Anlageberatung unter Mifid II „Die Lösung scheint simpel, ist aber hochkomplex“

Otto Lucius ist Vorstandsvorsitzender des österreichischen Verbandes Financial Planners

Otto Lucius ist Vorstandsvorsitzender des österreichischen Verbandes Financial Planners

In Teil 1 dieser Beitragsserie haben wir uns mit der Frage der Entlohnung von Anlageberatung, sei es via Provision oder via Honorar, und den damit verbundenen Implikationen auseinandergesetzt. Der zweite Teil hat sich mit Honorarberatung als vermeintlichem Allheilmittel befasst und kritisch hinterfragt, ob denn durch Honorarberatung nun jegliche kundenschädlichen Interessenkonflikte beseitigt wären.

Der nunmehrige dritte und letzte Teil befasst sich mit einem simpel erscheinenden, in Wirklichkeit aber komplexen Lösungsansatz: Anlageberater, englisch investment advisors, müssen in erster Linie bestens ausgebildet sein. Dabei geht es nicht nur um Sozialkompetenz – wie spreche ich mit meinen Kunden, wie erfahre ich Details bei Fakten, die sonst eher der Privatsphäre zugerechnet werden? Wie überzeuge ich überhaupt Kunden, qualifizierte Beratung von meiner Seite anzunehmen?

Daneben gibt es auch das Fachwissen, das nicht nur die Finanzmärkte und Finanzinstrumente sowie volkswirtschaftliche Zusammenhänge umfasst, sondern auch rechtliches und steuerliches Wissen. Eine ganz andere Frage ist, ob Berater einen ganzheitlichen Blick auf den Kunden und seine Bedürfnisse und Ziele haben oder nur Teilbedürfnisse und Teilziele betrachten. Das Ergebnis kann dementsprechend differieren.

Im Zusammenhang mit der Priorität der Kundeninteressen und der weitestgehenden Vermeidung von Interessenkonflikten kommt auch eine ethische Komponente ins Spiel. Es ist kein Zufall, dass etwa ein Konsultationspapier der Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA genau das fordert. Oder dass die Niederlande einen banker’s oath eingeführt haben. Auch Ärzte leisten den hippokratischen Eid.

Naheliegende Lösung

Bejaht man all dies und findet es sinnvoll, dann liegt die Lösung bereits auf dem Tisch: In vielen Ländern Europas, auch in Deutschland und Österreich, findet man bestens ausgebildete Finanzberater, die European Financial Adviser, kurz EFAs, in der Schweiz die Swiss AFPs. Und wer Finanzplanung benötigt, kann im gesamten deutschsprachigen Raum einschließlich der Schweiz, Luxemburg und Liechtenstein auf Certified Financial Planner, kurz CFPs, zurückgreifen.

Diese Spezialisten haben nicht nur eine überaus fundierte Ausbildung mit strengen Prüfungen hinter sich. Sie weisen auch ausreichend Berufserfahrung auf, haben sich zu kontinuierlicher Weiterbildung verpflichtet und sind zur Einhaltung eines rigorosen Ethikkodex verpflichtet. Auch im Konsultationspapier der ESMA hat man Anleihen bei diesen Regeln genommen: Ausbildung, Weiterbildung, ethisches Verhalten.

Zusätzlich zu Qualifikation, kontinuierlicher Weiterbildung und Erfahrung kommen bei EFAs und CFPs eine ethische Selbstverpflichtung und absolutes Transparenzgebot hinzu. Durch das Zusammenspiel dieser Komponenten zum Wohle der Kunden ist die Art der Vergütung nicht mehr maßgeblich.


Über den Autor:
Professor Otto Lucius ist Vorstandsvorsitzender des Österreichischen Verbandes Financial Planners, Mit-Initiator des Finanzplaner Forum und Lehrbeauftragter an Universitäten und Fachhochschulen.

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