Karriererückblick Achim Küssner von Schroders: „Kaum jemand wusste damals, was ein Fonds ist“

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Auch viele Kunden brachen einfach weg, Unternehmen verschwanden oder wurden integriert, darunter sind Namen wie die Dresdner Bank, Sal. Oppenheim, Berliner Bank, Advanced Bank, Vereins- und Westbank, Landesgirokasse, SGZ und einige Landesbanken wie etwa die WestLB. Meiner Schätzung sind circa 30 Prozent der B2B Bank-Intermediäre nicht mehr am Markt präsent gewesen.

Ebenso kam der Bankenvertrieb mehr und mehr in Stocken und hatte nicht mehr die Dynamik der Nuller Jahre. Dazu kam noch eine weitere Krise in Deutschland, die das intermediäre Geschäft gelähmt hat, nämlich die Krise der offenen Immobilienfonds. Überdies war da noch einen Mann namens Bernard Madoff, und die aufkommende Abgeltungssteuer sorgte für ein hektisches Jahresendgeschäft in den Dachfonds.

Doch auf einmal wurde überall das institutionelle Mandatsgeschäft sowie das – weniger regulierte – Family Office wichtiger und der Vertrieb orientierte sich um. Deutschland ist nun einmal der zweitgrößte Kapitalsammelplatz der Welt.

Das Asset Management ist weiter im Wandel

Diese Branche hatte schon immer eine besondere Anpassungsfähigkeit und Dynamik. Die „Buzz“-Wörter der letzten fünf bis sieben Jahre waren eben Private Assets, ESG, Krypto, aktive ETFs und Blockchain. Die lang beschworene Konsolidierung im Asset Management hat noch nicht die Fahrt aufgenommen. Die Branche hat sich unglaublich professionalisiert, ist profunder, digitaler und quantitativer geworden. Vielleicht sind wir nun wirklich erwachsen geworden.

 

 

 

Obwohl die Analyse eine Halbierung der Wachstumsraten in der nächsten Dekade versus der durchschnittlich jährlichen Wachstumsraten der letzten zwei Dekaden voraussagt, so sollte ein ganz wichtiger Punkt nicht unerwähnt bleiben: Die Asset-Management-Branche wird weiterwachsen, was man nicht von jeder Industrie behaupten kann. Und nach meiner Einschätzung wird sich die Fondsindustrie massiv verändern. Durch Ledger-Technologie und Tokenisierung halte ich es für nicht ausgeschlossen, dass der Fondsmantel von heute durch hochindividualisierte digitale Portfoliostrukturen abgelöst wird und die „Demokratisierung von Private Assets“ ein voll etabliertes Anlageinstrument sein wird. Die Anfänge sehen wir jetzt schon.

Das Resümee nach fast 30 Jahren ist enorme Dankbarkeit, die Branche so nahe erleben und mitgestalten zu dürfen und viele smarte Leute sowohl auf Anbieter- als auch auf Kundenseite kennengelernt zu haben. Die Fondsindustrie wird heute auch von der Politik als wichtiger Wirtschafts- und Arbeitsplatzfaktor, Kapitalsammelstelle und bedeutender Akteur bei der Altersvorsorge deutlich ernster genommen und uns wird Gehör geschenkt. Das macht stolz, etwas dazu beigetragen zu haben.  

Darüber hinaus war es eine Freude, viele Talente entdeckt und gefördert zu haben, die heute in bedeutenden Positionen sitzen. Am Ende waren es nur drei Arbeitgeber – allesamt mit angelsächsischer Prägung, aber globaler Präsenz. Es hat sehr viel Freude gemacht, international zu arbeiten und Kollegen rund um den Globus gehabt zu haben und als ausländischer Vorreiter bei Schroders in Frankfurt lokale Fondsmanagement-Kapazitäten in Fixed Income, Aktien und Multi Asset aufzubauen. Es hat schon immer besonderen Spaß gemacht, gegen den Strom zu schwimmen.

 

 

Auch die Aufsichtsratstätigkeit von 14 Jahren in den SIicav Boards in Luxemburg und Real Estate in Deutschland haben interessante Einblicke verschafft, sich aber auch „Post-Lehman“ deutlich in Richtung Regulatorik und Risikomessung verschoben.

Es gäbe noch viele Geschichten und Anekdoten zu berichten, die allerdings lieber unter Verschluss bleiben oder eher mal bei einem Bier erzählt werden. Ich kann nur jedem „Youngster“ in der Branche sagen und raten: Gute Wahl – Asset Management macht Spaß.

Über den Autor:  Achim Küssner ist seit 2007 Geschäftsführer von Schroders in Deutschland. Vor dieser Zeit hatte er die gleiche Position zunächst bei Merrill Lynch und dann bei Blackrock inne.

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