DDV-Geschäftsführer Lars Brandau „Anleger profitieren vom Preis-Wettbewerb unter den Emittenten“

Lars Brandau, Geschäftsführer Deutscher Derivate Verband (DDV)

Lars Brandau, Geschäftsführer Deutscher Derivate Verband (DDV): „Vermögensverwalter kommen an der Absicherung mit strukturierten Produkten kaum noch vorbei." Foto: DDV

private banking magazin: Gefühlt sind Zertifikate, besonders Anlage-Zertifikate, nach der Finanzkrise ein wenig in Vergessenheit geraten. Wer nutzt diese Produkte heutzutage noch?

Lars Brandau: Wir sehen ein steigendes Interesse und einen wachsenden Bedarf an strukturierten Wertpapieren. Seit Jahresbeginn ist das Marktvolumen von 70 auf 74,5 Milliarden Euro gestiegen. Richtig ist aber, dass es sich bei strukturierten Wertpapieren nicht um ein „gängiges“ Massenprodukt handelt, sondern um Anlageformen, die von Privatinvestoren sehr genau ins Depot und in bestehende Portfolios allokiert werden. Insofern nutzen vor allem Beratungskunden, klassische Selbstentscheider und natürlich auch Vermögensverwalter diese Produkte. Insbesondere in der Vermögensverwaltung kommt kaum noch jemand seriös an Strukturen zur Absicherung – zum Hedgen – vorbei.

Eignen sich Hausse- oder Crash-Phasen besser für den Kauf von Zertifikaten?

Brandau: Das ist komplett unterschiedlich und hängt damit zusammen, dass strukturierte Wertpapiere ein sehr breites Spektrum abdecken, von Kapitalschutz-Zertifikaten bis Hebel-Produkte. Da ist praktisch für jede Marktphase und für jeden Anlagebedarf etwas dabei. Es lohnt sich daher, sich intensiver mit strukturierten Wertpapieren zu beschäftigen. Wichtig ist, dass Anlegerinnen und Anleger klar ist, welches Anlageziel sie verfolgen. Bei den Angeboten ohne Kapitalschutz braucht es außerdem auch eine dezidierte Marktmeinung – denn nur dann kann man sich entsprechend positionieren.

Welche Anlage-Zertifikate sind noch gefragt von Privatanlegern und Vermögensverwaltungen?

Brandau: Auch hier kann es keine eindeutige Antwort geben, denn sie hängt ganz entscheidend von der jeweiligen Marktsituation ab. In Zeiten einer anhaltenden Hausse kaufen naturgemäß weniger Anlegerinnen und Anleger Kapitalschutzprodukte. Das ändert sich logischerweise in Abwärtsphasen. Grundsätzlich haben Käufer von Anlageprodukten eine Vorliebe für die Klassiker im Bereich der Teilschutzprodukte entwickelt; also Bonus-, Discount- und Express-Zertifikate. Letztere sind mit einem ausstehenden Marktvolumen von 18,7 Milliarden Euro derzeit die größte Produktkategorie, gefolgt von Strukturierten Anleihen mit 18,6 Milliarden Euro.

Wie sieht es bei Hebelprodukten aus? Werden diese vor allem zur Spekulation oder zur Absicherung genutzt?

Brandau: Beide Vermutungen treffen zu. Bei Optionsscheinen ergab eine Studie der WHU, dass zwei Drittel derjenigen, die sie im Depot haben, sie zur Absicherung nutzen. Aber auch kurzfristig orientierte Daytrader sind hier investiert, wie auch Investoren, die in gehebelten Open-end-Turbos long gehen. Auch einzelne Positionen des Depots oder ganze Märkte werden durch Short-Papiere abgesichert. Erfahrene Selbstentscheider, die den Nutzen der strukturierten Wertpapiere verinnerlicht haben, bedienen sich der ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten.