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Interview mit Vorsorge-Spezialist „Mit den Dividenden steigt die Lebensfreude“

Martin Stenger vonFranklin Templeton

Martin Stenger von Franklin Templeton: „Erschreckend viele Menschen haben keinen klaren Überblick, wenn die Frage kommt: Wo stehst du bei der Vorsorge?“ Foto: Franklin Templeton

Herr Stenger, die Preise steigen, die Verbraucher haben immer weniger Geld: Was bedeutet das für die Kapitalanlage?

Martin Stenger: Anleger müssen sich auf Werte konzentrieren, die mit der Inflation umgehen können. So sollten die Unternehmen in der Lage sein, höhere Input-Preise an ihre Kunden weiterzugeben. Firmen, die auf den durch die Inflation massiv gestiegenen Einkaufspreisen sitzen bleiben, haben ein Problem. Darüber hinaus sollten Anleger darauf achten, ihre Kaufkraft zu erhalten. Sie sollten nicht ausschließlich renditeorientiert anlegen, sondern darauf achten, dass sie durch Erträge wie Dividenden ihr Kapital sichern.

Sie sind Spezialist für die Altersvorsorge. Wie groß könnte die Rentenlücke in den kommenden Jahrzehnten ausfallen?

Stenger: Das hängt von jedem Einzelnen ab. Eines aber steht fest: Wer nicht früh genug anfängt, hat weniger Zeit, um Vermögen aufzubauen. Ich befürworte daher die Bestrebungen der Bundesregierung, eine digitale Rentenübersicht einzuführen. Das ist der richtige Weg, damit jeder Bürger und jede Bürgerin jederzeit sehen kann: Wo stehe ich mit meiner Altersvorsorge? Dann wird auch klar, was noch zu tun ist, um die bestehende Lücke zu schließen. Immer öfter sind auch Steuern auf die Rente zu zahlen, deshalb ist es gut, wenn genau ersichtlich ist, wieviel im Rentenalter für Miete, Heizung und einen vollen Kühlschrank übrigbleibt. Erschreckend viele Menschen haben keinen klaren Überblick, wenn die Frage kommt: Wo stehst du bei der Vorsorge? Leider hat in diesem Zusammenhang die Riester-Debatte die Motivation vieler Bürger beeinträchtigt, sich um ihre private Altersvorsorge zu kümmern.

 

 


Wie viel Geld muss man jetzt in die Hand nehmen, um später bestmöglich abgesichert zu sein?

Stenger: Je mehr ich verdiene, desto mehr muss ich für Rücklagen in die Hand nehmen. Hier beobachte ich oft einen großen Denkfehler. Wer oberhalb von gewissen Einkommensschwellen ist, betreibt eher zu wenig Vorsorge und läuft Gefahr, einen größeren Verlust beim Lebensstandard hinnehmen zu müssen. Man sollte sich deshalb frühzeitig die Frage stellen: Welche Gelder kommen im Ruhestand herein? Was geht an Kosten ab? Muss ich Miete bezahlen oder kann ich in einer abbezahlten Immobilie wohnen? Wie sieht die Situation bei meinem Krankenversicherungsstatus aus? Bin ich privat versichert und muss mehr aufwenden? Oder bin ich gesetzlich versichert und brauche weniger aufzuwenden? Welche Erträge kann ich steuerfrei oder steuerlich privilegiert vereinnahmen und auf welche sind Steuern zu zahlen? Habe ich also Gelder aus Betriebsrenten und privaten Rentenversicherungen zu erwarten oder muss ich mit Abzügen bei Riester- und Basisrente rechnen?

Welche Rolle spielen ESG-Anlagen im zukünftigen Vorsorge-Mix?

Stenger: Eine sehr große. Die europäische Kommission hat sich eine Lenkungswirkung auf die Fahnen geschrieben. Jährlich 180 Milliarden Euro sollen die gewünschte Lenkungswirkung erzeugen. Vor diesem Hintergrund wird sich der Charakter des Sicherungsvermögens der Versicherer ändern müssen. Sie müssen nachhaltige Produkte vorhalten, mit denen Anleger verantwortungsvoll investieren können.

Was bedeutet in diesem Zusammenhang die ESG-Abfragepflicht, die seit dem 2. August greift, für die Kapitalanlage?

Stenger: Es geht den Regulierern darum, dass die Branche der Asset Manager sich in der Breite verbessert. Vermögensverwalter sind aber gut beraten, wenn sie jetzt nicht destruktiv dem Megatrend Nachhaltigkeit verfallen, sondern mit Umsicht und Augenmaß vorgehen. Kunden sollen nach dem Willen der Politik entscheiden können, wie die 100 Prozent der Summe, die sie sparen, aufgeteilt wird: Sollen die 100 Prozent ausgewogen über alle drei Bereiche – E, S und G – gestreut werden? Oder sollen 50 Prozent auf ESG und 50 Prozent konventionell investiert werden? Meiner Erfahrung nach wollen viele Anleger China dabeihaben, weil das Land trotz aller Probleme die zweitgrößte Volkswirtschaft weltweit ist. Das im Gespräch mit den Anlegern herauszuarbeiten, geht über die Präferenzenabfrage. Also: Was darf im Portfolio drin sein und was soll keinesfalls drin sein?

Was muss die Generation der Millennials für ihre Altersvorsorge tun?

Stenger: Die Millennials befinden sich in einer anderen, vielleicht auch schwierigeren Situation als die Generation vor ihnen: Nach der derzeitigen restriktiven Geldpolitik, eine Folge der hohen Inflation, werden die Zinsen wieder sinken. Die Millennials haben daher den Druck, so früh wie möglich mit dem Kapitalaufbau anzufangen. Am besten schon mit 16 Jahren. Sie müssen viel mehr aufbauen, weil sich immer schwerer einschätzen lässt, wie die Zukunft aussehen wird. Meine Eltern haben noch gesagt: Wir sparen und können uns angesichts des feststehenden Zinssatzes ausrechnen, was wir schließlich herausbekommen.

Diese Projektion kann die heutige Generation nicht mehr machen.

Stenger: Genau. Die Frage steht daher im Raum: Wie sollen die jungen Menschen mit der veränderten Ausgangslage umgehen? Hinzu kommt, dass junge Menschen in vielerlei Hinsicht unverbindlicher unterwegs sind, als die älteren Generationen. Eben deshalb sind sie gut beraten, schon sehr frühzeitig ein Vorsorgepolster aufzubauen. Es hilft ihnen dabei, schon in jungen Jahren beispielsweise ein Sabbatical zu machen oder auch einfach für jede Lebenssituation gewappnet zu sein.

Während die Jüngeren eine Auszeit nehmen, werden die Älteren immer älter und erwarten Versorgung. Irgendetwas passt da nicht…

Stenger: Auch die Älteren müssen wissen, dass ihre Rentenphase heute deutlich länger als 20 Jahre anhalten kann. Rund 23.500 Menschen sind nach Angaben des Statistischen Bundesamts im Jahr 2021 in Deutschland mindestens 100 Jahre alt gewesen, die Zahl hat zum Vorjahr um 3.000 Personen zugenommen. Somit haben auch die Älteren ein breites Zeitfenster für die Kapitalanlage. Durch den demographischen Wandel werden die Anlagehorizonte aller Generationen länger. Aus der Musik kennt man das „fading out“ – so ähnlich dürfte in den kommenden Jahrzehnten der Ausstieg aus dem Berufsleben ablaufen. Kein abrupter Wechsel in den Ruhestand, sondern eher ein allmählicher Übergang. Das Interesse der Millennials, aber auch der Best Ager sollte darauf gerichtet sein, wie sich diese Phase optimal gestalten lässt.

Ihr Tipp?

Stenger: Für alle gelten gleichermaßen die bekannten Regeln: Stets breit diversifiziert in den Markt gehen, Klumpenrisiken vermeiden und dran bleiben, etwa mit einem Sparplan oder einer Fondspolice. Und noch eine Faustregel, die sich bewährt hat: Mit wenig früh beginnen und im Laufe der Berufsjahre mehr zurücklegen, um später den gewohnten Lebensstandard halten zu können. Gut möglich, dass mit den Dividenden auch die Zufriedenheit steigt.


Über den Interviewten: Martin Stenger ist Vertriebsleiter (Sales Director) für Geschäftsentwicklung, Versicherung und Altersvorsorge bei Franklin Templeton. Vor diese Zeit hatte er verantwortungsvolle Führungsaufgaben bei UBS Asset Management und beim Finanzdienstleister Fidelity International.

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