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Anlagen in den USA, Europa, China Anleger sollten sich jetzt Handlungsspielraum sichern

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Großbritannien und Europa: Ein konstruktiver Kurs könnte Sicherheit vermitteln

Viel politischen Lärm, aber auch politische „Weiter-so“-Signale verunsicherten in dieser Phase auch die Märkte in Europa. Zwar ergaben sich beim Wirtschaftswachstum, den regionalen und den globalen Risikoanlagen leichte Verbesserungen. Bei den als „sichere Häfen“ geschätzten Staatsanleihen ging dieses Kalkül allerding nicht ganz auf. „Insgesamt dürfte die anhaltende Unsicherheit geringere Verbesserungen mit sich bringen – auch wegen der etwas weniger akkommodierenden Haltung der großen Zentralbanken. Deshalb werden die Marktschwankungen weiterhin stark ausfallen“, schätzt Arnab Das ein, Invesco-Kapitalmarktstratege in Großbritannien.

Da sich das britische Unterhaus der parlamentarischen Agenda von Regierungschef Boris Johnson entgegengestellt hat, dürfte sich die Bedrohung eines ungeregelten Brexits auf Januar 2020 verschieben. „Indes ebnen die wiederholten Verzögerungen den Weg für eine langanhaltende politische Unsicherheit“, warnt Arnab Das. Denkbar seien aktuell eine vierte Verlängerung der Brexit-Frist, vorgezogene Wahlen und politische Taktierereien – möglicherweise mit dem Worst Case eines Brexit ohne Vertrag.

Die größte Oppositionspartei, Labour, schnürt aktuell ein Wahlpaket, das in den Augen vieler Wirtschafts-Experten einem Enteignungsprogramm gleichkommt: Viele Abgeordnete und Wähler würden Labour zwar unterstützen, um einen „No Deal“-Brexit zu verhindern. Gleichzeitig würden sie aber eine Labour-Agenda ablehnen, die Steuererhöhungen, gedeckelte Gehälter und Bonuszahlungen, verstaatlichte Unternehmen, mehr Regulierung und höhere, durch Kapitalertragsteuern und Anleihen finanzierte Staatsausgaben umfassen soll. Während Labour-Widersacher Johnson die Förderung von Wachstum und Investitionen durch Deregulierung sowie höhere Staatsausgaben in Aussicht stellt, scheint es sich beim Labour-Entwurf um „eine Umverteilung auf Kosten des Wachstums und der Investitionen zu handeln“, kritisiert Experte Das.

Brexit dämpft auch Unternehmensinvestitionen

Ein Verbleib in der EU könnte per se markt- und wirtschaftsfreundlich sein. Sollte dies indes das Wachstum im Vereinigten Königreich bremsen, werde es dauerhaft schwieriger, das britische Wirtschaftsmodell mit jenen der EU und der USA abzustimmen. „Die politische Debatte wird sich voraussichtlich stärker an einer am US- oder EU-Modell angelehnten Form des Kapitalismus orientieren. Doch die wirtschaftspolitische Zukunft Großbritanniens bleibt zunächst vor allem eins: ungewiss“, betont Das.

In der Eurozone haben sich die politischen Wogen derweil geglättet, obwohl die europäische Wirtschaft weiterhin schwächelt. Die Gefahr eines erneuten, innenpolitisch bedingten Haushaltsdisputs Italiens mit der EU erscheint deutlich geringer auszufallen. Wie stabil das neue Arrangement ist, bleibt abzuwarten. Häufige Regierungswechsel verhindern nicht nur in Italien wegweisende Strukturreformen. Während die politischen Kosten einschlägiger Reformen gewöhnlich direkt schulterbar sind, wird die positive wirtschaftliche Wirkung erst längerfristig erkennbar.

Die wichtigsten Industriesektoren der Eurozone im Allgemeinen und Deutschlands im Besonderen scheinen kontinuierlich abwärts zu tendieren. Während sich die französische Wirtschaft wieder etwas robuster zeigt, leidet die deutsche Exportmaschine für Autos, Werkzeugmaschinen und Investitionsgüter weiter unter dem US-chinesischen Handelskonflikt und dem Brexit-Drama.

Ungeachtet ihrer jüngsten Zinssenkung am 13. September gilt die Europäische Zentralbank (EZB) nur begrenzt manövrierfähig. Die Banken der Eurozone dürften weiterhin große Schwierigkeiten haben, ihre traditionell wichtige Rolle als Motor der Kreditvergabe auszufüllen. „Wenn die inländische Kreditschöpfung der Eurozone in Zeiten schwacher Nettoexporte weiterhin niedrig bleibt, lässt sich ein entsprechend schwaches Wirtschaftswachstum erwarten. Das Risiko einer wirtschaftlichen Stagnation oder Rezession in der Eurozone bleibt weiterhin relativ hoch“, fasst Das zusammen.