Chancen & Risiken Asiatische Unternehmensanleihen – zwischen Machtfragen und grünem Wandel

Christina Bastin, Portfoliomanagerin bei Muzinich & Co.

Christina Bastin, Portfoliomanagerin bei Muzinich & Co.: Asiatische Unternehmensanleihen bieten durchaus die Möglichkeit auf Rendite – vor allem im Vergleich zu EU- oder US-Pendants. Foto: Muzinich & Co.

Vieles spricht für Asien – trotz Evergrande-Turbulenzen und einer aktionistischen chinesischen Regierung. Tatsächlich bietet gerade das Spektrum der asiatischen Unternehmensanleihen aus verschiedenen Gründen durchaus Potenzial. Da wäre zunächst das günstige makroökonomische und demografische Umfeld: Zum einen wächst die asiatische Mittelschicht, was zu einem steigenden Pro-Kopf-Einkommen und wachsendem Konsum führt.

Zum anderen wird der Anteil Asiens am globalen BIP in US-Dollar 2025 voraussichtlich den Rest der Welt überholen. Mit dem Freihandelsabkommen „Regional Comprehensive Economic Partnership“, kurz RECP, der zehn ASEAN-Mitgliedsstaaten und fünf weiteren Staaten in der Region Asien-Pazifik, entstand im November 2020 überdies die größte Freihandelszone der Welt. Das Abkommen umfasst über zwei Milliarden Menschen und 30 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung – obwohl Indien dem Abkommen nicht beigetreten ist, unter anderem weil es eher ein Exporteur von Dienstleistungen ist und die Beziehungen zu China derzeit angespannt sind.

Die durchschnittliche Rendite für asiatische High-Yield-Anleihen ist angesichts der jüngsten Verschiebungen bei chinesischen High Yield-Werten mit fast 13 Prozent sehr hoch. Diese Rendite kann attraktiv sein kann, wenn man bedenkt, dass es sich um ein Universum mit kurzer Duration von 2,5 Jahren handelt. Damit ist das durchschnittliche Fälligkeitsprofil von asiatischen High-Yield-Anleihen viel kürzer als das von ihren US-amerikanischen oder europäischen Pendants. Trotz der kürzeren Duration wird also eine höhere Rendite erzielt.


Asiatische Investment-Grade-Anleihen bieten eine Rendite von 5 Prozent für ein Universum mit einer Duration von 5 Jahren. Auch diese Laufzeit ist kürzer als die des US-amerikanischen Investment-Grade-Universums, welche etwa 8 Jahre beträgt. Die S&P- und Moodys-Ratings der asiatischen Anleihen sind die gleichen wie die der US-amerikanischen – ihre Rendite ist jedoch höher.

Sollten Investoren hier eher auf Hart- oder Lokalwährungsanleihen setzen? In einem Umfeld steigender US-Dollar-Zinsen sind Hartwährungsanleihen eindeutig vorzuziehen. Der US-Dollar wird in einem Aufwärtszyklus zwangsläufig stärker werden, was bedeutet, dass die lokalen Währungen gegenüber dem Greenback schwächer werden.

China bleibt bedeutend, bekommt aber zunehmend Konkurrenz

Vor dem Hintergrund größerer regulatorischer Risiken und einem langsameren Wachstum behaupten viele Marktstimmen, dass Chinas Macht abnimmt. Wir sehen im Reich der Mitte allerdings nach wie vor Potenzial, handelt es sich schließlich um die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Zwar hat China mit einigen strukturellen Herausforderungen zu kämpfen, etwa einem Wohlstandsgefälle – daher die neue Ideologie des gemeinsamen Wohlstands – einer alternden Bevölkerung, überstrapazierten Finanzen der lokalen und regionalen Regierungen – nicht der Zentralregierung – sowie einem fremdfinanzierten Immobiliensektor. Das Land befindet sich dennoch nicht im Abwärtssog, sondern lediglich in einem Wandel.

Allerdings sollte man weitere Länder im asiatischen Raum in Betracht ziehen, beispielsweise Indien. Die Bonität des Landes wurde von allen drei Ratingagenturen bestätigt, es wird bis auf Weiteres sein Investment-Grade-Rating behalten. In Kombination mit dem verringerten Pandemierisiko infolge des massiven Impffortschritts kann Indien folglich eine Alternative zu China darstellen. Unserer Ansicht nach sind hier High-Yield- und einige Investment-Grade-Anleihen attraktiv.