Schwellenländer Anleger sehen nach Summers-Ausstieg Schub für Emerging Markets

Von Bank Julius Bär & Co. bis zu Pictet Asset Management sehen Investoren eine bessere Entwicklung für Anlagen in Schwellenländern, nachdem Lawrence Summers aus dem Rennen um die Spitzenposition bei der US- Notenbank ausgestiegen ist.

Der frühere US-Finanzminister hätte nach Einschätzung in der Umfrage Bloomberg Global Poll aus der vergangenen Woche die geldpolitischen Anreize der Federal Reserve schneller zurückgefahren als seine größte Konkurrentin um die Nachfolge von Ben S. Bernanke, Janet Yellen.

Das monatliche Anleihekaufprogramm der Fed hatte weltweit die Nachfrage nach höher rentierlichen Anlagen gestärkt. Die Fed wird auf ihrer am 17. und 18. September stattfindenden Sitzung des Offenmarktausschusses voraussichtlich beschließen, die Anleihekäufe um monatlich 10 Milliarden Dollar auf 75 Milliarden Dollar zu senken, wie Ökonomen in einer Umfrage von Bloomberg im Median prognostizieren.

“Die Voraussetzungen für eine bessere Entwicklung der Emerging Markets sind geschaffen, und die Sache mit Summers kann kurzfristig einen gewissen Schub geben”, sagte Stefan Hofer, Volkswirt bei Bank Julius Bär in Zürich, in einem Telefoninterview mit Bloomberg News. Asien biete die besten Aussichten, da es zusätzlich von einer Konjunkturverbesserung in China profitieren könne, fügte er an.

Der MSCI Emerging Index gewann 1,4 Prozent. Die Börsenbarometer von Indonesien, den Philippinen, Thailand und der Türkei kletterten um mehr als zwei Prozent. Südafrikas Rand, die indische Rupie und die türkische Lira verteuerten sich jeweils um über ein Prozent. Die Rendite zehnjähriger Indonesien-Bonds fiel um bis zu 40 Basispunkte auf ein Monatstief bei 7,95 Prozent.

“Die Tatsache, dass Summers aus dem Rennen ist, ist positiv für die Märkte”, sagt Peter Elston, Leiter Strategie Asien- Pazifik bei Aberdeen Asset Management Plc in Singapur. “Wir werden eine lockerere Geldpolitik bekommen als wir sonst gehabt hätten und das ist positiv für die Kapitalflüsse in die Region.”

Der MSCI Emerging Markets Index Asia-Pacific Index liegt seit dem 22. Mai, als die Fed erstmals eine Verringerung ihrer Anleihekäufe signalisierte, sofern sich eine nachhaltige Verbesserung am US-Arbeitsmarkt zeige, immer noch 4,6 Prozent im Minus. In diesem Monat hat das Börsenbarometer 7,5 Prozent gewonnen und steht damit vor dem größten Anstieg seit Januar 2012. Grund dafür sind Anzeichen für eine konjunkturelle Verbesserung in den USA, Europa und China.

Da der Markt seine Erwartungen nun auf eine weniger aggressive Reduzierung der Fed-Anreize angepasst habe, sei das Risiko sofortiger Kapitalabflüsse aus Asien geringer geworden, schrieb Rob Subbaraman, Ökonom bei Nomura Holdings Inc. in Singapur, in einer Kurzanalyse. Es habe eine “bedeutende Erleichterung” für Länder mit Leistungsbilanz-Defiziten gegeben, wie Indien und Indonesien und in geringerem Maße auch für Malaysia und Thailand.

Die Verringerung der Anleihekäufe “findet wahrscheinlich schrittweise statt”, meint Wee-Ming Ting, Leiter Festverzinslichte Asien bei Pictet Asset Management in Singapur, in einem Telefoninterview. “Die Leute waren besorgt über die ’Falken’-Haltung von Summers”, sagte er mit Bezug auf die Anti- Inflations-Position. “Mit seinem Rückzug sieht der Markt eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass Yellen die nächste Vorsitzende wird”, fügte er an.

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