DDV-Geschäftsführer Lars Brandau „Anleger profitieren vom Preis-Wettbewerb unter den Emittenten“

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Wer nutzt Hebelprodukte, Privatanleger oder Vermögensverwalter?

Brandau: Ganz sicher beide Zielgruppen. Zunehmend mehr Vermögensverwalter bieten ihren Kunden heutzutage einen umfassenden Service an und bedienen sich in ausreichendem Maße der ihnen zur Verfügung stehenden Produkte, die sie als Profis nutzen könnten. Davon profitieren wiederum deren Kundinnen und Kunden. Darüber hinaus zeigen die Statistiken einen in den zurückliegenden Jahren immer größer gewordenen Anteil an risikobewussten Selbstentscheidern, die das Universum der Hebelprodukte für sich entdeckt haben.

Hat Corona den Zertifikate-Markt – nach dem Einschnitt nach der Finanzkrise – nochmals verändert?

Brandau: Der Corona-Einbruch an den Märkten im März 2020 war ein ausgesprochen außergewöhnliches Ereignis, gefolgt von einer unerwartet schnellen Erholung der Kurse. Für die allermeisten Anlegerinnen und Anleger war 2020 ein ertragreiches Jahr. In unserer DDV-Trendumfrage gaben im Dezember 2020 gut 58 Prozent der Befragten an, dass ihr Depot einen Jahresgewinn von sechs Prozent und mehr ausweist. Weitere 20 Prozent sprechen von einem Zuwachs von bis zu sechs Prozent. Insofern war das in jeder Hinsicht beispiellos, aber ich würde nicht alle Veränderungsprozesse nur darauf zurückführen. Denn unabhängig davon verändert sich der Markt permanent, und immer zum Nutzen der Kundinnen und Kunden. In der Vergangenheit sind die Produkte verständlicher und übersichtlicher geworden, der Service wurde entscheidend verbessert, die Ausführungsgeschwindigkeiten sind erhöht worden und die Preise sind aufgrund des hohen Wettbewerbs attraktiv.

Wertpapiere gewinnen, auf niedrigem Niveau, in Deutschland an Bedeutung. Nimmt der Anteil von Zertifikaten im Vergleich zu anderen Wertpapieren zu oder ab?

Brandau: Ich bin hier klar positiv gestimmt. Ich denke, alle profitieren von einem steigenden Interesse an Wertpapieranlagen. Das hat auch mit der anhaltenden Niedrigzinsphase zu tun. Je mehr Menschen Geld in Wertpapiere investieren, desto mehr beschäftigen sich auch mit strukturierten Wertpapieren. Strukturierte Wertpapiere haben gegenüber anderen Kapitalmarktprodukten einige elementare Vorteile. Der wichtigste ist, dass Anlegerinnen und Anleger mit dem Direktinvestment oder auch ETFs ganz oft einfach nur auf steigende Kurse setzen. Viele haben nach zehn Jahren Hausse praktisch vergessen, dass die Börse eben keine Einbahnstraße ist. Wer in die Welt der strukturierten Wertpapiere einsteigt, entdeckt, dass man auch von seitwärtsbewegenden Marktphasen profitieren kann und auch bei fallenden Kursen die Verluste begrenzbar sind.

Welche Trends sehen Sie aktuelle auf dem Zertifikate-Markt?

Brandau: Gegenwärtig stellen wir einen starken Trend zum nachhaltigen Investieren fest. Anlegerinnen und Anleger brauchen hier allerdings die Beratung, sonst ist es schwer, passende Produkte zu finden. Der gesamte Bereich nachhaltige Finanzanlagen geht selbstverständlich auch an strukturierten Produkten nicht vorbei. Ganz im Gegenteil. Die Mitglieder des Deutsche Derivate Verbands haben sich auf einheitliche Standards für nachhaltige strukturierte Wertpapiere verständigt. Sie sind im DDV-Nachhaltigkeits-Kodex festgehalten. Wenn im nächsten Jahr in der Wertpapierberatung verpflichtend abgefragt werden muss, ob Anlegerinnen und Anleger Wert auf Nachhaltigkeit legen, wird die Branche mit einem breiten Angebot am Start sein. Wer Geld anlegt, kann dann entscheiden, wie nachhaltig seine Anlage sein soll. Rendite, Risiko und Laufzeit bleiben natürlich weiterhin ebenso entscheidend für die Geldanlage.