Spätestens als das Empire-State-Building im Orange-Ton des Online-Händlers Amazon erstrahlte, dürfte auch dem letzten Zweifler klar geworden sein, welch wichtige Rolle Internetunternehmen inzwischen spielen. Mit der Aktion hofft die Stadt New York, Standort für das geplante zweite Amazon-Hauptquartier werden zu können. Und dafür muss sich auch eine Weltmetropole ganz schön ins Zeug legen, schließlich buhlten, Stand Oktober, nicht weniger als 238 Städte um den Zuschlag.
Tucson etwa schickte eine riesige Kaktee, die langfristiges Wachstum versprechen soll. Der Bürgermeister von Stonecrest, Jason Lary, legt da noch einen drauf und bietet dem E-Commerce-Riesen gleich eine ganze Stadt. Dazu schlägt Lary vor, einen 140 Hektar großen Stadtteil Stonecrests auszugliedern und in „Amazon“ umzubenennen. „Jeff Bezos kann Bürgermeister, Vorstandsvorsitzender oder König werden, ganz nach Lust und Laune“, kommentiert Lary sein Angebot.
Der Amazon-Boss wäre damit die erste Person, der eine ganze Stadt gehört, so der Bürgermeister. Aber wozu bitte dieser gigantische Aufwand? „Der wirtschaftliche Schub für die nächsten zehn Jahre wäre enorm und rechtfertigt alles“, sagt Lary. Amazon verspricht dem künftigen Standort seines neuen Hauptquartiers nämlich, 50.000 hoch bezahlte Arbeitsplätze einzurichten und umgerechnet wenigstens 4,3 Milliarden Euro in den Aufbau der neuen Zentrale zu stecken.
Nicht nur Amazon verfügt über große finanzielle Freiheit: „Technologiekonzerne sind reizvoll, weil sie zugleich überlegenes Wachstum und die höchsten Gewinnmargen bieten. Ihre Bilanzen sind exzellent und die Börsenkurse gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis nicht zu teuer“, zählt John Scandalios die Vorteile auf. Der Vizepräsident der Fondsgesellschaft Franklin Templeton managt den Franklin Technology, der weltweit auf Aktien von Internet-Unternehmen, Chip-Herstellern und Co. setzt.
Die Erfolge der Hightech-Industrie kommen selbstverständlich dem 1,2 Milliarden Euro schweren Fonds zugute. Gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt liegt der Anteilspreis, Stand 20. Oktober, 25,8 Prozent höher. Die langfristigen Ergebnisse stehen dem kaum nach: Um 164,8 Prozent ging es auf Sicht von fünf Jahren nach oben, was einer jährlichen Rendite von 21,5 Prozent entspricht.
Scandalios bevorzugt die Leittiere der Branche: Google-Mutter Alphabet, Chip-Riese Intel und Handy- und Computer-Anbieter Apple bilden das Schwergewicht im Portfolio. Allein in Alphabet hat der Fondsmanager 9,4 Prozent des Vermögens investiert.