Fondsanalyse deluxe, Teil 15 Am Anfang steht das Basis-Investment

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In der Peergroup „Anleihen EUR Gemischte Laufzeit“ schafft es gerade einmal eine überschaubare Anzahl an Kandidaten in die nähere Betrachtung. Sie zeichnen sich durch gewisse Gemeinsamkeiten im Investmentprozess aus und lassen Rückschlüsse auf gewisse Erfolgsfaktoren im Asset Management zu.

Diese Erfolgsfaktoren sorgen für eine persistente Outperformance und zu ihnen gehören beispielsweise eine ausgeprägte Reisetätigkeit für Besprechungen mit diversen lokalen Experten sowie ein regelmäßiger Austausch mit Händlern zur Verschaffung eines klaren Bildes über den Markt.

Darüber hinaus sind das Verständnis und die Erfassung von Risiko bei den Investment Managern unterschiedlich ausgeprägt und spiegeln wiederum Unterschiede in den Kompetenzen wider. Ein weiteres Indiz ist die Fluktuation. Hier gilt erfahrungsgemäß: Eine unter dem Branchendurchschnitt liegende Fluktuation zeugt von einer hohen Kontinuität in vielerlei Hinsicht.

Manager: Bei der untersuchten Anlageklasse sticht der Capital Group Euro Bond Fund (ISIN: LU0174801380) aus der Vergleichsgruppe hervor. Der im Jahr 1931 gegründete und eigentümergeführte globale Investment Manager liegt in den Händen von 400 sogenannten Key Investment Professionals und Führungskräften des Unternehmens, wobei kein Individuum einen Anteil von mehr als 2,5 Prozent der Gesellschaftsanteile hält. Das Haus ist bekannt als der größte aktive Aktien-Manager der Welt, verwaltet jedoch seit 1973 auch Rentenstrategien und war seinerzeit Begründer der ersten MSCI-Indizes.

Das CI aus MSCI steht für die damalige Capital International, die heutige Capital Group. Das verwaltete Volumen beträgt 2 Billionen Euro, davon entfallen 365 Milliarden Euro auf Fixed Income. Die entsprechenden Strategien verwalten 190 ausgewiesene Anleihe-Experten.


Philosophie:
 Bei dieser diversifizierten High-Conviction-Strategie konnte der research-getriebene Investmentprozess mit konservativer Ausrichtung ohne Schönheitsfehler beeindrucken. Klassische Schönheitsfehler entstehen, wenn Marktgegebenheiten keine Beachtung finden, indem strikte Grenzen eingehalten werden und Marktopportunitäten unberücksichtigt bleiben.

Die Strategie erlaubt sehr überschaubares High- Yield-, Emerging-Markets- und Fremdwährungs-Exposure, um entsprechende Marktopportunitäten wahrnehmen zu können. Beispielsweise, wenn die Bottom-up-Analyse das Potenzial für ein Heraufstufen eines Ratings in den Investment-Grade-Himmel sieht oder Non-Euro-Anleihen gegenüber überkauften Euro-Papieren desselben Emittenten attraktiver sind.

Eine weitere Besonderheit ist der grundsätzliche Umgang mit einem Portfolio. Eine Person, der sogenannte Principal Investment Officer, trägt die Gesamtverantwortung für das Portfolio und behält die Risikostruktur im Auge. Zugleich wird das Portfolio zwischen zwei Investment-Generalisten und vier Sektor-Spezialisten aufgeteilt. Die Verteilung der Performance-Verantwortung auf mehrere Schultern hat einen gewissen Charme, falls ein relevanter Abgang im Investment-Team bevorsteht und der idealtypische Fall einer rechtzeitigen Wiederbesetzung nicht eintritt. Der betroffene Portfolioanteil wird nämlich an die bestehenden Entscheidungsträger aufgeteilt, bis eine qualifizierte Nachfolge gefunden wurde.

Ähnlich wird mit Sektor- und Analystenstellen umgegangen, sodass Hauruck-Aktionen erst gar nicht auftreten können. Von den Mitarbeitern wird diese Vorgehensweise der Capital Group gerne angenommen mit Verweis auf die hohe Stabilität des Investment-Teams. Seit Auflegung der Strategie im Jahr 1999 gab es lediglich einen Abgang im Jahr 2003, einen internen Wechsel im Jahr 2015 und eine Nachfolgebesetzung aus gesundheitlichen Gründen im Jahr 2020. Der hauptverantwortliche Portfoliomanager Thomas Høgh arbeitet seit 30 Jahren bei der Gesellschaft.

Prozess: Bei der Betrachtung des Investmentprozesses fällt auf, dass dieser keineswegs nur ein Mittel zum Zweck ist. Man verfolgt das Ziel eines hohen Informationsgrads, um fundierte Investmententscheidungen treffen zu können. Dafür ermöglicht die Organisation den Portfoliomanagern und Analysten ein intensives Research zur Identifikation von Investmentideen. Dabei basiert die Research-Arbeit auf der Überzeugung, eine Industrie innerhalb eines Landes lediglich in einem globalen Kontext verstehen zu können.