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Interview mit ODDO BHF „Anleger interessieren sich wieder stärker für festverzinsliche Fonds“

Joachim Häger, Global Head Private Wealth Management bei ODDO BHF Private Wealth Management Germany (links) und Nicolas Chaput, Global CEO & Co-CIO bei ODDO BHF Asset Management

Joachim Häger, Mitglied des Vorstands und globaler Leiter Private Wealth Management von ODDO BHF, und Nicolas Chaput, Globaler Geschäftsführer bei ODDO BHF Asset Management (r.). Foto: ODDO BHF

Herr Chaput, berichten Sie uns doch bitte kurz über die Zusammenarbeit, die in dieser Form in der Branche nicht alltäglich ist.

Nicolas Chaput: ODDO BHF betreut seit vielen Jahren Privatkunden und Familien, institutionelle Anleger und Unternehmen in Deutschland. Auch durch die starke Verankerung in Frankreich und der Schweiz kennen wir die Gewohnheiten, Bedürfnisse und Erwartungen der Kunden im gesamten Spektrum der Finanzaktivitäten sehr genau. Im Asset Management bieten wir institutionellen Kunden und über Vertriebspartner auch Privatkunden Dienstleistungen im Portfoliomanagement und der Fondsadministration an. Auch mit ODDO BHF Private Wealth Management arbeiten wir seit langem zusammen, um sie je nach dem Bedarf ihrer Kunden in diesen Bereichen zu unterstützen. Gute Beispiele hierfür sind die Zusammenarbeit bei der ODDO-BHF-Polaris-Fondspalette sowie Private-Equity-Lösungen für globale Investitionen in Secondaries, den ökologischen Wandel und Venture Capital. Dennoch agiert Private Wealth Management bei der Auswahl von Fonds und Anbietern völlig unabhängig.

Herr Häger, wie gehen Sie mit Spannungsfeldern um, etwa bei Kundenbetreuung und Vertriebszielen?

Joachim Häger: Als familiengeführte Privatbank mit Fokus auf vermögende Privatpersonen, Unternehmerfamilien und Stiftungen denken und handeln wir in Generationen. Langfristigkeit ist einer unserer Kernunternehmenswerte, die nicht nur auf dem Papier stehen, sondern im Daily Business von allen Kolleginnen und Kollegen gelebt werden. Unsere Organisation ist dezidiert kundenorientiert aufgestellt und unsere Beratung auf die individuellen Bedürfnisse unserer Kunden zugeschnitten. Sich auf kurzfristige Vertriebsziele zu konzentrieren, gehört nicht in diese Strategie. Wenn unsere Kunden langfristig erfolgreich sind, dann ist auch unsere Bank erfolgreich.

Wie gelingt das?

Häger: Die Vermögensverwaltung steuert die Vermögensallokation im Rahmen der mit den Kunden vereinbarten strategischen Vorgaben. In der „Hausmeinung“ bündelt sich die Erfahrung unserer Experten zu den kurz- bis mittelfristigen Perspektiven für die verschiedenen Assetklassen. Sie fließt in die taktische Allokation ein, also beispielsweise bei der Entscheidung über eine – relativ zu der von den Kunden gewählten Vorgaben – Über- oder Untergewichtung von Aktien oder die Verkürzung oder Verlängerung der Duration von Anleihen.

Als langfristig orientierte Investoren bevorzugen wir die ruhige Hand. Wir sind überzeugt, dass die Selektion von Qualitätswerten den Investoren Schutz vor unangenehmen Überraschungen und über einen längerfristigen Anlagehorizont hinweg eine attraktive Rendite bietet. Bei der Selektion von Einzeltiteln folgen wir unserem bewährten fünfstufigen Prozess: Wir suchen systematisch nach angemessen bewerteten Titeln mit hoher Kapitaleffizienz, starker Marktstellung und langfristigem Wachstumspotenzial, die gleichzeitig unsere ESG-Anforderungen erfüllen.

Womit gewinnen Sie die Kunden?

Häger: Die individuellen Anforderungen unserer Kunden bestimmen die Dienstleistungen, die wir ihnen anbieten. Hieraus ergeben sich drei Ansatzpunkte: Wir verstehen uns als ganzheitlicher Berater mit maßgeschneiderten Konzepten bei der Vermögensstrukturierung und Asset Allokation. Als Vermögensverwalter verfolgen wir einen fundamentalen Ansatz mit klarem Fokus auf Qualitätstitel. Und wir sind Co-Investor, der gemeinsam mit den Kunden exklusive Investments in den Bereichen Private Equity, Venture Capital, ESG und Immobilien tätigt. Ein leistungsfähiges Asset Management begreifen wir als essenziell für die Zufriedenheit unserer Kunden. Die herausragende Qualität unserer Vermögensverwaltung wird von unabhängigen Testinstituten jedes Jahr aufs Neue dokumentiert.

Herr Chaput, Ihr Haus steht unter anderem für Multi-Asset-Fonds mit soliden Ergebnissen. Was sind die Erfolgsfaktoren der ODDO-BHF-Polaris-Fonds?

Chaput: Der klare Fokus auf Qualitätstitel ist dafür entscheidend, damit die Multi-Asset-Fonds der ODDO-BHF-Polaris-Familie für unsere Kunden eine nachhaltige Performance erzielen können. Fokus auf Qualität heißt: Wir möchten Unternehmen auswählen, die hohe Kapitalrenditen, klar definierte Wettbewerbsvorteile, strukturell hohe Wachstumsraten, eine geringe Verschuldung und eine angemessene Bewertung aufweisen. Mit dem Fokus auf langfristigen Wachstumstrends wie Digitalisierung, neuen Formen des Konsums oder der demografisch bedingt wachsenden Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen ergeben sich für die Fonds auch in einem schwierigen Marktumfeld Anlagechancen.

Da wir verschiedene Risikoprofile von defensiv über ausgewogen bis hin zu dynamisch oder flexibel anbieten, die sich durch die maximale Aktienquote unterscheiden, können unterschiedliche Investoren eine passende Anlagelösung finden. Mit mehr als 15 Jahren Erfolgsbilanz und einem nachhaltigen Ansatz, der ESG-Kriterien beachtet – ein Aspekt, der immer mehr Kunden am Herzen liegt – weist die Palette die richtigen Merkmale auf, um die Anforderungen der Anleger zu erfüllen. Ursprünglich für PWM-Kunden in Deutschland gedacht, haben sich die ODDO-BHF-Polaris-Fonds zu einem festen Bestandteil unseres Angebots in verschiedenen europäischen Ländern und Marktsegmenten entwickelt. Schließlich ergänzen sich die in Deutschland ansässigen Portfoliomanagern gut mit internationalen Produktspezialisten, um sowohl deutsche als auch ausländische Kunden zu erreichen.

ODDO BHF wird immer wieder als bester Manager für Multi-Asset-Fonds ausgezeichnet; Sie verfügen über eine breite Perspektive. Welche fundamentalen Trends sehen Sie – insbesondere im Hinblick auf die Zinswende?

Häger: Mit Blick auf 2023 stehen die Anleger vor der Frage, ob das Schlimmste nun hinter ihnen liegt. Einiges spricht dafür, denn die Inflation befindet sich zumindest ansatzweise schon wieder im Rückwärtsgang, in den USA schneller als in Europa. Ein zusätzlicher Impuls für den globalen Aufschwung könnte aus China kommen, dass seine Null-Covid-Politik aufgegeben hat. All diese Faktoren können die geopolitischen Unsicherheiten jedoch nicht völlig ausräumen. Schließlich werden wir die zur Bekämpfung des Klimawandels notwendige Energiewende dauerhaft finanzieren müssen, was in den kommenden Jahren auch große Chancen eröffnen wird.

In einem Umfeld, in dem Inflation und steigende Zinsen Schlagzeilen machen, wächst das Interesse an festverzinslichen Wertpapieren und Private-Debt-Anlagen. Investment Grade und High Yield stehen in diesem Jahr im Fokus unserer Kunden. Auch Private Debt ist für professionelle Anleger interessant, da die variable Zinsstruktur sie vor steigenden Zinsen schützt. Und schließlich ist die starke Nachfrage von Privatkunden nach Private Equity ungebrochen, da sie auf der Suche nach langfristigen Renditen sind.

KI und Investmententscheidungen – welche Art von Entscheidungen stehen hier im Fokus? Ersetzt KI das klassische Portfolio-Management oder gibt es eine Art Zusammenarbeit?

Chaput: 2018 hat ODDO BHF Asset Management als einer der ersten Asset Manager eine Reihe globaler Themen-Aktienfonds aufgelegt, die Algorithmen der Künstlichen Intelligenz nutzen, um ein weltweites Anlageuniversum zu erschließen. Mensch und Maschine arbeiten hier auf produktive Weise zusammen, das letzte Wort hat aber immer der Mensch! Der erste Fonds ODDO BHF Artificial Intelligence konzentrierte sich auf die Auswahl von Unternehmen, die KI in ihren eigenen industriellen Prozessen nutzen. In der Folge haben wir KI in die Managementprozesse unserer anderen thematischen Fonds integriert, ODDO BHF Green Planet für den globalen ökologischen Wandel und ODDO BHF Future of Food für die globale Revolution unserer Ernährungsgewohnheiten.

Alle diese Fonds haben engagierte, erfahrene „menschliche“ Manager, die am Ende für die Entscheidungen im Portfoliomanagement verantwortlich sind. KI-Tools unterstützen sie und ermöglichen ihnen die Verarbeitung großer Datenmengen, ersetzen sie aber keineswegs. Menschen und Algorithmen sind komplementär! Mit unserem Team von Datenwissenschaftlern arbeiten wir derzeit an der Integration von künstlicher Intelligenz als Entscheidungshilfe in alle unsere Prozesse für Asset Allokation und Titelselektion. Auch bei der Integration von ESG-Kriterien sind Daten und Datenverarbeitungstools unverzichtbar.

Sprechen wir über Themenfonds: Sind sie, ketzerisch gefragt, Branding und Verkaufsmaschine oder bieten sie echte Wertschöpfung?

Chaput: Es kommt darauf an, langfristige Trends zu erkennen, die die Entwicklung der Wirtschaft und der Finanzmärkte über Jahre oder sogar Jahrzehnte prägen können. Sie dürfen keine bloßen Modeerscheinungen sein. Diese langfristigen strukturellen Wachstumstrends sind für uns Anlagechancen. Wir haben unsere globale thematische Aktienfondspalette entwickelt, um unseren Kunden einfache Lösungen zu bieten, mit denen sie das Potenzial dieser Trends nutzen können, sei es der ökologische Wandel, der sektorübergreifende Aufstieg der künstlichen Intelligenz oder die Ernährungsrevolution.

Letztendlich sind thematische Fonds für Anleger attraktiv, weil sie einfach zu verstehen und zu erklären sind. Sie spiegeln eine Vision der Welt wider. Wenn ich an die notwendige Umwälzung der Landwirtschaft und unserer Lebensmittel glaube, dann kann ich in das Thema Future of Food investieren. Wenn ich an das Potenzial der künstlichen Intelligenz glaube, dann investiere ich in den entsprechenden Fonds.

Welche Themen werden abgedeckt? Wie sieht die Positionierung gegenüber der Konkurrenz aus?

Chaput: Der ökologische Wandel eröffnet unseren Kunden Chancen in Bereichen wie nachhaltige Energien, Steigerung der Energieeffizienz zum Beispiel von Gebäuden, nachhaltige Mobilität und Schonung der natürlichen Ressourcen. Künstliche Intelligenz umgibt uns bereits in unserem Alltag und wird als alle Branchen durchdringende Schlüsseltechnologie Investmentmöglichkeiten in zahlreichen Branchen eröffnen, nicht nur im Technologiesektor. Die Besonderheit unserer globalen thematischen Aktienfonds besteht darin, dass wir dank der Nutzung von Künstlicher Intelligenz im Anlageprozess die mit dem Thema verbundenen Aktien genau identifizieren können. Im Gegensatz zu vielen Konkurrenten beschränken sich unsere Fonds nicht auf bestimmte Sektoren, sondern können potenziell alle Bereiche der Wirtschaft abdecken.

Wie hat sich der Status von Rentenfonds in den vergangenen Jahren entwickelt? Was erwarten Sie von ihnen in der Zukunft?

Chaput: In den letzten Jahren wurden festverzinsliche Fonds aufgrund des niedrigen Renditeniveaus in den Hintergrund gedrängt. Dies galt insbesondere für Fonds, die in Anleihen mit gutem Rating investieren, wo nach Gebühren kaum noch eine positive Rendite zu erzielen war. Dementsprechend suchten die Anleger nach Alternativen, zum Beispiel wurden Rentenfonds durch Multi-Asset-Lösungen ersetzt. Im Zuge des jüngsten Zinsanstiegs interessieren sich Anleger wieder stärker für festverzinsliche Fonds. Dies gilt nicht nur für High-Yield-Lösungen, sondern auch für Investment-Grade- und sogar für Geldmarktfonds.

In vielen Segmenten ist der reale Ertrag nach wie vor negativ – wie reagieren die Kunden im Wealth Management?

Häger: Tatsächlich zehrt die hohe Inflation erheblich an den Vermögenserträgen. Wir beobachten jedoch keine hastige „Flucht in Sachwerte“, da die lange Niedrigzinsphase vielen Sachwerten bereits guten Zulauf und kräftige Wertsteigerungen beschert hat; man kann hier beispielsweise an Immobilien denken. Aber natürlich spielt der Schutz gegen reale Wertverluste eine wichtige Rolle. Im Rahmen der Vermögensverwaltung, wo es um liquide Anlageinstrumente geht, kommt den Aktien dadurch eine wachsende Bedeutung zu. Wie gut der Schutz gegen Inflation durch Aktien funktioniert, hängt allerdings wesentlich von der Preissetzungsmacht der Unternehmen ab. Hier sind wir mit unserem Qualitätsansatz sehr gut positioniert. Die Inflationsrisiken verstärken aber natürlich auch das Interesse der Kunden an einer Reihe weniger liquider Investments, insbesondere etwa an Private Equity.

Herr Häger, welche Herausforderungen sehen Sie speziell im Wealth Management?

Häger: Digitale Transformation ist einer der Megatrends unserer Zeit. Das sehen wir nicht nur in Industrie und Produktion, in Kommunikation und Medien, sondern auch im Banking. Bei ODDO BHF investieren wir substanziell in die Digitalisierung von ehemals analogen Prozessen, und wir legen sehr großen Wert darauf, unseren Kunden nutzerfreundliche Funktionalitäten wie zuletzt eine Mobile App zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig bekommen wir von unseren Kunden – auch den jüngeren einer Generation Z – immer wieder gespiegelt, wie wichtig individuelle Beratung und persönlicher Kontakt sind. Private Wealth Management auf hohem Niveau ist People‘s Business – und wird es bleiben. Im Gegensatz zu manchen Wettbewerbern, die sich aus der Fläche zurückziehen, investieren wir deshalb auch in die klassische Beratung und erschließen uns mit neuen Teams Standorte außerhalb der zentralen Standorte, beispielsweise in Bremen, Siegen oder Saarbrücken. Digitalisierung und Kundennähe – das ist ein Spagat, den es im Moment zu bewältigen gilt.

Zum Abschluss des Gesprächs würden wir gerne Ihre Einschätzungen zu ESG, Taxonomie und Regulierung kennenlernen: Gibt es gute Nachrichten?

Chaput: Die Regulierung ist von entscheidender Bedeutung, um mehr Klarheit zu schaffen. Denn immer noch werden nachhaltige Finanzanlagen auf der ganzen Welt, aber auch in Europa durch einen Mangel an klaren Definitionen, Abgrenzungen und Standardisierung, ausgebremst. Solange diese Unklarheiten anhalten, steht das langfristige Ziel, die Investitionen auf die nachhaltige Transformation unserer Volkswirtschaften und Gesellschaften auszurichten, vor Hindernissen.

Die EU-Taxonomie soll ja hier Abhilfe schaffen…

Chaput: Vor diesem Hintergrund stellen die EU-Taxonomie, aber auch die SFDR-Verordnung und die Integration von Nachhaltigkeitspräferenzen in Mifid 2 nützliche Ansätze dar, um zu definieren, was nachhaltige Investitionen sind, wann eine Wirtschaftstätigkeit grün ist und wie die Unternehmen unter Mifid 2 die Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kunden erfragen können. Ziel sollte es sein, die gesamte Wertschöpfungskette der Investmentbranche vom Produkthersteller bis zum Kunden, zu erfassen und in Einklang zu bringen. Da wir in der Vermögensverwaltung und der privaten Vermögensverwaltung tätig sind, wirken sich diese Vorschriften direkt auf unsere Produkte und unsere Kunden aus. Wir beachten die EU-Taxonomie-Verpflichtungen, warten aber die Veröffentlichung der Daten durch die Unternehmen in diesem Jahr ab, um eine zuverlässigere Datenbasis zu erhalten. 

 

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