Asset Management im Umbruch Warum Übernahmen und Fusionen nicht immer helfen

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Werfen wir allerdings ein Auge auf zwei weitere prominente Übernahmen aus dem Jahre 2017 – Aberdeen Standard und Janus Henderson – ergibt sich ein anderes, wesentlich durchwachseneres Bild. Im Vergleich zu Amundi Pioneer hatte zum Zeitpunkt des jeweiligen Zusammenschlusses Amundi fast dreimal soviel AuM pro Mitarbeiter wie Aberdeen Standard und doppelt so viel wie Janus Henderson. Auch im Hinblick auf den Distributionsmix stand Amundi Pioneer wesentlich vielversprechender da. Amundis Kundengelder kamen zu 73 Prozent von institutionellen Investoren und 74 Prozent der AuM von Pioneer kamen von Retail-Kunden. Das Verhältnis zwischen institutionellen und Retail-Kunden war bei Janus Henderson nahezu identisch. Auch bei Aberdeen Standard überschnitt sich der Kundenmix deutlich. In Hinblick auf die geographischen Vertriebsvorteile konnte Janus Henderson den schottischen Zusammenschluss Aberdeen Standard ausstechen. Auch bei Amundi Pioneer ergaben sich hier Vorteile.

Übernahmen und Zusammenschlüsse per se stellen keine Antworten auf die Herausforderungen der Industrie dar. Die Integration des Geschäfts, der Mitarbeiter und Operations ist komplex und meist ein langer Prozess, der oftmals negativ auf wichtige Mitarbeiter im Fondsmanagement oder auch im Vertrieb ausstrahlt. Unglücklicherweise werfen tendenziell eher talentierte und ambitionierte Mitarbeiter schnell das Handtuch und wechseln, während weniger leistungsstarke Mitarbeiter so lange wie möglich an ihren Stühlen festhalten. Je länger die Integration braucht, je länger Unsicherheit vorherrscht, desto negativer die Stimmung. Dies hat zwangsläufig Einfluss auf den Kunden, die Kundenzufriedenheit und die Kundenergebnisse.

Für Fondsselekteure und Berater bedeutet M&A von Fondspartnern erst einmal kritischen Mehraufwand. Beziehungsweise sind Informationen aus dem Marketing eines betroffenen Fondshauses oftmals zu Recht mit Vorsicht zu genießen. Angestrebte Veränderungen sowie auch Reibungs – oder andere kritische Punkte sollten unserer Meinung nach offen kommuniziert werden. Asset Management ist Vertrauenssache und meist eine Reise ins Unbekannte. Bei mangelnder Offenheit konnten wir immer wieder beobachten, dass einflussreiche Investment-Consultants und auch institutionelle Investoren sich erst einmal an die Seitenlinie verabschiedet haben.

Wie gesagt, wir erwarten eine weitere Zunahme von M&A im Asset Management und Namen, die öffentlich zu Übernahmepotenzial Stellung bezogen haben, beinhalten Asset Management One, Azimut, Blackrock, DWS, Eurizon, Generali, Lyxor, Russell oder UBS – um nur einige zu nennen. Andere, wie GAM beispielsweise, werden weiter als Übernahmekandidaten gehandelt. Dennoch ist es wichtig, sich abermals vor Augen zu führen, dass Größe durch Übernahmen an sich erst einmal keinen Mehrwert und auch keine Antwort auf die Herausforderungen der Industrie darstellt.

Über den Autor:
Philip Kalus ist Gründer und geschäftsführender Partner von Accelerando Associates, einem Berater für europäischen Fondsvertrieb, und berät Fondsgesellschaften zu vertrieblichen Trends. Accelerando (2004 gegründet) unterhält Büros in Frankfurt , Deutschland und in Valencia, Spanien.

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