Manager institutioneller Anleihe- und Mischfonds gehen seit Jahren steigende Risiken ein. Das zeigt eine Studie der Deutschen Bundesbank. Demnach haben die Manager der in der Studie analysierten Spezialfonds den Risikogehalt ihrer Anleiheportfolios von November 2009 bis Juni 2017 deutlich erhöht.
Demnach sank die durchschnittliche Anleihebonität anhand der Rating-Skala von Standard & Poor's um zwei Rating-Stufen von AA+ auf AA–, erläutert die Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht. Gleichzeitig habe die durchschnittliche Duration als Maß für das Zinsänderungsrisiko um knapp ein Jahr zugenommen.
Die Auswertung basiert auf Angaben zu Spezialfonds der Statistik über Investmentvermögen der Bundesbank für den Zeitraum November 2009 bis Juni 2017. Der Zeitraum war geprägt durch sinkende und negative Zinssätze sowie sinkende Risikoprämien. Die Autoren, darunter Emanuel Moench, Leiter der Forschungsabteilung (Research) der Bundesbank, vermuten, dass die erhöhte Risikoübernahme (wie sie die Portfolioverschiebungen bezeichnen) durch eine Suche nach Rendite („search for yield“) im Kontext fallender Zinsen angetrieben wurde. In der Studie geht es ausschließlich um Anleihe- oder Mischfonds mit Anlagen in Euro-denominierten Anleihen.
Das Anlageverhalten der betrachteten Fonds ist – so das Fazit der Studienmacher – prozyklisch: Im Durchschnitt erhöhen sie den Anteil riskanterer Anleihen, wenn deren Preise steigen, und verringern den Anteil riskanterer Anleihen, wenn deren Preise fallen. Mehr noch: Ein solches prozyklisches Verhalten könne theoretisch zu einer Verstärkung von Zinsschwankungen führen.
Wollen Sie mehr erfahren? Den vollständige Monatsbericht vom April 2020 der Bundesbank finden Sie hier; auf Seite 32 beginnt die Analyse der Spezialfonds.
Exkurs Spezialfonds
Institutionelle Fonds verwalten jeweils das Vermögen einiger weniger institutioneller Anleger, zumeist kleinerer Banken und Versicherungen, aber auch Pensionskassen, Stiftungen und Kirchen. In Deutschland werden institutionelle Fonds als Spezialfonds aufgelegt. Diese unterscheiden sich von Publikumsfonds darin, dass sie nur erfahrenen (institutionellen) Investoren offenstehen, oftmals flexiblere Anlagemandate besitzen und längere Rückgabefristen für Anteilsscheine vorsehen. Die institutionellen Fonds stellen das Gros der deutschen Investmentfonds dar und verwalteten im Februar 2020 78 Prozent des gesamten Anlagevolumens.