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Anleihemärkte im Wandel „Steigende Ausfallraten? Das macht die Arbeit mit Anleihen jetzt besonders spannend“

Nicolas Jullien, Global Head of Fixed Income bei Candriam

Nicolas Jullien, Global Head of Fixed Income bei Candriam: „Long-Short-Strategien bieten aktiven Managern in unsicheren Marktphasen besonders attraktive Chancen.“ Foto: Candriam

Herr Jullien, in den letzten Jahren haben sich neue strukturelle Trends herausgebildet, wie die Polarisierung der Welt und die Relokalisierung der Lieferketten. Dies geht mit einer höheren Inflation und einem schwächeren Wachstum einher. Was bedeuten diese Veränderungen für die Anlagestrategie bei Anleihen?

Nicolas Jullien: In den vergangenen zwei bis drei Jahren hat sich das wirtschaftliche Umfeld stark verändert: Unternehmen setzen auf das sogenannte Reshoring und holen Produktionskapazitäten zurück, geopolitische Spannungen nehmen zu, und die Inflation ist gestiegen. Diese Entwicklungen haben zu höheren Zinsen geführt, sodass die Phase der Negativzinsen vorbei ist. Viele Unternehmen tragen inzwischen eine hohe Schuldenlast, was in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Ausfallraten ansteigen lassen dürfte – wenn auch nicht auf das Niveau der Finanzkrise. Statt der bisherigen 1 bis 2 Prozent könnten die Ausfallraten in den nächsten drei bis vier Jahren auf 3 bis 4 Prozent steigen.

Im High-Yield-Markt geraten einige Geschäftsmodelle unter Druck, weshalb eine besonders sorgfältige Auswahl der Anleihen erforderlich ist. Gleichzeitig ergeben sich spannende Chancen: Unternehmen mit soliden Cashflows können ihre Zinslast besser bewältigen und bieten attraktive Investmentmöglichkeiten. Andere hingegen kämpfen mit hohen Schulden und verbrennen Kapital, was sie zu potenziellen Kandidaten für Short-Trades macht. Insgesamt bietet das aktuelle Marktumfeld zahlreiche vielversprechende Long-Short-Gelegenheiten.

Die Credit-Alpha-Strategie von Candriam hat seit ihrer Auflegung im Februar 2021 eine Performance von 25 Prozent erzielt. Welche Faktoren haben zu diesem Erfolg beigetragen, vor allem während der schwierigen Marktphase im Jahr 2022?

Jullien: Im Jahr 2022 schlugen die Zentralbanken einen strafferen geldpolitischen Kurs ein. Mein Kollege Thomas Joret, unser Team und ich konnten davon mit gezielten Short-Trades profitieren – vorrangig durch steigende Zinsen und sich ausweitende Anleihe-Spreads. Ende 2022 deutete sich eine Markterholung an, sodass wir in den Jahren 2023 und 2024 von engeren Spreads und stabileren Ausfallraten profitierten.

Heute verwalten wir ein Fondsvolumen von 384 Millionen Euro (Stand: 20. März 2025). Nach der Auflage des Fonds am 1. Februar 2021 haben Investoren unsere Ergebnisse zunächst beobachtet. Doch mit einer Wertsteigerung von 25 Prozent seit Auflage – trotz eines herausfordernden Marktumfelds mit Drawdown-Phasen von 10 bis 15 Prozent – fließen uns nun die Mittel zu. Unsere Kunden schätzen die nachhaltige Wertschöpfung, die wir bieten.

 

Der Credit-Alpha-Fonds investiert in hochverzinsliche Anleihen, die mit höheren Kredit- und Liquiditätsrisiken daherkommen. Wie stellen Sie sicher, dass Sie auch in Stressszenarien die notwendige Liquidität erhalten und gleichzeitig die Chancen des Hochzinsmarktes nutzen können?

Jullien: Wir minimieren Risiken durch strenge Investmentkriterien: Unternehmen müssen mindestens 250 Millionen Euro an handelbaren Anleihepapieren besitzen und ein Rating einer der drei großen Agenturen vorweisen. Illiquide Privatplatzierungen ohne Rating schließen wir aus. Zudem passen wir die Positionsgrößen an die Marktliquidität an. Mit 18 Jahren Erfahrung im Management von High-Yield-Strategien – einschließlich der Finanzkrise 2008 und weiterer Marktkrisen – agieren wir mit einer Kombination aus Offenheit und Vorsicht an den Märkten.

Die Strategie basiert auf einem Bottom-up-Ansatz mit einem makroökonomischen Filter. Können Sie ein konkretes Beispiel dafür nennen, wie dieser Ansatz in der Praxis funktioniert?

Jullien: Investments in High-Yield-Anleihen erfordern eine gründliche Unternehmensanalyse und einen strukturierten Bottom-up-Ansatz. Jedes Unternehmen hat seine eigenen Besonderheiten, die genau geprüft werden müssen – ebenso wie das gesamtwirtschaftliche Umfeld. Wer die besten Investmentchancen nutzen will, sollte einen Schritt zurücktreten und gezielt nach Bereichen suchen, in denen sich grundlegende Veränderungen abzeichnen.

Ein Beispiel ist die Automobilbranche, die derzeit stark im Wandel ist: Neue Wettbewerber aus China, politische Entwicklungen in den USA unter Trump und hohe Energiekosten in Deutschland setzen die Branche unter Druck. Aufgrund dieser Unsicherheiten sehen wir zyklische Sektoren wie die Automobilindustrie aktuell kritisch – sie dürften weiterhin unter Belastungen stehen.

Spielen Nachhaltigkeitskriterien eine wichtige Rolle bei der Analyse?

Jullien: Erfahrungen zeigen, dass 60 bis 70 Prozent der Unternehmen mit hohen Ausfallraten an schlechter Unternehmensführung scheitern. Wer die Schwachstellen in der Corporate Governance frühzeitig erkennt, kann das Ausfallrisiko im Portfolio reduzieren. Aber auch Umwelt- und Sozialaspekte fließen in die Analyse mit ein.

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist es für Analysten wichtig, zwischen guten und schlechten Schuldnern zu unterscheiden. Wie erkennen Sie Unternehmen, deren Kreditqualität sich verschlechtern könnte, frühzeitig?

Jullien: Wir setzen auf Unternehmen, die ihre Preise anpassen können und so trotz Inflation ihre Gewinnmargen sichern. In Zeiten des Wandels, etwa durch den E-Commerce, prüfen wir jedoch genau, ob diese Unternehmen finanziell solide sind. Besonders wichtig ist uns, dass sie nicht zu hoch verschuldet sind. Deshalb analysieren wir sowohl das Marktumfeld als auch die Cashflows der Unternehmen im Detail.

Welche Herausforderungen erwarten Sie für die Credit-Alpha-Strategie im laufenden Jahr und wie bereiten Sie sich darauf vor?

Jullien: Kurzfristig könnten die Märkte enttäuschen, da Entwicklungen oft schnell und unvorhersehbar verlaufen. Besonders die Unsicherheiten rund um die Trump-Administration mahnen zur Vorsicht. Wir setzen daher verstärkt auf defensive Strategien und gehen mit Bedacht vor.

In den letzten Jahren sind viele Anleger von aktiv gemanagten Fonds zu passiven Strategien gewechselt. Doch gerade in unsicheren Zeiten bieten Long-Short-Strategien große Chancen für aktive Manager, da sie gezielt auf fundamentale Kennzahlen achten – vor allem im Hinblick auf die Entwicklungen in den USA. Angesichts der aktuellen Marktlage muss man jederzeit mit steigender Volatilität rechnen.

Mehr Informationen zur Credit-Alpha-Strategie von Candriam finden Sie hier.

 

Zur Person

Nicolas Jullien ist seit 2007 bei Candriam tätig und wurde im Januar 2025 zum Global Head of Fixed Income ernannt. Zuvor leitete er seit 2020 den Bereich High Yield & Credit Arbitrage. 

 

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