Die DAB erhebt seit 2020 ein Verwahrentgelt, wenn ein Kunde mehr als 15 Prozent Cash im Depot hält. Warum gerade dieses Modell?
Fuchsgruber: Der Investitionsdruck und die Kosten auf das Depotbanken-Geschäft steigen. Hinzu kommen die seit zehn Jahren sinkenden Margen. Bisher konnten wir das durch Wachstum ausgleichen. Größe spielt für uns die entscheidende Rolle, ebenso das kontinuierliche Wachstum der Kundenvermögen. Je größer, desto höher die Skalierungseffekte. Aber auf die Entscheidung der EZB, den Negativzins für Einlagen auf 0,5 Prozent anzuheben, mussten wir reagieren. Bei einem Cash-Anteil von bis zu 15 Prozent in einem Depot können wir unsere Dienstleistung auch in der jetzigen Zins-Situation weiter ohne Gebühren anbieten. Für alles, was darüber hinausgeht, muss es einen Ausgleich geben. Der Vermögensverwalter hat durch entsprechende Planung die Möglichkeit, den Cash-Anteil der Depots unter dieser Schwelle zu halten und so für seine Kunden das Verwahrentgelt zu vermeiden. Das ist die Lenkungsfunktion, die wir uns von diesem Preismodell versprechen.
Ist doch für den Vermögensverwalter auch besser, wenn er Kunden in die Wertpapieranlage bringt, oder?
Kitta: Nein, es kommt auf das Geschäftsmodell des Vermögensverwalters an. Wir bieten aktives Risikomanagement, da ist eine taktische Cash-Quote Teil der Dienstleistung. Eine Gebühr auf Cash-Einlagen greift ein Stück weit ins Geschäftsmodell ein, weil wir einen Ersatz suchen müssen. Auf der Zinsseite gibt es nichts, aber an irgendeiner Stelle müssen wir das Risiko des Endkunden erhöhen und mit ihm darüber sprechen.
Aber muss man nicht offen argumentieren, dass in heutigen Zeiten Sicherheit eben mehr Risiko kostet, weil es den risikolosen Zins nicht mehr gibt?
Kitta: Natürlich, aber auf der anderen Seite sitzt die Emotion. Das Thema Gebühren ist beim Kunden extrem schwer zu vermitteln.
Also ein unschönes Thema, das weiter oben entschieden wird, aber bei dem alle Beteiligten die Leidtragenden sind.
Kitta: Vor allem wissen wir alle nicht, wo das Ende ist? Ist das nur eine Phase, durch die wir alle durchmüssen oder belastet es uns noch viel länger und stärker als wie heute vermuten?
Fuchsgruber: Das ist heute noch nicht abzusehen.
Kitta: Wir haben von Banken gehört, die sogar noch eine Bearbeitungsgebühr auf die Negativverzinsung der Guthaben oben drauf packen. Diese nehmen also noch mehr als 0,5 Prozent.
Fuchsgruber: Die Diskussionen um Strafzinsen für Privatanleger gehen aktuell quer durch die Bankenlandschaft. Entscheidend ist doch das Preis-Leistungsverhältnis. Wir müssen den Kunden noch stärker vermitteln, dass sie für Gebühren Sicherheit und Nutzen erhalten.