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Amundi-First-Eagle-Interview mit Jan Vormoor „Investieren ist eine Reise, kein kurzfristiger Trip“

Jan Vormoor, Senior Investment Specialist bei First Eagle Investment Management: „Bei allen unseren Fonds geht es zunächst darum, die Kaufkraft des Kapitals zu erhalten”

Jan Vormoor, Senior Investment Specialist bei First Eagle Investment Management: „Bei allen unseren Fonds geht es zunächst darum, die Kaufkraft des Kapitals zu erhalten”

Herr Vormoor, First Eagle Investment Management ist ein Vermögenverwalter mit einer über 150-jährigen Tradition. Welche wesentlichen Eigenschaften zeichnen Ihr Unternehmen aus?

Jan Vormoor: Uns zeichnet vor allem aus, dass wir eine sehr konservative, auf lange Zeiträume angelegte Investmentstrategie haben. Für First Eagle ist das Investieren eine lange Reise, kein kurzfristiger Trip. Das äußert sich in allen Details unserer Arbeit. So betreuen wir in den USA nur sieben Fonds, in Europa nur zwei. In den vergangenen 15 Jahren haben wir nur einen Fonds aufgelegt. Wir setzen auf langfristigen Kapitalerhalt mit Schutz vor zwischenzeitlichen Rückschlägen und keinesfalls auf kurzfristige Kursgewinne. Alle unsere Fonds werden nach diesen zentralen Vorgaben gemanagt.

Wie setzen Sie diese langfristige Strategie bei ihren Fonds konkret um?

Vormoor: Zunächst einmal orientieren wir uns nicht an Benchmark-Indizes, sondern investieren global und breit und haben dabei keinerlei Einschränkungen. Allerdings prüfen wir die Titel für unsere Fonds sehr sorgfältig. Wir analysieren die Fundamentaldaten, denn wir wollen Unternehmen von Grund auf verstehen, um ihren intrinsischen Wert so realistisch wie möglich zu ermitteln. Wir kaufen eine Aktie nur, wenn sie am Markt mit einem Diskont von mindestens 30 Prozent zum intrinsischen Wert gehandelt wird. Wenn wir uns für einen Wert entschieden haben, halten wir ihn sehr lange, häufig sogar länger als zehn Jahre. Daher haben wir auch nur einen durchschnittlichen Umschlag unserer Titel im Fonds von 10 Prozent pro Jahr. Viele andere Fonds haben 100 Prozent Umschlag. Und wir sind seit 40 Jahren auch immer in Goldtitel investiert. Das ist unser Hedge gegen unvorhergesehene Ereignisse und extreme Marktbewegungen.

Wie wirkt sich das auf die Arbeit bei First Eagle aus?

Vormoor: Unser struktureller Wettbewerbsvorteil ist, dass wir uns viel Zeit nehmen. Der durchschnittliche Aktienanalyst muss jede Woche ein bis zwei originelle Investment-Ideen generieren. Bei uns reicht es, wenn er zwei oder drei gute Ideen im Jahr hat. Wir orientieren uns nicht an Quartalsergebnissen. Ich verstehe auch nicht, was die sollen. Wenn andere das tun, ist das gut für uns, weil wir prinzipiell langfristig denken.

Nach welchen Grundsätzen bilden Sie das Portfolio des Income Builder Fund?

Vormoor: Wie bei allen unseren Fonds geht es auch im Income Builder Fund erst einmal darum, langfristig die Kaufkraft des Kapitals zu erhalten. Das heißt, anstatt den dividendenstarken und den hochverzinslichen Titeln um jeden Preis hinterherzurennen, investieren wir in ertragsorientierte Wertpapiere nur, wenn wir diese wirklich verstehen und mit einem Diskont kaufen können.

Können Sie uns Beispiele für die Umsetzung Ihrer Strategie in einzelne Positionen nennen?

Vormoor: Ein gutes Beispiel für unseren langfristigen Ansatz ist Microsoft. Wir hatten das Unternehmen seit Ende der 90er auf unserem Radar, doch wie viele andere Technologie-Unternehmen war es ziemlich überbewertet. Dann sackte der Aktienpreis um über 50 Prozent, um sich bei 25 US-Dollar einzupendeln, obwohl der Umsatz und die Gewinne des Unternehmens weiter stiegen und sogar eine Dividende ausgeschüttet wurde. Da fingen wir langsam an, in Microsoft zu investieren. Wir konnten dann während der globalen Finanzkrise unsere Position in Microsoft zu noch günstigeren Preisen ausbauen. In 2010 fielen die Kurse der Microsoft-Aktie im Zuge des iPad-Rausches wieder in den Keller. Viele Marktteilnehmer wetteten damals auf das baldige Ende des PC-Zeitalters, und darauf, dass alle Büroangestellte demnächst nur noch mit iPads arbeiten würden. Dies erlaubte uns, unsere Position in Microsoft günstig aufzustocken und zu einer der Top Holdings unseres Fonds zu machen. Seitdem hat sich der Aktienkurs von Microsoft vervierfacht.