… verantwortungsbewusst mit Ressourcen umzugehen: Wirtschaftlich effizient, sozial gerecht und ökologisch tragfähig. Zukünftige Generationen sollen nicht aufgrund unserer heutigen Bedürfnisse leiden. Dieses Ziel zu erreichen, erfordert große finanzielle und gesellschaftliche Anstrengungen.
Im Fokus von uns verantwortlichen beim Kenfo steht das Ziel eines bis spätestens 2050 klimaneutralen (Net Zero) Portfolios. Als langfristig orientierter Finanzinvestor und deutscher Staatsfonds fühlen wir uns den Pariser Klimazielen verpflichtet.
Der Kenfo und wir als Manager haben den gesetzlichen Auftrag, die Kosten für die sichere Entsorgung der radioaktiven Abfälle aus der gewerblichen Nutzung der Kernenergie in Deutschland zu finanzieren. Dazu wurde der Kenfo 2017 als öffentlich-rechtliche Stiftung gegründet. Zur Erfüllung dieser anspruchsvollen Aufgabe hat er von den ehemaligen deutschen Kernkraftwerksbetreibern rund 24,1 Milliarden Euro erhalten. Der Kenfo ist damit die größte öffentlich-rechtliche Stiftung in Deutschland. Das Stiftungsvermögen ist weltweit angelegt, um dem Bund die jährlichen nuklearen Entsorgungskosten zu erstatten. Von 2017 bis Ende 2023 hat der Fonds bereits 3,6 Milliarden Euro an den Bund ausgezahlt.
Renditeorientierter Nachhaltigkeitsansatz
Für die Erfüllung seines Finanzierungsauftrags müssen wir beim Kenfo die Rendite- und Nachhaltigkeitsziele so ausbalancieren, dass die erforderlichen Renditen langfristig erwirtschaftet werden.
Um eine langfristig stabile Wertentwicklung zu erreichen, investieren wir beim Kenfo weltweit in ein breit diversifiziertes Portfolio mit einer Vielzahl von Anlageklassen. Die Zielallokation sieht nachfolgende Aufteilung vor: 35 Prozent Aktien, 30 Prozent Illiquide (Private Equity, Private Debt, Infrastruktur und Immobilien), 25 Prozent risikotragende Anleihen (unter anderem Schwellenländer-Bonds), 10 Prozent risikoarme Staatsanleihen.
Das Portfolio setzt auf passive und aktive Anlagestrategien, die wir mit spezialisierten Asset-Management-Gesellschaften umsetzen. Diese Vielzahl an Sub-Assetklassen, Investmentstrategien und die allgemeine Dynamik im Nachhaltigkeitsbereich setzen voraus, dass Assetklassen spezifische Nachhaltigkeitskriterien sehr genau definiert, umgesetzt und regelmäßig analysiert werden.
Wir beauftragen nur solche Asset Manager, die nachweislich über eine hohe Expertise bei der Integration von ESG-Kriterien in den Anlageprozess verfügen. Im Rahmen des ESG-Screenings wird beim Erwerb von Anleihen und Aktien sichergestellt, dass die ausgewählten Investments unter ESG-Gesichtspunkten nicht unter die in den Kenfo-Richtlinien festgelegten Ausschlusskriterien fallen – und diese gleichzeitig zu den jeweils im Rahmen des Best-in-Class- Ansatzes zu den besten ihrer Branche gehören. Diese Ausschlüsse sind sehr dezidiert und decken ein breites Spektrum an Themen ab – von Atomkraftwerksbetreibern, umweltschädlichen unternehmerischen Tätigkeiten bis hin zu Menschenrechtsverletzungen.
Dennoch sind Ausschlüsse nicht das primäre Ziel. Bei der Umsetzung unserer Klimastrategien sind wir der Überzeugung, dass Finanzinvestoren eine wichtige Rolle bei der Transformation der Realwirtschaft hin zu nachhaltigen Geschäftsmodellen spielen. Um Kräfte zu bündeln, sind wir im März 2020 Mitglied in der von den Vereinten Nationen gegründeten Net-Zero Asset Owner Alliance (NZAOA) geworden. Sie ist die wichtigste internationale Initiative großer institutioneller Anleger im Kampf gegen die globale Erwärmung. Die heute 88 Mitglieder der NZAOA mit derzeit rund 9,5 Billionen US-Dollar Assets under Management verpflichten sich, die CO2-Emissionen ihrer Anlageportfolios bis spätestens 2050 auf Netto Null zu reduzieren.
Transparente Etappenziele
Es ist die erste Initiative der Finanzbranche, die für Ihre Mitglieder wissenschaftsbasierte Reduktionsbereiche für 2025 und 2030 für unterschiedliche Assetklassen definiert hat. Die Mitglieder verpflichten sich innerhalb dieser Reduktionsbereiche zur Einhaltung individueller Zwischenziele. Handlungsleitend sind die Wirkung und der „real world impact“. Das Management des Kenfo verfolgt dabei drei Ziele:
- Das Aktien- und Anleiheportfolio systematisch und kontrolliert zu dekarbonisieren
- gleichzeitig den Dialog mit Unternehmen zur Reduzierung des C02-Ausstoßes über die von uns beauftragten Asset-Management-Gesellschaften zu forcieren und
- unsere klimafreundlichen Infrastrukturinvestitionen weiter auszubauen.
Mit Blick auf die Dekarbonisierung sind wir beim Kenfo dazu verpflichtet, bis Ende 2024 die CO2-Emissionen des Aktien- und Unternehmensanleihenportfolios um mindestens 20 Prozent gegenüber 2019 zu reduzieren. Wir liegen bei dieser Zielerreichung bereits über dem Zielwert und werden uns für 2030 ein ambitioniertes Reduktionsziel am obersten Rand der NZAOA-Empfehlungen von 60 Prozent setzen. Wir berichten der NZAOA zudem jährlich über den Stand unserer bisher erreichten Emissionsreduktion. Nach meiner Erfahrung lassen sich solche Langfristziele nur erreichen, wenn man diese in transparente Etappenziele herunterbricht und die Zielerreichung mit zuvor klar definierten Graden misst.
Um das Portfolio weiter zu dekarbonisieren, setzen wir auf den Dialog mit den von uns für den Kenfo beauftragten Asset-Management-Gesellschaften. Üblicherweise denkt man bei Engagement an den direkten Dialog mit den Portfoliounternehmen. Allerdings wäre die Reichweite dabei für den Kenfo sehr eingeschränkt. Deshalb ist der Dialog unter Einbeziehung von Asset-Management-Gesellschaften der größere Hebel und eine der wirkungsvollsten Engagement-Strategien.
Schließlich streben wir für den Kenfo an, den Anteil der klimapositiven Investitionen und von Green Bonds stringent weiter zu erhöhen. Aktuell setzt sich das Infrastrukturportfolio bereits zu mehr als 40 Prozent aus Investitionen in Energiewende inklusive Erneuerbarer Energien zusammen.
Die Umsetzung von Nachhaltigkeitskriterien und insbesondere die Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad erfordern Konsequenz und einen langen Atem. Als Investor wollen wir beim Kenfo mit einer Strategie nachhaltiges unternehmerisches Handeln und die Transformation zur Klimaneutralität bestmöglich unterstützen. Dabei sind wir überzeugt, mit der konsequenten Umsetzung unserer Nachhaltigkeitsstrategie im Schulterschluss mit vielen anderen „Asset Ownern“ sowohl einen Beitrag zur C02-Reduzierung als auch zur Erreichung unserer finanziellen Renditeziele zu leisten.
Über die Autorin:
Anja Mikus steht seit 2017 an der Spitze (CEO und CIO) des Kenfo – Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung, Stiftung des öffentlichen Rechts, mit Sitz in Berlin. Weitere leitende Tätigkeiten hatte sie vor dieser Zeit unter anderem bei der Allianz und Union Investment.