Abweichungen dieser Art haben Insight veranlasst, ein eigenes Bewertungssystem einzuführen. Das Modell umfasst individuelle Daten zu einer Vielzahl von ESG-Kriterien für mehr als 6.500 Anleihen-Emittenten und 850.000 Tochtergesellschaften dieser Firmen. Dadurch verbessern sich die Analysemöglichkeiten und das Kunden-Reporting. Wirecard fiel mit besonders schlechten Bewertungen auf und landete auf Basis des Insight-Modells mit einem ESG- und Governance-Rating von jeweils 5 im dritten Perzentil. Aufgrund dieses ESG-Profils hielt Insight in keinem seiner Anleiheportfolios Papiere von Wirecard.
Detailergebnisse sind wichtiger als die Gesamtnote
Wirecard erhielt von Insight das niedrigstmögliche ESG-Rating innerhalb seiner Vergleichsgruppe. Eine negative Bewertung erfolgte bei unserem sogenannten Key-Issue-Index. Dieser misst Governance-Risikofaktoren wie Finanzstabilität, Rechnungslegungs- und Finanztransparenz. Die Risikobewertungen bezüglich der Bilanzierungspraktiken vermittelte die wichtige Erkenntnis, dass eine frühere Verwicklung in ernste Governance-Kontroversen ein geeigneter Indikator für ein erhöhtes Kreditrisiko ist.
Die genaue Betrachtung der Detailergebnisse offenbarte einige interessante Erkenntnisse:
- Bei Anbieter 1 schnitt Wirecard bei den Rechnungslegungspraktiken wesentlich schlechter ab als vergleichbare Unternehmen – obwohl andere vom gleichen Anbieter als wichtig erachtete Governance-Kennzahlen innerhalb einer Standardabweichung vom Durchschnitt der betrachteten Branchenkategorie lagen.
- Anbieter 2 erteilte Wirecard in puncto Geschäftsethik und Unternehmensführung jeweils eine durchschnittliche Note.
- Aus Sicht von Anbieter 3 war das Bild durchweg negativ, unter anderem wegen Bedenken in Bezug auf Prüfungen, interne Kontrollen, Korruption und ein wettbewerbswidriges Verhalten. Diese Daten waren deutlich umfangreicher und detaillierter als die der anderen Anbieter – was zur Folge hatte, dass ihre effektive Gewichtung bei der Berechnung unseres Governance-Ratings wesentlich stärker ausfiel.