Kapitalmärkte Anleihen geben Warnsignale für den Aktienmarkt

Christian Gritzka

Christian Gritzka

Anleihenmärkte haben sich aufgrund ihrer Größe und des hohen Anteils institutioneller Anleger in der Vergangenheit oft als guter Indikator für den Aktienmarkt erwiesen. 

Nur wenn der Anleihenmarkt normal funktioniert, das heißt, wenn Investoren bereit sind, Risiken zu einem vernünftigen Preis einzugehen und wenn Banken und Makler für einen liquiden Markt sorgen, setzte an den Aktienmärkten eine längere und nachhaltige Erholungsbewegung ein. Doch von normalen Anleihenmärkten sind wir weit entfernt. 

Gestörte Märkte

Anfang Oktober gewann der DAX innerhalb weniger Wochen 22 Prozent. Die Aufwärtsbewegung ging mit hohen Handelsvolumina quer über alle Branchen hinweg – eigentlich ein gutes Zeichen, dass für nachhaltige Aufwärtsbewegung spricht.

Aber diese Bewegung könnte sich als weniger stabil erweisen, als sie auf den ersten Blick ausgesehen hatte. Ungeachtet der erneuten Sorgen um Europas Staatsfinanzen zeigt ein Segment des Kapitalmarktes nach wie vor, dass die Märkte gestört sind: der Anleihenmarkt. Dieser Markt ist durchaus wichtig, da er um ein vielfaches größer als der Aktienmarkt ist und dort täglich sehr viel größere Summen als an den Aktienbörsen gehandelt werden.

Im Oktober hatten sich auch dort die Notierungen von den Panik-Kursen des Septembers erholen können. Die Angst vor Risiken hatte in den Vormonaten gerade bei Unternehmensanleihen zu heftigen Reaktionen und teils irrwitzigen Notierungen bei einzelnen Papieren geführt. 

Diese überzogenen Entwicklungen wurden nun – teilweise – wieder korrigiert. Die Risikoaufschläge verharren aber weiterhin auf vergleichsweise hohen Niveaus, was auf eine anhaltende Risikoscheu von Investoren hindeutet. So hat sich beispielsweise der Renditeaufschlag für Unternehmensanleihen mit einem BBB-Rating seit April 2011 verdoppelt. Diese Aufschläge haben sich trotz der Erholung im Oktober nicht wesentlich reduziert.

Auch im täglichen Handel der Anleihen zeigt sich, dass die Märkte nach wie vor weit davon entfernt sind, normal zu arbeiten. Normalerweise liegt die Differenz von An- und Verkaufskursen je nach Liquidität des Papiers nur bei wenigen Basispunkten.

Eingeschränkte Handelbarkeit

Momentan liegen diese Spreads jedoch bei mehreren hundert Basispunkten. Damit aber nicht genug, denn oft sind die Kursstellungen gar nicht mit „realem Interesse“ hinterlegt; möchte man zu diesen Kursen tatsächlich ein Papier handeln, ist dies oft gar nicht möglich. 

Investoren können aktuell nur mit erheblichen Mühen, Ausdauer und Preiszuge-ständnissen überhaupt Anleihen handeln. Beispielsweise lag die Differenz zwischen Geld- und Briefkurs bei der Hapag Lloyd Anleihe bis Oktober 2015 (WKN: A1EWQC) zu Beginn des Jahres bei durchschnittlich 0,25 Prozent - aktuell beträgt dieser Spread durchschnittlich zwei Prozent! Anleger sollten daher nicht zu sicher sein, dass die Erholung an den Aktienmärkten wirklich nachhaltig ist. 

 

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