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Amundi-Interview zu den italienischen Etatplänen „Die Märkte sorgen sich vor neuer Schuldenkrise in Italien“

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Die Lage gewinnt an Dramatik, wenn man bedenkt, dass sich die neue Haushaltsaufstellung vor dem Hintergrund einer schwachen italienischen Wirtschaftsentwicklung abspielt. Verstärkt werden die politischen Risiken in Italien durch die geopolitische Risikolage und verschärfte Handelskonflikte zwischen den Weltmächten. Wie geht es weiter? Besteht tatsächlich das Risiko einer Bonitätsabstufung Italiens?

Kruse: Bis zum 15. Oktober muss der Etat-Entwurf für 2019 der EU-Kommission vorliegen. Die Kommission hat bis zum 30. November Zeit, um die Pläne zu prüfen. Derweil müssen die beiden Häuser des italienischen Parlaments spätestens bis zum Jahresende über die Regierungspläne abstimmen.

Ende Oktober werden sich die großen Ratingagenturen mit Italien befassen. Die geplante Neuverschuldung dürfte das Risiko einer Abstufung beträchtlich erhöhen. Zu erwarten ist, dass die offensichtlich geringe Neigung der italienischen Regierung zu einer Verringerung des Haushaltsdefizits als Grund für die mögliche Abstufung angeführt wird. Italien wird derzeit von Moody's mit Baa2 und von Fitch mit BBB bewertet, jeweils mit negativem Ausblick.

Wie schätzen Sie bei Amundi die nahe Zukunft des italienischen Finanzmarkts ein?

Kruse: Gegenüber italienischen Staatsanleihen sind wir noch neutral eingestellt, werden aber immer vorsichtiger. In den kommenden Wochen und Monaten erwarten wir höhere Risikoaufschläge gegenüber anderen europäischen Anleihen. Obwohl viele Investoren italienischen Staatsanleihen gegenüber skeptisch eingestellt sind, erwarten wir kurzfristig keine nennenswerte Verschlechterung. Stellen sich die Märkte allerdings auf eingetrübte Aussichten für die Wirtschaftsentwicklung Italiens ein, passiert etwas Unangenehmes: Die Anleihen des Landes dürften genau zu dem Zeitpunkt unter Druck kommen, an dem die Europäische Zentralbank beginnt, ihre Anleihekäufe zurückzufahren.

Mit Blick auf den italienischen Aktienmarkt bleiben wir auf der Hut. Zu groß sind die Gefahren, die vom Bankensektor ausgehen. Von Interesse sind Unternehmen, denen steigende Zinsen aufgrund geringer Verschuldung wenig ausmachen.

Letzte Frage: Sehen Sie ausgehend von Italien Ansteckungsgefahren für Europa?

Kruse: Was die europäischen Aktienmärkte anbetrifft, erwarten wir ein vorsichtiges Abwarten der Anleger in einem Umfeld kurzfristig höherer Volatilität. Eine Ansteckung etwa des europäischen Fixed-Income-Markts erwarten wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Sollte Italiens Beispiel laxerer Haushaltspolitik jedoch auch in anderen Staaten Europas Schule machen, könnte das zu einem erhöhten Stress-Level im Markt führen.

Auf mittlere Sicht sieht das Bild schon besser aus. Im laufenden Jahr rangierten die von Kursgewinnen geprägten US-Aktienmärkte bei den Anlegern ganz oben. Zugleich haben Schwellenländer-Aktien eine Neubewertung durchgemacht. Europäische Aktien bewegten sich weitgehend seitwärts. Sobald die politischen Unsicherheiten zurücktreten, werden europäische Aktien wieder auf den Kaufzetteln der Anleger stehen – mit sehr chancenreichen Bewertungen.

Soweit nicht anders angegeben, beruhen die hier enthaltenen Ansichten auf Recherchen, Berechnungen und Informationen von Amundi Asset Management und haben den Stand 28.09.2018. Diese Ansichten können sich jederzeit ändern, abhängig von wirtschaftlichen und anderen Rahmenbedingungen. Es gibt keine Gewähr, dass sich Länder, Märkte oder Branchen wie erwartet entwickeln werden. Diese Veröffentlichung ist kein Verkaufsprospekt und stellt kein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Anteilen in Ländern dar, in denen ein solches Angebot nicht rechtmäßig wäre. Außerdem stellt diese Veröffentlichung kein solches Angebot an Personen dar, an die es nach der jeweils anwendbaren Gesetzgebung nicht abgegeben werden darf. Amundi Deutschland GmbH ist ein Unternehmen der Amundi Gruppe.

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