Die Konsolidierung in Europas Vermögensverwaltungsbranche ist in vollem Gange. Ein weiterer möglicher Zusammenschluss verzögert sich nun aber. Wie die „Financial Times“ berichtet, haben der französische Asset Manager Amundi und die Allianz ihre Gespräche über eine Übernahme der Allianz Global Investors (AGI) unterbrochen. Laut Insidern hätten die Parteien sich bislang noch auf keine Struktur für die fusionierte Einheit geeinigt.
Europas größter Vermögensverwalter und der deutsche Versicherungskonzern sprechen seit mehreren Monaten miteinander, berichtete kürzlich unter anderem der Finanznachrichtendienst „Bloomberg“ unter Berufung auf Insider. Branchenbeobachter hatten aber bereits darauf hingewiesen, dass die Gespräche trotz des fortgeschrittenen Stadiums noch scheitern könnten.
Vor den Meldungen über eine Pausierung der Gespräche sah der Stand folgendermaßen aus: Der Abschluss des Deals sei noch möglich, bevor die Jahresergebnisse im Februar veröffentlicht werden. Auf dem Verhandlungstisch lägen wohl verschiedene Optionen: So könnte Amundi zum einen die Anteile an Allianz Global Investors vollständig übernehmen. Zum anderen diskutierten die Parteien wohl auch eine engere Partnerschaft, bei der die Allianz einen signifikanten Anteil an AGI behalten würde.
Allianz spricht auch mit DWS
Im Gespräch sei als möglichen Zwischenschritt auch, ein Joint Ventures zu gründen. Beide Unternehmen arbeiteten bereits mit Beratern zusammen, um verschiedene Szenarien zu evaluieren. Parallel sondiere die Allianz auch, ob die Deutsche Bank über deren Vermögensverwaltungstochter DWS mit Allianz Global Investors zusammenarbeiten könne.
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AGI verwaltete zum Ende des zweiten Quartals ein Vermögen von 555 Milliarden Euro (Stand: Juni 2024). Die Wurzeln des Unternehmens reichen bis ins Jahr 1998 zurück, als die Allianz ihr eigenständiges Asset Management aufbaute. Durch Zukäufe wie Nicholas-Applegate Capital Management in den USA und Dresdner Asset Management in Europa wuchs das Geschäft kontinuierlich. 2011 bündelte die Allianz die verschiedenen Einheiten unter dem Dach von AGI, während die ebenfalls zur Allianz gehörende Pimco eigenständig blieb.
Amundi, mehrheitlich im Besitz der Crédit Agricole, verwaltet mehr als zwei Billionen Euro und gilt als ambitionierter Konsolidierer der Branche. In den vergangenen zehn Jahren war das Unternehmen an mehr als zwölf Übernahmen beteiligt. Die DWS als größter deutscher Vermögensverwalter kommt auf ein verwaltetes Vermögen von mehr als 900 Milliarden Euro.
Ob es weitere Gespräche geben wird, ist unklar. Oliver Bäte, Vorstandsvorsitzender der Allianz, machte unlängst klar, dass die Verantwortlichen des Versicherungskonzerns stolz auf ihre Vermögensverwalter Pimco und AGI seien. In seinen Augen ergänzten sich beide Unternehmen aus Produkt- und regionaler Sicht.
Zudem sei das Asset-Management wichtig, insbesondere angesichts der starken Komplementarität mit dem Lebensversicherungsgeschäft. Man wolle daher im Asset-Management wachsen und Gebühreneinnahmen organisch steigern. Grundsätzlich sei man aber offen für strategische Partnerschaften, wenn sie Wert schaffen und es eine strategische und kulturelle Übereinstimmung gäbe.
Branchentrend zur Konsolidierung
Die mögliche Transaktion reiht sich ein in eine Serie von Übernahmen und Fusionen im europäischen Asset Management. Anfang des Jahres kündigte BNP Paribas an, die Vermögensverwaltungssparte von Axa zu übernehmen. Die italienische Generali prüft einen Zusammenschluss mit Natixis Investment Managers, während die Banco BPM ein Übernahmeangebot für Anima Holding vorlegte.
Treiber dieser Entwicklung sind steigende Kosten und ein zunehmender Margendruck im Asset Management. Viele europäische Vermögensverwalter, häufig noch im Besitz von Banken oder Versicherungen, verfügen nicht über die kritische Größe, um mit den stark expandierenden US-amerikanischen Fondshäusern und alternativen Investmentfirmen zu konkurrieren. Bislang haben sich die genannten Unternehmen nicht zu Medienberichten geäußert.