Analyse der Schoellerbank Wie Indizes die Geldanlage verändern

Akhil Dhawan: „Vergangene Krisen haben bewiesen, dass der Großteil der Marktteilnehmer unterschätzt, wie stark die Emotionen in fallenden Märkten wirken“.

Akhil Dhawan: „Vergangene Krisen haben bewiesen, dass der Großteil der Marktteilnehmer unterschätzt, wie stark die Emotionen in fallenden Märkten wirken“.

Der klassische Investor verfolgt tagtäglich das Geschehen an den internationalen Börsen. Ein wichtiger Indikator zur Einschätzung der Marktlage ist dabei der eine oder andere bekannte Aktienindex. Anleger auf der ganzen Welt orientieren sich dabei an Börsenbarometern wie dem amerikanischen Dow Jones Industrial Average oder dem S&P 500, dem deutschen Aktienindex (Dax) oder dem japanischen Nikkei.

Dabei spiegeln diese Indizes nicht nur ein Bild der Stimmung an den jeweiligen Börsenplätzen wider, sie gelten auch als Abbild der (Welt-)Wirtschaft. Einige dieser Indizes weisen sowohl was die Zusammensetzung als auch die Berechnung anbelangt zum Teil erhebliche Unterschiede auf.

Der älteste und wohl auch bekannteste Aktienindex der Welt, welcher der Kategorie preisgewichteter Indizes zuzuordnen ist, ist der Dow Jones Industrial Average Index. Er wurde 1896 von den Gründern des „Wall Street Journal“, Charles Dow und Edward Jones, aus der Taufe gehoben. Die simple Absicht dahinter war, ein Maß für die Entwicklung des amerikanischen Aktienmarktes zu haben.

Zum Start waren lediglich zwölf Industrieunternehmen vertreten. Dabei wurden die Kurse dieser zwölf Aktien einfach zusammengezählt und die Summe durch die Anzahl der Indexmitglieder geteilt. Daraus ergab sich ein Durchschnittswert – daher das „Average“ in der Bezeichnung.

Mehr als 120 Jahre später genießt dieser Börsenindex absoluten Kultstatus in der Finanzindustrie. Und das allen Unkenrufen zum Trotz, denn aus Expertensicht steht das altmodische Indexkonzept schon seit Jahrzehnten im Kreuzfeuer der Kritik. Der Grund liegt in der eigenwilligen Indexzusammensetzung, die keinem bestimmten Regelwerk unterliegt.

Jüngstes Beispiel: der Rauswurf der Aktie des US-Industriegiganten General Electric (GE) aus dem 30 Werte umfassenden Dow Jones. GE war das letzte verbliebene Gründungsmitglied in diesem Aktienindex und wurde durch die Aktien der Drogeriekette Walgreens Boots Alliance ersetzt. Gemäß der Mitteilung des Indexanbieter S&P Dow Jones Indices soll die Aufnahme dieses Unternehmens dem Wandel der US-Wirtschaft Rechnung tragen. Die Branchen Konsumgüter, Finanzwesen, Pharma und Technologie spielen gegenwärtig eine bedeutend größere Rolle, während Industrieunternehmen wie eben GE stark an Bedeutung verloren hätten. Im Kern ist aber ein anderer Umstand ausschlaggebend für diesen Schritt.

GE gilt als Inbegriff der amerikanischen Industrie und war 110 Jahre durchgehend im Dow Jones vertreten. Auf den ersten Blick war der Rauswurf dieses Titels für die meisten Marktteilnehmer keine große Überraschung. Der Kurs der Aktie ist über die letzten zwölf Monate um rund 50 Prozent gefallen, dementsprechend wurde auch die Marktkapitalisierung des globalen Mischkonzerns in Mitleidenschaft gezogen – diese liegt aktuell bei „nur“ rund 114 Milliarden US-Dollar.