen Ideen und die daraus resultierenden Technologien die Welt verändern, verbessern und neue Jobs schaffen.