Chancen & Risiken Asiatische Unternehmensanleihen – zwischen Machtfragen und grünem Wandel

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Eine weitere Alternative zu China ist Indonesien. Wir glauben, dass die Investment-Grade-Anleihen Indonesiens sowie die staatlichen und teilstaatlichen Unternehmen derzeit eine gute Alternative zu China darstellen. Das Land verfügt ebenfalls über ein stabiles Investment-Grade-Rating.

ESG öffnet weiteres Potenzial

Auch durch die zunehmende Relevanz von ESG-Faktoren eröffnen sich Chancen in der Region. Asien hat den größten Kapitalbedarf, um den Übergang hin zu Netto-Null-Emissionen zu finanzieren. Die asiatischen Volkswirtschaften, insbesondere China und Indonesien, sind nach wie vor in hohem Maße von Kohle abhängig.

Wir gehen davon aus, dass grüne Anleihen ein hervorragendes Instrument zur Deckung des enormen Finanzierungsbedarfs sein werden. Im laufenden Jahr hat China so viele grüne Anleihen emittiert wie noch nie, wie Abbildung 1 zeigt. Chinesische grüne Anleihen im Crossover-Bereich, BB bis BBB, bieten ein sehr gutes Risiko-Ertrags-Verhältnis. Einige grüne Einfach-B-Anleihen bieten Renditen von über 8 Prozent. Das sind wesentlich höhere Renditen als bei ihren europäischen Pendants.

Abbildung 1: Chinas inländische Neuemissionen grüner Anleihen

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Quelle: Wind, Barclays Research; Stand der Daten: 31. Juli 2021.

Auch den Risiken sollte man sich bewusst sein

Natürlich sollten Investoren ebenso mögliche Risiken im Blick haben, so etwa die anhaltende Corona-Pandemie. Asien war bei der Eindämmung der Pandemie im Jahr 2020 erfolgreicher als die Industrieländer. Besonders China hat den Ausbruch schnell bekämpft und verzeichnete 2020 sogar ein positives Wachstum. Im Jahr 2021 kam es jedoch in einigen Ländern zu neuen Lockdowns, die sich auf die Wirtschaft auswirkten, beispielsweise in Singapur, China und Indonesien, während die Impfraten in den verschiedenen Ländern unterschiedlich waren. Gegen Ende des Jahres 2021 werden die meisten asiatischen Länder jedoch den Höhepunkt bei den Impfraten erreicht haben. Selbst Indien macht große Fortschritte bei seinem Impfprogramm – was für ein so bevölkerungsreiches Land beeindruckend ist.

Auf dem asiatischen Markt für Hartwährungsanleihen sehen wir noch drei wesentliche Risiken. Das erste sind die US-Zinsen, das zweite sind auf US-Dollar lautende Kredite, die in der Regel starke und robuste Einnahmen sowie stabile Ratings aufweisen, und das dritte ist die wirtschaftliche Lage, die in Asien ebenfalls weitgehend stabil ist.


Die Möglichkeit einer harten wirtschaftlichen Landung Chinas kann ebenfalls ein potenzielles Risiko darstellen. Wir gehen jedoch nicht davon aus, dass dies der Fall sein wird. Die Verlangsamung des Immobiliensektors wirkt sich derzeit negativ auf das chinesische Wirtschaftswachstum aus, aber die politischen Entscheidungsträger haben alle Hebel in der Hand, um die regulatorischen Verschärfungen in diesem Sektor zu lockern und das Wachstum wieder anzukurbeln. Geopolitische Risiken im Hinblick auf anhaltende Spannungen zwischen den USA und China sind bereits eingepreist. Wir erwarten weiterhin angespannte Beziehungen. Auch Europa könnte seine Haltung gegenüber China verschärfen, allerdings kann dies ebenso als bereits eingepreist betrachtet werden.

Für selektive Investoren bieten sich Opportunitäten

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass der asiatische Markt für Unternehmensanleihen trotz der genannten Risiken durchaus noch Opportunitäten bietet. Interessante Renditeaussichten, positive strukturelle sowie makroökonomischen Merkmale und der größer werdende Finanzierungsbedarf beim Übergang zu Netto-Null-Emissionen sprechen für dieses Anlageuniversum. Wenn Investoren selektiv vorgehen und die Risiken im Blick behalten, können sie nicht nur am Potenzial Asiens partizipieren, sondern auch ihre Portfolios diversifizieren.

Über die Autorin:

Christina Bastin ist Portfoliomanagerin bei Muzinich und verfügt über 23 Jahre Erfahrung im Bereich Corporate Credit. Bevor sie zu Muzinich kam, war sie bei der Deutschen Bank als Direktorin und Kreditfachfrau/-händlerin tätig. Davor war sie leitende Kreditanalystin bei Schroders Investment Management und leitende Senior Analystin für Research im Bereich Renten bei der Commerzbank. Vor der Commerzbank arbeitete Frau Bastin von 1995 bis 2000 für Fitch Ratings, wo sie während der Asienkrise 1996 für die Bewertung koreanischer Banken – und der japanischen Bank während ihrer Bankenkrise – zuständig war. Christina Bastin besitzt einen BA der University of Oxford und einen MA von der University of London.

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