DAS INVESTMENT: Der ETF-Markt erinnert mich irgendwie an Dinge wie Duschgel. Ein riesiges Angebot, aber alle sind irgendwie gleich, machen sauber und erfüllen damit ihren Zweck.
Juergen Fritzen: Der Vergleich ist gut, in beiden Fällen steht der Kunde vor unübersichtlichen Angebotsregalen. Obwohl die meisten Produkte ihren eigentlichen Zweck grundsätzlich erfüllen, gibt es trotzdem deutliche Unterschiede bei Preis und Qualität. Bei ETFs kommt erschwerend hinzu, dass man den tatsächlichen Preis nicht einfach ablesen kann, sondern als Performance-Differenz zwischen Index und ETF berechnen muss. Einfacher wird das auch zukünftig nicht werden, denn die Zahl der Anbieter und Produkte wird aufgrund der Wachstumsaussichten weiter steigen.
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DAS INVESTMENT: Der ETF-Markt erinnert mich irgendwie an Dinge wie Duschgel. Ein riesiges Angebot, aber alle sind irgendwie gleich, machen sauber und erfüllen damit ihren Zweck.
Juergen Fritzen: Der Vergleich ist gut, in beiden Fällen steht der Kunde vor unübersichtlichen Angebotsregalen. Obwohl die meisten Produkte ihren eigentlichen Zweck grundsätzlich erfüllen, gibt es trotzdem deutliche Unterschiede bei Preis und Qualität. Bei ETFs kommt erschwerend hinzu, dass man den tatsächlichen Preis nicht einfach ablesen kann, sondern als Performance-Differenz zwischen Index und ETF berechnen muss. Einfacher wird das auch zukünftig nicht werden, denn die Zahl der Anbieter und Produkte wird aufgrund der Wachstumsaussichten weiter steigen.
Aber müssten nicht einige Anbieter bei so einem Konkurrenzkampf verschwinden?
Fritzen: Wir haben in der Vergangenheit schon mehrere Fusionen und Aufkäufe auch namhafter Emittenten gesehen. Aufgrund der Wachstumsaussichten aber kommen immer wieder neue Anbieter hinzu, die mit günstigeren Gebühren, Produktinnovationen und Qualitätsverbesserungen den Wettbewerb abermals ankurbeln. Für Investoren ist das eine gute Nachricht, denn dadurch verbessert sich dauerhaft das Preis-Leistungsverhältnis der ETFs und erhöht damit ihre Attraktivität im Vergleich zu anderen Anlageprodukten.
Warum gehen immer wieder Anbieter in einen Markt, in dem es bei dem Preiskampf kaum was zu verdienen gibt.
Fritzen: Der Preiskampf ist die eine Seite, die Möglichkeit, an einem seit Jahren boomenden Wachstumsmarkt teilzunehmen, die andere. Dieses Wachstum ergibt sich aus einer nach wie vor zunehmenden Popularität und einer immer breiteren Auswahl an ETFs, ETF-Portfolios und ETF-Sparplänen. Selbst Teile der globalen Geldflut durch Regierungen und Zentralbanken fließen direkt oder über Umwege in Investmentprodukte und auch hiervon profitiert der ETF-Markt schon heute. Asset Manager müssen sich entscheiden, ob sie an dieser Entwicklung teilhaben wollen oder nicht. Entweder man baut einen eigenen Anbieter auf oder kauft einen. Eine dritte Alternative ist, dass die Kundengelder das Haus verlassen. Und das will eigentlich keiner.
Gibt es denn noch so große Unterschiede in der ETF-Qualität?
Fritzen: Ja, die gibt es, und sie sind in den 20 Jahren seit Bestehen des europäischen ETF-Marktes auch nicht geringer geworden. Beim passiven Portfoliomanagement ist die Abbildungsqualität entscheidend, also die Frage wie nah der ETF am Index bleibt. Doch selbst wenn die Indexreplikation hervorragend ist, kann ein teurer Handel des ETF aufgrund breiter Spreads oder geringer Liquidität dem Investor die Performance verhageln. Das haben beispielsweise Halter von Anleihen-ETFs in den volatilen Märkten im Frühjahr 2020 deutlich zu spüren bekommen. Wir haben in unserem Unternehmen Kennzahlen zu ETFs entwickelt, die sie schnell und effizient vergleichbar machen.
Gibt es derzeit erkennbare Trends am ETF-Markt?
Fritzen: Wir sehen aktuell eine deutliche Tendenz weg von klassischen Benchmark- hin zu Themen-Indizes. Das gilt sowohl für Aktien- als auch für Anleihen-ETFs. Bei beiden Anlageklassen ist Nachhaltigkeit weiterhin das große Thema und das wird auch vorerst so bleiben, allein schon aufgrund regulatorischer Vorgaben auf EU-Ebene. Darüber hinaus liegen bei den Aktien-ETFs neuerdings Anlageziele wie Künstliche Intelligenz und Informationstechnologie voll im Trend. Auch Value-Konzepte und Financials haben ihren Weg zurück auf die Einkaufslisten der europäischen ETF-Investoren gefunden. Bei den Anleihen-ETFs stoßen die Anleger verstärkt Euro-Anleihen ab und suchen derweil in China nach attraktiven Kupons.