Die Ankündigung, die siebenjährigen Bundesanleihen nach einjähriger Pause neu aufzulegen, weckte jüngst das Interesse der Investoren. Zusammen mit der Überlegung, erstmals 50-jährige Bundesanleihen zu emittieren, sendet die Finanzagentur des Bundes ein klares Signal an die Kapitalmärkte. Die Agentur gehe von einem höheren Finanzierungsbedarf über einen längeren Zeitraum aus.
Angesichts eines Angebotswachstums an Bundeswertpapieren wolle man auch neue Investorengruppen ansprechen. Die siebenjährige Laufzeit sei dabei besonders für institutionelle Investoren attraktiv, die zwar keine langfristige, aber mehrjährige Planungssicherheit suchen und im Vergleich zur fünfjährigen Laufzeit eine etwas höhere Rendite erwarten.
Bislang liegt die maximale Laufzeit deutscher Staatsanleihen bei 30 Jahren. Unter anderem Japan, Frankreich, Italien, Belgien, Großbritannien, die Slowakei und Singapur haben bereits 40- oder 50-jährige Papiere begeben. Österreich und das Bundesland Nordrhein-Westfalen haben gar Anleihen mit hundertjähriger Laufzeit emittiert.
Globale Rentenmärkte unter Druck
Angesichts vielfältiger Unsicherheiten mögen derartige Ultralangläufer derzeit nicht sonderlich attraktiv erscheinen. Die hohen Defizite in den USA und die daraus folgende Herabstufung der Kreditwürdigkeit sowie Japans massive Staatsverschuldung, die zuletzt mehrfach zu schwacher Nachfrage bei langlaufenden Anleihen führte, hinterlassen deutliche Spuren an den globalen Rentenmärkten. Hinzu kommen der neue expansive fiskalpolitische Kurs in Deutschland und die chaotische Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump, die Wachstum und Inflation belasten.
Dennoch eignen sich langlaufende, sichere Staatsanleihen besonders gut, um die weit in die Zukunft reichenden Verpflichtungen institutioneller Investoren abzudecken. Tatsächlich könnten 50-jährige Bundesanleihen den Instrumentenkasten institutioneller Investoren im Kernbereich ihrer Asset Allocation erweitern. Gleiches gilt für die siebenjährigen Papiere, die ab Herbst ausgegeben werden sollen. Klar ist: Rentenanlagen – ob direkt oder über Fonds – bleiben ein dominierender Portfolio-Baustein und haben durch die Zinswende nach der langen Nullzinsphase wieder an Bedeutung gewonnen.
Renten dominieren institutionelle Portfolios
Zwar unterscheiden sich Asset Allocation und Rentenquoten zwischen unterschiedlichen institutionellen Investorengruppen und auch innerhalb dieser Gruppen teilweise erheblich. Grund dafür sind sowohl aufsichtsrechtliche Vorgaben als auch strategische Positionierung. Doch eine Gesamtbetrachtung zeigt, dass über alle Gruppen hinweg zuletzt knapp 70 Prozent des institutionellen Kapitals in Deutschland in Anleihen investiert waren.
Das ergibt eine Auswertung der auf institutionelle Investoren in Deutschland spezialisierten Analysegesellschaft GAC. Ihr zufolge haben die höchste Rentenquote mit gut 76 Prozent weiterhin Lebensversicherungen. Am breitesten diversifiziert sind Versorgungswerke, die nur rund 40 Prozent ihrer Mittel an den Rentenmärkten investieren.
Für die insgesamt hohe und teilweise wieder steigende Gewichtung von Anleihen in institutionellen Portfolios gibt es gute Gründe. So sind langlaufende Staatsanleihen interessant für langfristige Anleger, die Rücklagen investieren wollen oder ihre Verbindlichkeiten mit Qualitätsaktiva absichern möchten. Wer hingegen vor allem Wert auf hohen Ertrag legt, wurde in den letzten Jahren enttäuscht. Das Risiko-Ertrags-Profil war wenig attraktiv.
Strategien für bessere Anleiheerträge
Kurzfristig dürfte sich daran angesichts der Zweifel an den Staatsfinanzen vieler Industrieländer nur wenig ändern. Dennoch kann man sich mit langlaufenden Staatsanleihen auch taktisch für bestimmte Konjunkturerwartungen positionieren. Wenn etwa das Wirtschaftswachstum nachlässt, fallen meist die Zinserwartungen. Und wenn die Renditen um 50 Basispunkte nachgeben, verdient man mit zehnjährigen sehr viel mehr als mit zweijährigen Anleihen.
Die Erträge von Anleiheportfolios lassen sich zudem durch eine höhere Credit-Quote steigern, also durch mehr Unternehmensanleihen, Loans und andere Credits. Dazu muss man aber die Kreditrisiken verstehen. Fundamental sind hochwertige Investmentgrade-Anleihen nach wie vor positiv einzuschätzen. Die Unternehmen haben ihre Finanzen in den vergangenen Jahren sehr professionell gemanagt, sodass ihnen der Schuldendienst keine größeren Schwierigkeiten machen dürfte.
Außerdem kann man sich mit Anleihederivaten gegen Zins-, Kredit- und Währungsrisiken absichern, um die Portfolioerträge zu stabilisieren. Hinzu kommen Verbriefungen von Hypotheken-, Automobil- und Verbraucherkrediten, verbriefte Bankkredite sowie strukturierte Instrumente wie Asset-Backed Securities und Leveraged Loans.
Dank dieser Vielfalt an Instrumenten und Profilen sind Anleihen noch immer eine der nützlichsten und flexibelsten Assetklassen, gerade in unsicheren Zeiten. Sie werden weiterhin eine tragende Rolle in den Portfolios institutioneller Investoren spielen.
Über den Autor
Alessandro Tentori ist seit 2017 Investmentchef (CIO) bei Axa IM in Mailand. Davor arbeitete er bei Macrogeo, als Leiter Fremdwährungskurse (