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Amundi-First-Eagle-Interview mit Jan Vormoor „Investieren ist eine Reise, kein kurzfristiger Trip“

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Wie schätzen Sie aktuell die Chancen am Aktienmarkt ein? Welche Werte haben Sie in jüngster Vergangenheit zugekauft?

Vormoor: In den vergangenen Jahren haben wir eher verkauft als gekauft. Die Märkte sind sehr teuer geworden, nicht nur Aktien, auch europäische High-Yield-Titel. Bei letzteren sind wir zu null Prozent engagiert. Sie rentieren aktuell wie zehnjährige amerikanische Staatsanleihen, das ist unverhältnismäßig für das Risiko. Stattdessen haben wir unsere Cashquote, die zuvor historisch bei 8 bis 10 Prozent lag, auf 20 Prozent erhöht. Allerdings sind wir im Jahr 2016 in die Luxusbranche eingestiegen, nachdem diese aufgrund der chinesischen Anti-Korruptionspolitik stark korrigiert hatte. Auch im Energiebereich konnten wir in den letzten Jahren ein paar interessante Investments tätigen.

Gibt es Bereiche, die Sie prinzipiell außen vor lassen?

Vormoor: Wir engagieren uns prinzipiell nicht in Unternehmen, deren Bilanzen wir nicht verstehen. Wir meiden auch Unternehmen, die wir als nicht sehr wertvoll erachten. Das sind typischerweise Unternehmen in wettbewerbsintensiven Branchen, wo es keine Markteintrittsbarrieren gibt, oder Unternehmen, die strukturell schwache Geschäftsmodelle haben. Fluglinien sind da ein ganz gutes Beispiel. Grundsätzlich kaufen wir nur Unternehmen, die wir verstehen, die bewiesen haben, dass sie Geld verdienen können und dass sie resilient sind, also in der Lage sind, sich selbst vor den Auswirkungen potentieller makroökonomischer und geopolitischer Risiken relativ gut zu schützen. Und wir verpassen lieber eine Gelegenheit, als Geld zu verlieren.

Hat sich diese stringente Strategie immer ausgezahlt?

Vormoor: Langfristig ja. Wir haben es bisher immer geschafft, den Markt langfristig zu schlagen, weil wir ihm nicht in überbewerteten Unternehmen folgen, auch wenn diese riesige Wachstumsprognosen aufweisen. Wir haben in den 80ern nicht in japanische Unternehmen investiert, als der japanische Aktienmarkt 45 Prozent des MSCI World ausmachte. Wir haben Ende der 90er nicht in Technologie-Werte investiert, obwohl der Marktkonsens davon ausging, dass diese Unternehmen die Zukunft waren. Trotzdem sind deren Aktienkurs gesunken und es hat fast 20 Jahre gedauert bis der NASDAQ, der US-amerikanische Index für Technologie-Werte, wieder seinen Höchststand erreichte. 2008 hatten wir so gut wie keine einzige Bank im Portfolio. Und wir sind frühzeitig günstig eingestiegen in Südostasien, als die Aktienmärkte dort wegen der asiatischen Devisenkrise Ende der 90er am Boden lagen. Das sind typische Beispiele, dass wir meist richtig lagen. Letztlich geht es darum, langfristig die bestmöglichen Ergebnisse für unsere Kunden zu generieren.

Eines Ihrer Prinzipien ist, nie Geld zu verlieren, damit Ihre Kunden ruhig schlafen können. Ist Ihnen das bisher immer gelungen?

Vormoor: First Eagle ist mit seiner Strategie ein Partner für langfristig orientierte Kunden, nicht für Anleger, die nur kurzfristig investieren wollen. Für unsere Kunden hat sich diese konservative, langfristige Ausrichtung immer gelohnt. Wir haben über jeden beliebigen Fünf-Jahres-Zeitraum nie Geld verloren.

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