ANZEIGE

Engagement Welche 5 ESG-Aspekte bei Anleiheinvestments zählen

Die Geschäftsführung eines deutschen Industriekonzerns stellt sich den Aktionären

Die Geschäftsführung eines deutschen Industriekonzerns stellt sich den Aktionären: Immer mehr Unternehmen veröffentlichen ESG-Berichte. Foto: Imago Images / Sven Simon

Wenn es um die Einflussnahme auf ökologische, soziale und governancebezogene (ESG-) Unternehmensentscheidungen geht, denkt man in der Regel zunächst an Aktionäre, also an Aktieninvestoren. Als Anteilseigner interessiert man sich naturgemäß für die Strategie des Unternehmens, und auf Hauptversammlungen stimmt man über wichtige Entscheidungen ab.

Dass auch Anleiheinvestoren in ihrer Eigenschaft als Gläubiger Einfluss auf ESG-Entscheidungen nehmen können, gerät häufig in den Hintergrund. Außerdem arbeiten Anleiheinvestoren mit einem Anlageuniversum, zu dem Papiere von Emittenten zählen, zu denen man als Anleger in börsennotierte Aktien keinen Zugang hat, beispielsweise eigentümergeführte Unternehmen und Regierungen. Vor diesem Hintergrund berichten fünf unserer Anleiheexperten über ihre Erfahrungen bei der Berücksichtigung wichtiger ESG-Themen und über entsprechende Gespräche mit Emittenten.

Von der Emissionsberichterstattung über die Sicherheit der Mitarbeiter bis hin zu den möglichen finanziellen Vorteilen einer guten Unternehmensführung – in diesem Artikel beleuchten sie, wie die Integration von ESG die langfristige Orientierung beim Investieren beeinflussen kann.

1. Hinter die Schlagzeilen blicken

In Gesprächen mit Geschäftsleitungen über wichtige ESG-Themen finden wir häufig bessere Antworten auf unsere Fragen. Beispielsweise entdeckte das ESG-Team von Capital Group kürzlich eine Nachricht über den Austritt von Chemikalien bei einem Nahrungsmittelhersteller. Weil wir Anleihen dieses Unternehmens halten, war es der Geschäftsleitung wichtig, unseren verantwortlichen Analysten zu versichern, dass sie die Leckage ernst nimmt und Maßnahmen getroffen hat, um die Gesundheit der Mitarbeiter zu schützen.

„Sie haben erheblich entschlossener auf das Problem reagiert, als es in den Medien den Anschein hatte“, sagt Sarah Leshner Carvalho, Anleiheanalystin in New York. „Man hat mögliche gesundheitliche Folgen für die Mitarbeiter geprüft, und die Geschäftsleitung denkt über eine Verbesserung der Sicherheitsrichtlinien nach. Weil dies finanzielle Konsequenzen für das Geschäft des Unternehmens haben könnte, haben wir die Sache im Auge behalten.“

Engagement bietet auch die Chance auf konstruktive Gespräche über wichtige Pläne. Leshner Carvalho erinnert sich an ein anderes Unternehmen, das die Emission einer ESG-Anleihe plante. „Weil wir einer der größten Investoren waren, interessierte sich das Unternehmen für unsere Einschätzung des Plans und der Finanzierungsstrategie“, erklärt Leshner Carvalho, die sich in Begleitung eines ESG-Experten von Capital Group mit der Geschäftsleitung getroffen hat. „Aus unserer Sicht waren die wichtigen Leistungskennziffern nicht klar genug, und die Couponzahlungen (also die laufenden Erträge der Anleiheinvestoren) hätten anders strukturiert sein sollen, sodass die Investoren bei Nichterfüllung der Ziele einen höheren Ausgleich erhalten würden. Die Geschäftsleitung zeigte sich für unsere Vorschläge aufgeschlossen.“

Die ESG-Themen unterscheiden sich von Branche zu Branche und von Land zu Land. Deshalb kann ein Engagement eher dazu dienen, den Dialog zu starten. Als Beispiel nennt Leshner Carvalho ein kürzliches Gespräch über die Zusammensetzung des Boards. Den auf einer Roadshow eines Unternehmens an Investoren verteilten Informationen war zu entnehmen, dass die Geschlechter- und ethnische Vielfalt zu wünschen übrig ließ. Sie sprach mit den Geschäftsleitungsmitgliedern, die vor Ort waren, über die Fundamentalanalysen von Capital Group zum Thema Humankapital. Zahlreichen Studien zufolge führt Diversität nicht nur zu mehr Innovationen. Sie macht das Unternehmen auch stabiler und produktiver. Außerdem funktionieren gemischte Teams besser. Unsere Erfahrung lehrt uns auch, dass Diversität, Gleichheit und Teilhabe (Diversity, Equity and Inclusion – DEI) für bessere Investmentergebnisse sorgen können. Viele größere Anleiheinvestoren achten heute mehr auf die Governance-Struktur. Deshalb könnte nach Ansicht von Leshner Carvalho die Nachfrage nach den Anleihen eines Unternehmens steigen, wenn es für deutlich mehr Diversität sorgt, und letztlich würden dann auch seine Kreditkosten sinken.

2. Gespräch über Best Practice mit High-Yield-Emittenten im Energiesektor

In der Energiebranche ist ESG mehr als nur die Energiewende. Das Management der Auswirkungen von Produktion und Transport von CO2-haltigen Treibstoffen kann auch erhebliche finanzielle Konsequenzen haben. Die Förderung und der Betrieb von Pipelines unterliegen häufig Umweltvorschriften. Ein Verstoß kann Strafzahlungen nach sich ziehen. Deshalb ist Engagement zu ESG-Themen für fundamentale Analysen von Förder- und Produktionsunternehmen sowie von Ölfelddienstleistern unverzichtbar. Der in New York arbeitende High-Yield-Analyst Denis Tolkachev sagt, dass er im Rahmen seines ESG-Engagements mehrere Themen anspricht: „Zusammen mit unserem ESG-Team halte ich Unternehmen zu einer stabilen Berichterstattung über Emissionskennzahlen an. Außerdem stellen wir ihnen einige der höchsten Branchenstandards vor und nennen Beispiele, wie Unternehmen finanziell davon profitieren können, wenn sie weniger Gas abfackeln und CO2 abscheiden.“

3. Wichtige Hinweise in Gesprächen über Emerging Markets und Feinabstimmung von Bewertungen

Emerging-Market-Anleiheinvestoren haben starken Einfluss auf Umschichtungen des Kapitals von Sparern aus den Industrieländern in Schwellenländer, um dort notwendige Investitionen zu finanzieren. „Wenn sich unsere Investmentexperten bei Meetings und auf Roadshows bei Regierungen engagieren, betonen sie häufig, wie wichtig Transparenz, eine gute Governance und die Einhaltung internationaler Standards sind“, erläutert Kirstie Spence, Anleiheportfoliomanagerin in London. „Abgesehen von möglichen politischen und wirtschaftlichen Vorteilen können Regierungen, die höchste Standards einhalten, ihren Zugang zu Finanzmitteln verbessern und ihre Kapitalkosten senken“, fügt sie hinzu.

„Unser ESG-Kontrollprozess für Staatsanleihen hilft uns, wichtige ESG-Themen zu erkennen und zu analysieren. Das macht Gespräche ausgewogener und kann uns helfen, unsere Bewertungen zu verfeinern“, sagt Spence. „Natürlich können uns die Emittenten auch ignorieren, aber für viele Regierungen, die Finanzmittel benötigen und einwerben wollen, können die Einschätzungen von Anleiheinvestoren wichtig sein.“

4. Chancen im Automobilsektor, die über Elektrofahrzeuge hinausgehen

„Während sich der breite Markt hauptsächlich auf die Herstellung von Elektroautos konzentriert, sind andere ESG-Chancen und -Risiken in der Automobilbranche in den Hintergrund getreten“, sagt Danny Jacobs, Investmentanalyst in London. „In unserem fundamentalen Research können wir das Thema Elektrofahrzeuge genauer und umfassender betrachten und weitere ESG-Themen analysieren, die möglicherweise wesentliche finanzielle Auswirkungen haben.“ Jacobs verweist auf ältere, etabliertere Automobilhersteller als einen Bereich, in dem Capital Group mit ihren ESG-Anlagerichtlinien und dem Research differenzierte Erkenntnisse gewonnen hat. „Wir haben gesehen, dass bestimmte etablierte Automobilbauer, bei deren Produktion weniger Treibhausgase emittiert werden, in puncto Nachhaltigkeit in der Lieferkette führend sind“, sagt Jacobs. „Beispielsweise sind die Beschaffung von Kobalt und Nickel sowie mehr Transparenz in der gesamten Lieferkette Themen, die aufgrund ihrer Auswirkungen auf die Prozesse und Emissionen finanzielle Folgen haben können.“

5. Die Transparenz der einzelnen Branchen variiert enorm

Immer mehr Unternehmen veröffentlichen ESG-Berichte. Mandeep Saini, Investmentanalyst in New York, weiß, dass Unternehmen ESG-Themen sehr unterschiedlich in Angriff nehmen. „In einigen Branchen haben wir auf eine bessere Berichterstattung gedrängt. Beispielsweise hielten wir kürzlich ein Rüstungsunternehmen an, uns über seine Lieferketten und Exportkontrollen zu informieren, damit wir die rechtlichen Risiken besser einschätzen können.“

Ganz anders lag der Fall bei einem Lifesciences-Unternehmen, das Produkte zur Steigerung der Ernteerträge vertreibt, auch in Schwellenländern. Dem Unternehmen ist die ESG-Berichterstattung sehr wichtig. Die Senkung von Risiken im Zusammenhang mit Rechtsstreitigkeiten sowie mit Regulierungsänderungen und Verschiebungen der Standpunkte der Verbraucher gegenüber genmodifizierten Pflanzen sind bei diesen Engagements immer wieder Thema. Das Unternehmen versucht, auf die Bedenken im Zusammenhang mit der Schädigung nicht genmodifizierter Organismen einzugehen. Dazu hat es die Etikettierung klarer gestaltet und die Gebrauchsanweisungen für Pestizide sowie die Saatanweisungen eindeutiger formuliert. „Wir stehen mit der Geschäftsleitung noch immer zu verschiedenen finanziell relevanten ESG-Themen in Kontakt, unter anderem zu der Frage, wie sie mit den Folgen ihrer Produkte auf die Biodiversität umgeht“, fügt Saini hinzu.

Mehr zu den Fixed-Income-Strategien der Capital Group lesen Sie hier.

Event-Einladung

Der Kapitalmarkt offenbart sich derzeit in seiner vollständigen Komplexität. Informieren Sie sich auf dem CAPITAL IDEAS LIVE Event mit Experten und Portfoliomanagern der Capital Group am 5. Juli 2023 in Frankfurt/M. oder am 6. Juli 2023 in München – und reden Sie mit.

Hier geht es zur Anmeldung.

 

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen