Die besondere Dynamik der Finanzkrise
Der dritte Graph ist dem Extremrisiko vorbehalten. Die Darstellung ist analog zu den bisherigen Beispielen, betrachtet nun jedoch den maximalen Verlust des Portfolios über den zehnjährigen Zeitraum.
Es fällt auf, dass die Erhöhung der Titel nur langsam zu einer Verbesserung dieser Kennzahl führt. Ausreißer, wie der annähernde Totalverlust (100 Prozent) im Falle von nur zwei Titeln, werden zwar geringer, verbleiben jedoch auf einem hohen Niveau. Auch der mittlere Maximalverlust sinkt lediglich von 66 Prozent auf 60 Prozent, trotz der Verhundertfachung der Titel von 2 auf 200 Aktien.
Zu erklären ist dieser augenscheinlich blinde Fleck der Diversifikation mit den titelübergreifenden Auswirkungen einer Finanzkrise. Während die durchschnittliche Schwankung der Stoxx 600 Aktien nicht immer korreliert sein muss und die Streuung auf mehrere Titel die Portfolioschwankung entsprechend reduzieren kann, wird diese Unabhängigkeit in Zeiten einer Finanzkrise hinfällig und sämtliche Anlagen beginnen koordiniert den Sinkflug.
Fazit
Klare Investmentmeinungen lassen sich über konzentrierte Portfolien abbilden, doch bereits eine minimale Streuung auf mehrere Titel kann das Risiko auf einen Bruchteil reduzieren. Wer dagegen nicht jede Position auf Herz und Nieren prüfen kann oder möchte, ist gut beraten breit zu diversifizieren, um das Portfolio gegen Fehleinschätzungen zu immunisieren.
Systematische Krisen werden jedoch auch weiterhin jeden investierten Anleger empfindlich treffen. Neben der Streuung auf diverse Anlageklassen, kann auch eine taktische Reduzierung der Investitionsquote Schäden abwenden. Welche Ansätze sich hierbei bewährt haben, lesen Sie im nächsten Teil zum Thema Markt-Timing.
Bisher erschienene Artikel der Serie:
Teil 1 – Das Einmaleins des Risikomanagement
Teil 2 – Alles Wissenswerte zur Diversifikation
Teil 4 – Taktisches Risikomanagement
Teil 5 – Die drei häufigsten Backtesting-Fehler
Über den Autor:
Paul Skiba verantwortet beim Vermögensverwalter BPM – Berlin Portfolio Management die Bewertung von Portfoliorisiken und Absicherungsstrategien. Er studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität Mannheim und am University College Dublin sowie Finanzmathematik an der Cass Business School in London.
Für Fragen und Anregungen steht Herr Skiba gerne zur Verfügung: www.berlin-pm.com